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G-20 stellt klare Forderungen - Euro-Gipfel am 23. 10. muss liefern!

17.10.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.40 Uhr) bei 1.3855, nachdem im europäischen Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3894 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 106.90, während EUR-CHF bei 1.2380 oszilliert.

Das G-20 Treffen endete mit einem klaren Appell an Europa bis zum Euro-Gipfel am 23. Oktober in Brüssel einen umfassenden Plan für die Lösung der Probleme im Rahmen der Schuldenkrise der Eurozone zu liefern.
  • Die Eurozone muss binnen acht Tagen Lösungskonzept vorlegen
  • Die G-20 Nationen unterstützen Pläne , die Wirkung der EFSF-Mittel zu maximieren.
  • Die G-20 Nationen forderten den IWF auf, Maßnahmen zu ergreifen, angeschlagenen Ländern kurzfristige Liquidität zur Verfügung zu stellen.
  • G-20 wird sicherstellen, dass die Banken eine adäquate Kapitalausstattung erhalten.
  • Schwellenländer mit starken Überschüssen werden Anstrengungen beschleunigen, die Binnennachfrage zu stärken.
  • Die Zins- und Geldpolitik wird auf internationaler Basis weiterhin unterstützend ausfallen

Die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Paris wird das Kernstück der Maßnahmen liefern. Ohne die Achse Berlin/Paris sind Lösungen nicht möglich. Zwischen den Zeilen ist deutlich erkennbar, dass es hier zu einem hohen Maß an Homogenität gekommen ist. Komturen der Maßnahmen sind klar identifizierbar.

Das wird an den Äußerungen der Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank erkennbar. Nach Ansicht der Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank Lautenschläger sollte Europa die Banken rekapitalisieren, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Die Rekapitalisierung soll nach Möglichkeit über die Märkte, ansonsten über den jeweiligen Staat und ultimativ über den EFSF laufen. Es sei aber ebenso unerlässlich, eine überzeugende Lösung für die Staatsdefizitkrise in den individuellen Ländern zu finden.

Das ARD-Interview von Finanzminister Schäuble eröffnet weitere Einblicke. Eine dauerhafte Lösung der Griechenland-Krise ist nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ohne eine Reduzierung der griechischen Gesamtverschuldung unmöglich. Diese Reduzierung werde vermutlich höher sein müssen, als man dies noch im Sommer ins Auge gefasst habe, sagte Schäuble am Sonntagabend in der ARD. Zugleich wies Schäuble darauf hin, dass die USA derzeit mindestens dieselben Probleme hätten wie Europa.

Die letzte Einlassung ist von hoher Bedeutung. Die Betonung liegt auf "mindestens". Europa rekonfiguriert sich. Die USA sind sich noch nicht einmal der Ursachen ihrer Misere bewusst ...

Insgesamt belegt das G-20 Treffen, dass es wieder eine sehr hohe Homogenität in der Krisenpolitik gibt. Diese Homogenität ist für eine erfolgreiche Lösung unumgänglich. Der gemeinsame politische Wille kann in die Richtung interpretiert werden, dass ein Scheitern keine Option darstellt.


Wenden wir uns den Veröffentlichungen vom letzten Freitag zu:

Die Handelsbilanz der Eurozone lieferte per Berichtsmonat August ein Defizit in Höhe von -3,4 Mrd. Euro nach zuvor +2,5 Mrd. Euro. Die Daten liefern keine neuen Erkenntnisse. Im Gegensatz zu den USA bietet sich hier tendenziell ein nahezu ausgewogenes Bild.

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Die Verbraucherpreise der Eurozone verzeichneten per Berichtsmonat September einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,8%. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 3,0% ein. Das Preisniveau bleibt damit trotz konjunktureller Abschwächung in der Weltwirtschaft auf deutlich erhöhtem Niveau. Wir verweisen auf den Prolog des Jahrersausblicks 2011 zum Thema Inflation mit der These "Rückkehr der Inflation der 80er Jahre".

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Der Datenpotpourri aus den USA offerierte Licht und Schatten: Die Importpreise legten per September um 0,3% im Monatsvergleich zu. erwartet war ein Rückgang um -0,3%. Der Vormonatswert wurde von -0,4% auf -0,2% revidiert. In der Folge stellte sich der Anstieg auf Jahresbasis auf 13,4% nach zuvor 13,0%. Was für die Verbraucherpreise der Eurozone gilt, gilt auch für US-Importpreise ...

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Die Einzelhandelsumsätze lieferten in den USA eine positive Überraschung. Per Berichtsmonat September kam es zu einem fulminanten Anstieg um 1,1%. Die Prognose lag bei lediglich 0,7%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von einem unveränderten Ergebnis auf +0,3% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 7,9% nach zuvor 7,5%. Dabei ist aber zu beachten, dass diese Werte nicht inflationsbereinigt sind.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank per Oktober in der vorläufigen Fassung unerwartet von zuvor 59,4 auf 57,5 Punkte. Die Prognose lag bei 60,0 Zählern. Sowohl die Bewertung der aktuellen (-1,1) als auch zukünftigen Lage (-2,4) trugen zu dem Rückgang bei.

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Die US-Lagerbestände per August verzeichneten einen Anstieg um 0,54% (Prognose 0,4%) nach 0,51% (revidiert von 0,4%) im Vormonat. Der Absatz legte um 0,3% nach zuvor 0,7% zu. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz verharrte bei 1,28 Monatsumsätzen. Dieser Wert impliziert nicht ansatzweise eine zu hohe Lagerhaltung. Im Gegenteil ist die Entwicklung Ausdruck dafür, dass die Anpassung der Lager unverändert von statten geht.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3120 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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