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EZB sorgt für Entspannung!

05.07.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.51) bei 1.2892, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.2889 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 100.28. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.30, während EUR-CHF bei 1.2352 oszilliert. Die EZB hat den Erwartungen entsprechend den Leitzins unverändert bei 0,50% belassen. Der Markt war auf die Verbalakrobatik seitens des EZB-Rats fokussiert. Damit beschäftigen wir uns im weiteren Verlauf des Kommentars.

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Nachfolgend sind die Einlassungen Mario Draghis in Großbuchstaben (Quelle Reuters) dargestellt. Unsere Einlassungen stehen darunter:

DER PREISDRUCK WIRD MITTELFRISTIG ZÖGERLICH SEIN.

Die Aussage ist nicht falsch, sie greift jedoch kurz. Der Rückgang des Verbraucherpreisniveaus war in den letzten Monaten maßgeblich bedingt durch den exogenen Effekt drastisch gesunkener Rohstoffpreise (Ausnahme Öl) trotz unerwartet positiver Konjunkturdaten (!). Sich auf eine weitere Fortsetzung dieser Anomalie zu verlassen, wäre fahrlässig. Das Preisinflationsrisiko ist meines Erachtens höher als von der EZB antizipiert. Nur für den Fall einer temporär nachhaltigen Ausweitung der finanziellen Repression an den Rohstoffmärkten wäre eine moderate Erwartungshaltung vertretbar.

DIE JÜNGSTE INDIKATOREN ZEIGEN EINE WEITERE VERBESSERUNG AUF NIEDRIGEM NIVEAU

In der Tat weisen nicht nur die nach vorne schauenden Konjunkturdaten in Richtung Wachstum. Das IFO-Institut erwartet bereits im 2. Quartal 2013 leichte Expansion der Wirtschaftsleistung der Eurozone.

DIE GELDPOLITIK DER EZB WIRD SO LANG WIE NÖTIG AKKOMMODIEREND BLEIBEN

Das entspannt! Lastwechsel der Politik stehen also nicht auf der Agenda. Das ist hinsichtlich der verbesserten, aber immer noch fragilen Situation in den Reformländern sachlich vertretbar.

ERWARTE IM JAHRESVERLAUF UND 2014 EINE WIRTSCHAFTLICHE ERHOLUNG

Da sind wir uns mit dem IFO-Institut und dem EZB-Rat einig. Voraussetzung sind jedoch keine politischen Unfälle. Die aktuellen Nachrichten aus Portugal ermutigen diesbezüglich.

WERDEN AUF DEM AKTUELLEN ODER NIEDRIGEREM ZINSNIVEAU FÜR EINEN LÄNGEREN ZEITRAUM BLEIBEN

Ja, längerer Zeitraum wurde auch noch definiert. Wir reden damit von mindestens 12 Monaten Fortsetzung dieser Politik. Auch die Federal Reserve denkt frühestens per 2015 an Zinserhöhungen. Die Bank of Japan bewegt sich auf ganz anderen Pfaden, die mit Zinserhöhung nichts zu tun haben und die Bank of England wird voraussichtlich eher mehr Staatsanleihen kaufen, als dass sie Zinsen anhebt. Ergo sind die in den letzten Monaten von einigen Kollegen und Medien heraufbeschworenen Ängste eines Ausstiegs wenig fundiert.

WERDEN ALLE MÖGLICHEN EINFLÜSSE AUF DIE PREISSTABILITÄT IN UNSEREN AUSBLICK EINBEZIEHEN

Das ist handwerklich auch erforderlich - positiv ist anzumerken, dass die Eurozone (EU oder EZB) keine Anstalten macht, eine Kommission nach Vorbild der Boskin-Kommission einzusetzen (USA Anfang der 90er), um die Preismessung so zu verändern, dass sie politischen Geboten folgt (… Ansätze von Moskau 1985 in den USA).

DIE SPÜRBARE VERBESSERUNG AN DEN FINANZMÄRKTEN SEIT DEM VERGANGENEN SOMMER SOLLTE IN DER REALWIRTSCHAFT ANKOMMEN

Ja, es gilt eine Daumenregel. Der Zeitverzug bis die Realwirtschaft reagiert liegt bei 6-9 Monaten. Da wir uns noch das zypriotische Drama leisteten, kann es zu leichten zeitlichen Verschiebungen kommen.

ES BESTEHT DAS RISIKO, DASS SICH DIE KONJUNKTUR WEITER ABKÜHLT

In der Tat bleiben Risiken, sie sind vornehmlich politischer Natur. Eine sinnvolle Balance zwischen Reformpolitik einerseits und ökonomischen Impulsen andererseits ist diesbezüglich zwingend erforderlich.

DIE INFLATIONSRISIKEN SIND ANFÄLLIG FÜR EINE GEWISSE VOLATILITÄT

Ja, auch das ist richtig. Insbesondere gilt das, wenn an Rohstoffpreisen "gearbeitet" wird.

DIE RISIKEN FÜR DIE KÜNFTIGE PREISENTWICKLUNG SIND MITTELFRISTIG WEITGEHEND AUSGEGLICHEN

Wir haben uns dazu zuvor eingelassen. Diese Draghi Einlassung spiegelt die politisch korrekte Seite der Medaille.

DIE ZÖGERLICHE KREDITVERGABE SPIEGELT DEN AKTUELLEN KONJUNKTURZYKLUS,ERHÖHTE KREDITRISIKEN UND BILANZ-ANPASSUNGEN WIDER

Richtig, sind die regulatorischen Änderungen bezüglich klassischer Kredite (nicht an SUVs oder Hedge Funds oder antiautoritäre Hypothekenvermittlung) vor diesem Hintergrund Sinn stiftend? War diese klassische Kreditvergabe auch nur in Ansätzen für die Krise verantwortlich?

DER EZB-RAT IST DEN BISHER BEISPIELLOSEN SCHRITT GEGANGEN UND HAT EINEN AUSBLICK GEGEBEN

Hinsichtlich der Vollkaskoerwartung der Märkte verwundert die positive Reaktion darauf nicht.

HABEN MEHRERE VARIANTEN HINSICHTLICH EINES AUSBLICKS DISKUTIERT

Gut …

DER AUSBLICK WAR ZIEMLICH SPEZIFISCH

Das stimmt.

DER RAT WAR EINSTIMMIG DAFÜR, DEN AUSBLICK ZU GEBEN

Das erfreut den "Mainstream".




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