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Dämpfer durch China-Daten und Euro-Schuldenkrise

18.10.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist am Morgen auf 110 USD je Barrel je Barrel gefallen, nachdem Hoffnungen auf eine schnelle Lösung der Euro-Schuldenkrise einen Dämpfer erhielten. Deutschland hat gestern vor überzogenen Erwartungen an den EU-Gipfel am kommenden Wochenende gewarnt, was einen merklichen Anstieg der Risikoaversion zur Folge hatte und den Ölpreis um bis zu drei US-Dollar fallen ließ. In der Nacht meldete China zudem eine stärker als erwartet ausgefallene Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im dritten Quartal. Dadurch erhielten Sorgen vor einer weiteren Abschwächung der chinesischen Ölnachfrage neue Nahrung, welche bereits gestern durch die Daten der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission geschürt wurden. Demnach hat sich der Anstieg der Ölnachfrage Chinas seit Jahresbeginn in etwa gedrittelt.

Der Preisanstieg bei Brent seit Anfang Oktober war größtenteils auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 11. Oktober um 11,2 Tsd. auf 35.944 Kontrakte ausgeweitet. Angesichts des fortgesetzten Preisanstiegs dürften auch die Netto-Long-Positionen weiter gestiegen sein und Ende letzter Woche wahrscheinlich bereits wieder das Niveau von Ende September erreicht haben. Sie stellen damit ein Risiko dar, sollte es im Vorfeld des EU-Gipfels zu erneuten Positionsglattstellungen kommen.


Edelmetalle

Der Goldpreis fällt am Morgen auf 1.660 USD je Feinunze. Offensichtlich führt das gestrige Scheitern an der Marke von 1.700 USD je Feinunze zur Schließung von Long-Positionen seitens spekulativer Anleger. Die Zentralbank von Sri Lanka hat ihre Goldbestände im Juli um 8 Tonnen reduziert, die Zentralbank der Philippinen seit September um 10 Tonnen. Das geht aus aktuellen Zahlen des IWF und des World Gold Council hervor. Offensichtlich verfolgen nicht alle Zentralbanken eine reine Kaufen-und-Halten-Strategie, sondern sind gegebenenfalls auch bereit, Gold bei höheren Preisen zu verkaufen. Dagegen hat die thailändische Zentralbank ihre Bestände laut World Gold Council im August um 9,3 Tonnen erhöht. Die Zentralbanken dürften in diesem Jahr erneut als Netto-Käufer auftreten. Nach sechs Monaten übertrafen die Käufe die Verkäufe bereits um knapp 200 Tonnen.

Unter den Edelmetallen stach gestern Palladium heraus, das sich insbesondere im Vergleich zu den Industriemetallen sehr stark zeigte und in der Spitze um 3,7% stieg. Hierzu dürften Meldungen beigetragen haben, die sich auf staatliche Stellen berufen, wonach Russland in den nächsten beiden Jahren jeweils nur noch 4-4,5 Tonnen Palladium exportieren wird (entspricht in etwa 130-150 Tsd. Unzen). Im vergangenen Jahr hatte der russische Staat noch rund 1 Mio. Unzen Palladium verkauft und hatte damit ein deutliches Angebotsdefizit verhindert. Solange es nicht zu einem konjunkturbedingten Nachfrageeinbruch kommt, dürfte sich der Palladiummarkt weiter einengen. Der Preis sollte langfristig betrachtet daher gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Die zu Wochenbeginn verzeichneten Preisgewinne wurden mittlerweile wieder komplett abgegeben. Einer der Gründe könnten die chinesische BIP-Zahlen sein. Die Wirtschaft in China ist im dritten Quartal um 9,1% und damit etwas schwächer als erwartet gewachsen. Damit setzt sich zwar der Abwärtstrend der vergangenen Quartale fort, ein sog. "Hard Landing" ist aber weiterhin nicht in Sicht. Vielmehr entwickelt sich die Wirtschaft in die von der Regierung gewünschte Richtung.

Die Konjunkturdynamik im September scheint gemäß Daten zu Industrieproduktion, Einzelhandel und Anlageinvestitionen sogar wieder an Dynamik gewonnen zu haben. Auf die Nachfrage nach Metallen hat das schwächere BIP-Wachstum bislang noch keine sichtbaren Auswirkungen. Allerdings wurde die Metallproduktion im September im Vergleich zum Vormonat etwas gedrosselt. So wurden laut Daten des Nationalen Statistikbüros im September noch 479 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, nach 518 Tsd. Tonnen im August.

Insbesondere der größte chinesische Kupferproduzent, Jiangxi Copper, hat seine Kapazitäten reduziert, nachdem er in den Vormonaten deutlich über Plan produziert hatte. Die Aluminiumproduktion war im September ebenfalls leicht rückläufig. Die Stahlherstellung in China ging mit 56,7 Mio. Tonnen sogar den vierten Monat in Folge zurück. Dies spiegelt sich zugleich in stark fallenden Eisenerzpreisen wider, die mit gut 153 USD je Tonne auf ein 11-Monatstief gesunken sind und damit eine schwächere Nachfrage nach Eisenerz einpreisen.

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Agrarrohstoffe

Gestern musste der Preis für Kakao an der Börse in New York seine Gewinne vom Freitag wieder abgeben, als gute Verarbeitungsdaten aus Europa gemeldet worden waren. Im dritten Quartal war die Verarbeitung nach Angaben der Europäischen Kakaoorganisation um 14% gegenüber dem Vorjahr und mit 377 Tsd. Tonnen auf einen neuen Rekord gestiegen. Die positiven Produktionsaussichten in Westafrika dürften allerdings dauerhaft höhere Kakaopreise verhindern. Auch die Notierungen für Kaffee gaben gestern deutlich nach. Die größte brasilianische Kooperative von Kaffeeanbauern zeigt sich sehr optimistisch für die Qualität der nächsten Ernte, nachdem die Blüte als ‚beeindruckend’ bezeichnet wurde.

Ein Blick auf die seit kurzem von der Liffe veröffentlichten Positionierungsdaten für die in London gehandelten Agrarprodukte legen nahe, dass sich die Einschätzungen der spekulativen Finanzanleger diesseits und jenseits des Atlantiks ähneln. Wie in New York haben auch in London die Finanzanleger ihre Netto-Anlageposition bei Kakao um die Monatsmitte des Septembers ins Negative gedreht, setzen also mehrheitlich auf fallende Preise. Auch für Kaffee gilt, dass der Optimismus für die Preisentwicklung, der sich in Netto-Long-Positionen ausdrückt, sowohl bei Arabica-Kaffee in New York als auch bei Robusta-Kaffee in London in den letzten Wochen stark nachgelassen hat.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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