Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gemischte Gefühle nach US-Arbeitsmarktdaten

08.07.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Im Gegensatz zu Industrie- und Edelmetallen haben die guten Arbeitsmarktdaten in den USA den Ölpreisen am Freitag weiteren Auftrieb gegeben. Offensichtlich wogen die bessereren Nachfrageperspektiven im weltgrößten Ölverbrauchsland USA mehr als der stärkere US-Dollar und die Erwartung des baldigen Endes von QE3. Hinzu kommen Angebotsrisiken durch die sehr unsichere Lage in Ägypten, die Schließung des wichtigsten Ölexportterminals in Libyen und neuerliche Streitigkeiten zwischen Südsudan und Sudan.

Vorliegenden Verladedaten zufolge wird das Angebot der vier Nordseeölsorten Brent, Forties, Oseberg und Ekofisk im August auf 754 Tsd. Barrel pro Tag zurückgehen. Dies stellt laut Bloomberg und Reuters einen Rückgang um knapp 100 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber Juli dar. Grund hierfür sind Wartungsarbeiten an den Ölplattformen in der Nordsee, welche das Angebot von Forties-Öl um 135 Tsd. Barrel pro Tag schrumpfen lassen. Forties ist die wichtigste der vier o.g. Ölsorten, welche für die Preisbildung von Brent maßgeblich sind. Der Rückgang kommt allerdings nicht unerwartet.

Die IEA hat in ihrem letzten Monatsbericht darauf hingewiesen, dass die Produktionsausfälle in der Nordsee aufgrund von Wartungsarbeiten in diesem Sommer überdurchschnittlich ausfallen werden. Dennoch dürfte der Brentölpreis durch diese Daten Unterstützung erhalten. Auch wenn die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI dank verbesserter Logistik langfristig weiter sinken dürfte, gehen wir im Hinblick auf die Angebotsrisiken kurzfristig von einer Ausweitung der "Prämie" aus.


Edelmetalle

Gold und Silber notieren zum Auftakt der neuen Handelswoche bei rund 1.220 USD bzw. knapp 19 USD je Feinunze, nachdem sie am Freitag deutlich unter Druck standen. In den USA hatte sich im Juni der Arbeitsmarkt stärker als erwartet verbessert, was zu einer abermaligen merklichen Aufwertung des US-Dollar führte. Ebenso rückt damit eine Verringerung der Anleihekäufe seitens der US-Notenbank Fed näher. Außerdem stiegen die 10-jährigen US-Renditen mit 2,75% auf den höchsten Stand seit knapp 2 Jahren, weshalb die Anleger aus den unverzinsten Gold-Anlagen fliehen. China hatte im Mai die niedrigen Goldpreise genutzt und netto 106 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies war der zweithöchste Monatswert aller Zeiten. In den ersten fünf Monaten des Jahres haben sich die Einfuhren im Vergleich zum Vorjahr auf 410 Tonnen fast verdoppelt.

China bleibt damit der Haupttreiber für die Goldnachfrage, zumal Indien durch die zahlreichen Maßnahmen der Regierung und Zentralbank derzeit ausfällt. Dadurch wird es zunehmend wahrscheinlicher, dass China in diesem Jahr Indien als weltweit größten Goldkonsumenten ablöst. Auch in Japan scheint sich die Goldnachfrage zu beleben. Der größte Goldeinzelhändler des Landes schätzt, dass er in diesem Jahr zum ersten Mal seit dem Jahr 2004 mehr Gold an lokale Investoren verkaufen als von diesen ankaufen wird. Die niedrigen Goldpreise einhergehend mit der schwachen japanischen Währung machen das gelbe Edelmetall für Japaner attraktiv.

Open in new window


Industriemetalle

Neben den Edelmetallen standen die Preise der Industriemetalle am Freitag im Zuge der US-Arbeitsmarktdaten merklich unter Druck. Somit wurden abermals gute Konjunkturdaten - denn diese deuten eigentlich auf eine Verbesserung der Nachfrageperspektiven im weltweit zweitgrößten Konsumentenland für Metalle hin - vom Markt negativ interpretiert. Offenbar wirken die Aufwertung des US-Dollar und die Sorge vor einem baldigen Ende von "QE3" schwerer. Wir halten den aktuellen Pessimismus der Marktteilnehmer für übertrieben. Wie negativ die Finanzinvestoren gestimmt sind, wird die CFTC-Statistik zeigen, die aufgrund des Unabhängigkeitstages in den USA letzte Woche erst heute Abend veröffentlicht wird.

Unseres Erachtens sollten sich die Metallpreise stabilisieren, wozu auch die chinesischen Handelsdaten am Mittwoch beitragen dürften. Denn die Metallvorräte in China gingen zuletzt merklich zurück, z.B. fielen die Aluminium- und Kupferbestände an der SHFE auf den niedrigsten Stand seit dem letzten Herbst 2012 und die Zinkvorräte sogar seit Oktober 2010. Die chinesischen Händler dürften die niedrigen LME-Preise und die Arbitrage zwischen der LME und SHFE in den letzten Monaten genutzt und verstärkt Metalle gekauft haben.

Mit einem Minus von fast 6% war Zinn am Freitag der größte Verlierer. Kaum in Kraft getreten hat das indonesische Handelsministerium die verschärften Regelungen für Zinnexporte schon aufgeweicht. So darf der Bleigehalt in den Zinnausfuhren nun doch höher sein als bisher angekündigt. Damit könnte aus Indonesien mehr Angebot auf den Weltmarkt gelangen als zunächst befürchtet.


Agrarrohstoffe

Die Rohzuckerpreise notieren mit 16,3 US-Cents je Pfund auf einem Drei-Jahrestief. Angesichts der globalen Überschüsse befindet sich der Preis seit vielen Monaten in einem Abwärtstrend. Dieser war im Juni vorübergehend durch die Regenfälle in Brasilien, die die Zuckerrohrernte erschwerten, unterbrochen worden. Inzwischen herrscht trockenere Witterung und die Ernte geht voran. In der Hauptanbauregion Center-South wird eine rekordhohe Produktion von 590 Mio. Tonnen Zuckerrohr erwartet, ein Anstieg um 11% ggü. Vorjahr. Nun wird aufgrund der starken Abwertung des Brasilianischen Real - dieser verlor in den letzten zwei Monaten über 12% ggü. dem USD - damit gerechnet, dass die Zuckerproduzenten ihre Ware rasch auf die Märkte bringen werden, um davon zu profitieren.

Allerdings erwartet man, dass die Zuckerproduktion in Brasilien um lediglich 3% zulegt und der Großteil des Zuwachses in die Ethanolproduktion geht. Dabei zieht sowohl die heimische als auch die internationale Nachfrage nach brasilianischem Ethanol an. In Brasilien ist der relative Preis von Ethanol zu Benzin auf ein Niveau gefallen, das die Nachfrage nach Ethanol zur Betankung der großen Flex-Fuel-Flotte des Landes erhöht. Da Ethanol derzeit im Preis attraktiver ist als Zucker und der lange Regen den Zuckergehalt beeinträchtigte, dürfte in dieser Saison der Anteil des Zuckerrohrs, der in die Ethanolherstellung geht, deutlich steigen. Schätzungen reichen bis zu 60% ggü. 51% im Vorjahr.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"