Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Inflationsrate bei 3% - die Stagflation ist da

14.10.2011  |  Markus Blaschzok
EU-Kommissionspräsident Barroso sagte in dieser Woche, dass die Banken binnen neun Monaten ihre Kernkapitalquote auf mindestens neun Prozent erhöhen sollten - notfalls auch mit Staatshilfe. Ein Schrei wäre daraufhin durch die Bankenlandschaft gegangen und Sparkassenpräsident Heinrich Haasis entgegnete, dass dieses Ziel viel höher sei als die nach Basel III angestrebten 7% Kernkapitalquote bis 2018 und es "unmöglich" zu realisieren wäre. Im Kapitalismus sowie im aktuellen sozialistischen Geld- und Politsystem ist es binnen dieser kurzen Zeit durchaus zu schaffen, nur auf anderem Wege. Im Kapitalismus (mit sozialistischer Giralgeldschöpfung) würden viele Banken aufgrund ihrer zu hohen Ausleihungen Ausfälle erleiden und Pleite gehen. Defaltion und Rezession würden die Banken dazu zwingen so schnell wie möglich ihre Kernkapitalquote zu erhöhen und die Deflation verstärken. Viele Banken müssten mit ihrer Existenz den Preis ihrer Gier bezahlen.

Im heutigen sozialistischen Geld- und Politsystem ist es jedoch anders. Banken verkaufen ihre Problempapiere an die staatlichen Notenbanken und an staatliche Rettungsfonds, wofür sie bares Geld erhalten. Der Steuerzahler wird dadurch enteignet und sein Vermögen auf das Bankensystem übertragen. Der vermeindliche Aufschrei im Bankensystem nach Barossos und Junkers Forderung, muss also ein Freudenschrei gewesen sein, da sich jedes Kreditinstitut über eine Rekapitalisierung auf Staatskosten nur freuen kann. Nach Schätzungen von Morgan Stanley wären 275 Mrd. Euro notwendig, um die Banken nur auf 7% Kernkapitalquote zu bringen und diese Schätzung ist immer noch extremst konservativ. Die kürzlich getätigte Aussage des Chefs von JP-Morgan, dass Basel III unamerikanisch sei, trifft nicht zu, denn je höher die Kernkapitalquote ist, umso liberaler ist sie - die Freiheit fängt bei 100% an!

Da nun auch die Slowakei der Erhöhung des EFSF-Rettungsfonds auf 780 Mrd. Euro zustimmte, dürfte erst einmal genügend Geld zur Verfügung stehen, um dies zu bewerkstelligen. Sollte es nicht reichen, wird es notfalls nochmals Geld für den Fonds im Austausch für PIGS-Staatsanleihen geben. Die Kursverluste dieser Papiere werden weiter zunehmen und die Ratingagentur S&P bewertete die Lage dieser Länder wieder etwas schlechter, da sie in dieser Woche die Bonität Spaniens um eine Note auf "AA-" herabsetzte. Am Dienstag hatte sie bereits zehn spanische Banken herabgestuft. Die Bonitätsverschlechterungen im Bankensystem und die drohenden Bankenpleiten verkörpern also den kapitalistischen Weg, während die Umlegung der Verluste und die Rettung der Banken den sozialistischen Weg darstellen.

"Führende deutsche Wirtschaftsforscher" haben nun ihr Herbstgutachten vorgelegt und korrigierten ihre Wachstumsprognose für die BRD kräftig nach unten auf nur mehr 0,8% für 2012. (Wir prognostizierten dies bereits vor einem Jahr!) Sie rechnen zwar mit einer schrumpfenden Wirtschaft im letzten Quartal 2011, doch wird die BRD nach ihrer Ansicht einer Rezession in 2012 entgehen. Ob deren Aussage zutreffen wird, dürfte von der Differenz des Deflators mit der realen Preissteigerungsrate abhängig sein und selbst im Fall einer großen Diskrepanz rechnen wir damit, dass diese Forscher im kommenden Jahr ihre Prognose nochmals nach unten korrigieren werden müssen, da unsere Berechnungen viel negativer ausfallen. Das Statistische Bundesamt gab die offizielle Preissteigerungsrate für September nun mit 2,6% an. Hintergrund sei der Preisanstieg für Energie, Bekleidung und Schuhe. Nach Angaben des europäischen Statistikamts legte die Preissteigerung in der Eurozone gar um 3% zu. Die "Inflationsrate" in der Bundesrepublik lag nach der europäischen Berechnungsmethode gar bei 2,9%!

Open in new window


Nach Meinung von Jean-Claude Trichet hätte die EZB alles getan, was möglich sei - mehr könne sie nicht tun und forderte die Politik zu Schaffung einer größeren europäischen Einheit auf. Dies erinnert an den US-Notenbankchef, der erst vor Kurzem seine Hilflosigkeit bekundete und die Politik zum Handeln aufforderte. Die Perspektive für Gold und Silber bleibt fundamental weiterhin äußerst optimistisch und es ist vonseiten der Politik kein Ende des in Euro oder US-Dollar gerechneten mittel- bis langfristigen Aufwärtstrends zu sehen.


Weitere Entwicklungen
  • Die Ratingagentur Fitch stufte die Landesbank Berlin und die Berlin-Hannoversche Hypothekenbank um einen Punkt auf "A+" und die der Schweizer UBS auf "A" herab.


HINWEIS: In Kürze starten wir unseren Premium-Marktkommentar mit tagesaktuellen Kauf- und Verkaufsempfehlungen zu Aktien (Gesamtmarkt sowie Minen), Rohstoffen und Devisen, Musterdepot und weiteren Services. Informationen hierzu werden rechtzeitig über das Abonnement des kostenlosen Marktkommentars unter www.markus-blaschzok.de versandt und auf unserer Homepage veröffentlicht.


Technische Analyse

Gold an Abwärtstrendlinie - Platin hat es noch nicht hinter sich


Der Goldpreis setzte in der vergangenen Woche seine Bodenbildung fort. Der Preis erreichte nun den kurzfristigen Abwärtstrend, der ihn in den vergangenen drei Tagen vor einer weiteren Erholung abhielt. Da Gold entgegen Platin ein monetäres und nicht industrielles Edelmetall ist, wird sich die Lage der Weltwirtschaft auch nur kurzfristig auf den Preis ausgewirkt haben. Die COT-Daten sind positiv und die ETF-Bestände zeigen, dass Investoren bei der sozialistischen Politik nicht daran denken ihren Inflationsschutz zu verkaufen. Im Gegenteil dürfte die Nachfrage mit weiteren Rettungsmaßnahmen sukzessive ansteigen. Im Worst-Case sehen wir noch einen Abverkauf bis in den Bereich von 1.450 USD bis 1.500 USD. Das aktuelle Preisniveau erachten wir mittel- bis langfristig als gute Nachkaufgelegenheit. Rücksetzer an die 200-Tage-Linie sollten zum Einstieg für Positionen im mittel- und langfristigen Zeitfenster genutzt werden. Der Test der Abwärtstrendlinie sollte für kurzfristige Handelssignale (wenige Tage) beobachtet werden.

Open in new window


Platin fand bei 1.500 USD und 1.450 USD Unterstützungen, die den vorhergesagten Einbruch zunächst stoppten. Platin wird jetzt nicht wieder kontinuierlich steigen, nur weil sich das Edelmetall kurzfristig verbilligt hat. Die rezessiven Kräfte, die auf die Fehlallokationen in der Welt und damit die gesamten Volkswirtschaften drücken, sind so groß wie nie. Die Stagflation ist da und steigende Marktzinsen werden den Rest erledigen. Lediglich enorme quantitative Maßnahmen könnten nominal etwas an den Preisen ändern, doch soweit sind wir noch nicht, zumindest nicht in den USA. Selbst in diesem nominalen Best-Case ist mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Platin die Unterstützungen in den nächsten Wochen durchbrechen und Kurs auf die 1.300 USD je Feinunze nehmen wird.

Open in new window


ETF-Bestände

Veränderungen seit dem 09.09.2011


Im Anfangsstadium dieser Stagflation zeigen sich die unterschiedlichen Eigenschaften der Edelmetalle sehr deutlich. Während Gold und besonders Silber als monetäre Edelmetalle bei dem Einbruch von Investoren nachgekauft wurden, stießen spekulativ agierende Investoren die reinen Industriemetalle Platin und Palladium ab. Die Silberbestände stiegen trotz des starken Einbruchs um beeindruckende2,3% an und die Goldbestände blieben konstant. Die Palladiumbestände wurden stärker abgebaut als die von Platin, was die Situation bei den Daten der CFTC bestätigt, wonach immer mehr Platin zu Investmentzwecken gekauft wird. Ein Grund dürfte der ständige Preisvergleich mit Gold sein. Diese fundamental wenig begründbare Korrelation dürfte manchen Investor in Bälde weitere Bauchschmerzen bereiten.

Die hohen Platinbestände, die bisher im Vergleich zu denen von Palladium, kaum reduziert wurden, sind erstaunlich, da in 2008 das Bild genau andersrum war. Damals verstärkte der Verkauf von Platin aus ETF-Beständen die Talfahrt des Industriemetalls zusätzlich. Mit der aufziehenden Stagflation wird es spannend, wann Platininvestoren beginnen werden, Positionen zu verkaufen und den Preis damit zusätzlich unter Druck bringen. Sollte sich die Rezession wie erwartet viel stärker manifestieren, dann dürften einige Investoren entmutigt werden und es zu einer Reduzierung der Bestände kommen, die den engen Markt, wie in 2008, nochmals unter Druck bringt.

Open in new window


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

>> Abonnieren Sie diesen wöchentlichen Marktkommentar per Email hier <<



Disclaimer: Diese Analyse dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Ohne schriftliche Einwilligung des Autors darf diese Publikation nicht nachträglich verändert oder weiterverwendet werden. Bei Zitaten ist es angemessen, auf die Quelle zu verweisen. Diese Publikation darf als Ganzes vervielfältigt und an andere Personen weitergegeben werden.

Die in dieser Veröffentlichung dargelegten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf dar. Die gesamte Analyse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen spiegeln die Meinung und Ansichten des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und dürfen nicht als Empfehlung, Anlageberatung oder Ähnlichem verstanden werden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit wird nicht übernommen. Eine Haftung für Vermögensschäden, die aus dieser Veröffentlichung resultieren, ist ausgeschlossen. pro aurum verpflichtet sich nicht, dieses Dokument zu aktualisieren, in irgendeiner Weise abzuändern oder die Empfänger zu informieren wenn sich eine hier dargelegte Stellungnahme, Einschätzung oder Prognose ändert oder unzutreffend wird.

Die Verwendung von Hyperlinks auf andere Webseiten in diesem Dokument beinhaltet keineswegs eine Zustimmung, Empfehlung oder Billigung der dort dargelegten oder von dort aus zugänglichen Informationen. Markus Blaschzok übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalt oder für eventuelle Folgen aus der Verwendung dieser Informationen. Desweiteren werden weder wir, noch unsere Geschäftsorgane, sowie Mitarbeiter, eine Haftung für Schäden die ggf. aus der Verwendung dieses Dokuments, seines Inhalts oder in sonstiger Weise, entstehen, übernehmen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"