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EZB-Pressekonferenz lässt Rohstoffpreise kalt

05.07.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können dem steigenden US-Dollar trotzen. Brent handelt mit 105,5 USD je Barrel nur knapp unter dem Mitte der Woche verzeichneten 2-Wochenhoch, WTI mit 101 USD je Barrel nur knapp unter dem 14-Monatshoch. Die Lage in Ägypten bleibt angespannt. Heute hat die Muslimbruderschaft zu landesweiten Protesten gegen die Absetzung von Präsident Mursi aufgerufen. Durch den Suezkanal und die benachbarte Sumed-Pipeline werden täglich mehr als 2 Mio. Barrel Rohöl transportiert. Mögliche Anschläge frustrierter Mursi-Anhänger oder radikaler Islamisten dürften durch die ägyptische Armee allerdings verhindert werden.

Trotz aller Sorgen um Angebotsausfälle besteht derzeit keine Knappheit am Ölmarkt. Dies verdeutlichen aktuelle Daten der Beratungsfirma Oil Movements zu den OPEC-Lieferungen, welche in den vier Wochen zum 20. Juli um 540 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber den vorherigen vier Wochen steigen sollen. Dies ist der stärkste Anstieg der OPEC-Lieferungen seit Dezember 2012. Oil Movements macht dafür eine stärkere saisonale Nachfrage der Raffinerien verantwortlich.

Heute dürfte sich der Fokus auf die US-Arbeitsmarktdaten richten. Ein stärkerer Stellenaufbau würde für eine anziehende Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland sprechen. Der daraus resultierende Preisanstieg könnte aber durch die Erwartung einer Rückführung der Fed-Anleihekäufe ausgebremst werden. Die heute Abend zur Veröffentlichung anstehenden CFTC-Daten können zudem Aufschluss darüber geben, inwiefern der kräftige Preisanstieg bei WTI zu Wochenbeginn auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen war.

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Edelmetalle

Der Goldpreis fällt heute Morgen unter 1.240 USD je Feinunze, nachdem er sich gestern trotz eines festen US-Dollars im Zuge der Pressekonferenz von EZB-Präsident Draghi noch weitgehend behaupten konnte. Draghi hatte gestern einen bemerkenswerten Kurswechsel in der EZB-Zinspolitik vollzogen und versprochen, die Leitzinsen "ür einen ausgedehnten Zeitraum auf den gegenwärtigen oder niedrigeren Niveaus" zu halten. Früher hatte sich EZB-Präsident Trichet immer geweigert, sich bei den Leitzinsen vorab festzulegen. Offenbar will die EZB verhindern, dass der Ausstieg der US-Notenbank Fed aus der expansiven Geldpolitik die Anleihezinsen im Euroraum steigen lässt.

Nach Ansicht unserer Volkswirte ist eine weitere Leitzinssenkung durch die gestrige Vorabfestlegung von Draghi für sich genommen nicht wahrscheinlicher geworden. Vielmehr kommt es weiter vor allem auf die konjunkturellen Frühindikatoren an. Mehrere Monate mit schlechten Daten könnten zu niedrigeren Zinsen führen. Davon müsste unseres Erachtens vor allem der Goldpreis in Euro profitieren. Dem Goldpreis in US-Dollar steht die erwartete merkliche Aufwertung der US-Währung entgegen, welche gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit fünf Wochen gestiegen ist. Die Dollarstärke könnte sich heute Nachmittag fortsetzen, sollten die US-Arbeitsmarktdaten positiv überraschen und damit die Spekulationen auf einen bevorstehenden Ausstieg der Fed aus dem Anleihekaufprogramm weiter zunehmen.


Industriemetalle

Ähnlich wie die Edelmetalle stehen heute Morgen auch die Preise der Industriemetalle unter Druck, nachdem sie sich gestern entgegen des festen US-Dollars noch relativ gut behaupten konnten. Sehr feste Aktienmärkte dürften dabei für Unterstützung gesorgt haben. Die Marktteilnehmer dürften sich am Nachmittag auf die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten konzentrieren. Da jedoch viele den heutigen Tag aufgrund des "Independence Day"-Feiertages gestern als Brückentag nutzen dürften, rechnen wir auch heute mit einem unterdurchschnittlichen Handelsvolumen.

Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz ist gestern auf ein 6-Wochenhoch von 122 USD je Tonne gestiegen. Hierzu dürfte eine merklich angezogene Nachfrage aus China beigetragen haben, nachdem im Reich der Mitte die Lagerbestände in den letzten Monaten stark abgebaut wurden. Gemäß Angaben des Datenanbieters Shanghai Steelhome Information Technology Co. wurden die Eisenerzvorräte in den chinesischen Häfen innerhalb eines Jahres um 22% auf 76,5 Mio. Tonnen per Ende Juni reduziert.

Das verstärkte Kaufinteresse chinesischer Händler hatte sich auch in zwischenzeitlich stark gestiegenen Frachtraten widergespiegelt und dürfte sich in den kommenden Monaten in der Importstatistik bemerkbar machen. Der knapp 11%-ige Preisanstieg von Eisenerz seit Ende Mai erscheint uns allerdings etwas übertrieben.


Agrarrohstoffe

Indien hat die Steuer auf Zuckerimporte von 10% auf 15% erhöht, nachdem man dies Mitte Juni noch ausgeschlossen hatte. Dadurch sollen Importe weniger attraktiv gemacht werden, nachdem die lokalen Zuckerpreise aufgrund des reichlichen Angebots unter Druck geraten sind. Laut des Präsidenten der Vereinigung der Indischen Zuckermühlen hat Indien im seit Oktober laufenden Vermarktungsjahr bislang 700 Tsd. Tonnen Zucker importiert. Die Erhöhung der Importsteuer und die schwache Rupie dürften die Einfuhren zum Erliegen bringen.

Die Entscheidung Indiens dürfte auch die globalen Zuckerpreise weiter unter Druck setzen, welche infolge des globalen Überangebots bereits auf ein 3-Jahrestief von gut 16 US-Cents je Pfund gefallen sind. Der Zuckerhändler Kingsman schätzt den diesjährigen Angebotsüberschuss auf dem globalen Zuckermarkt auf 4,7 Mio. Tonnen.

Die Europäische Union hat im zu Ende gegangenen Erntejahr 2012/13 18,9 Mio. Tonnen Weizen exportiert und damit gut 50% mehr als im Vorjahr. Neben einer robusten Nachfrage waren Angebotsausfälle in der Schwarzmeerregion dafür verantwortlich. Im gerade begonnenen Erntejahr 2013/14 ist mit einer etwas geringeren Exportdynamik zu rechnen, da Russland und die Ukraine wieder deutlich mehr Weizen produzieren werden. Laut aktueller Prognose der EU-Kommission sollen die Weichweizenexporte daher auf 16,9 Mio. Tonnen zurückgehen.




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