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Kräftige Preiserholung an den Rohstoffmärkten

11.07.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen auch ohne neue Hiobsbotschaften aus Ägypten oder anderen Krisenregionen des Nahen Ostens ihren Höhenflug fort. Brent stieg im Zuge dessen auf ein 3-Monatshoch von 108,7 USD je Barrel, WTI erreichte mit 107 USD je Barrel den höchsten Stand seit März 2012. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI ist erstmals seit Dezember 2010 auf weniger als 2 USD je Barrel abgeschmolzen. Rückenwind erhielt insbesondere der WTI-Preis von einem kräftigen Lagerabbau in den USA.

Laut US-Energieministerium verringerten sich die US-Rohöllagerbestände in der Vorwoche um knapp 10 Mio. Barrel. In den letzten beiden Wochen zusammen sind die US-Ölvorräte um 20 Mio. Barrel gesunken, was der stärkste 2-Wochen-Rückgang seit Beginn der Datenreihe vor mehr als 30 Jahren ist. Der Lagerabbau erfolgte vor allem an der US-Golfküste und im Mittleren Westen. So fielen die Rohölvorräte in Cushing in der vergangenen Woche um 2,7 Mio. Barrel und liegen aktuell auf dem niedrigsten Niveau in diesem Jahr. Dies ist umso bemerkenswerter, da die US-Ölproduktion auf den höchsten Stand seit Januar 1992 stieg. Auf der anderen Seite stieg die Rohölverarbeitung durch die Raffinerien auf ein 6-Jahreshoch, was den Lagerabbau begünstigte.

Dennoch bleibt der Ölmarkt auf mittlere Sicht reichlich versorgt. Obwohl die globale Ölnachfrage im kommenden Jahr stärker steigen soll, erwartet die OPEC, dass der Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr auf 29,61 Mio. Barrel pro Tag sinkt. Grund hierfür ist das kräftige steigende Nicht-OPEC-Angebot insbesondere in den USA. Die OPEC müsste daher ihr Angebot vom derzeitigen Niveau um 770 Tsd. Barrel pro Tag kürzen, damit der Ölmarkt ausgeglichen ist. Dies spricht gegen einen fortgesetzten Anstieg der Ölpreise.


Edelmetalle

"Was mich nicht umbringt, macht mich stärker" beschreibt aus unserer Sicht gut die aktuelle Situation am Markt für Edelmetalle. Die massiven Preisrückgänge bei Gold & Co. seit April scheinen zu einer Bereinigung des Marktes beigetragen zu haben, wobei das spekulative Anlagekapital aus Gold bereits größtenteils ausgestiegen ist. So zeigen die aktuellen Daten zur Positionierung der Marktteilnehmer an der COMEX, dass die sog. "kommerziellen" Händler ihre Leerverkäufe auf den niedrigsten Stand seit Ende 2001 zurückgeführt haben. Diese Gruppe beweist häufig ein gutes Gespür für den Markt.

Entsprechend stark fiel die Reaktion auf die gestrigen Ereignisse aus, wobei der Goldpreis heute Morgen um über 3% bis auf 1.300 USD und der Silberpreis noch stärker auf über 20 USD je Unze stiegen. Dem gestrigen FOMC-Protokoll war zu entnehmen, dass einige FOMC-Mitglieder weitere Verbesserung der Arbeitsmarktdaten abwarten möchten, bevor man die Anleihenkäufe von aktuell 85 Mrd. USD pro Monat reduziert.

Außerdem sagte Fed-Chef Ben Bernanke, dass eine außerordentlich expansive Geldpolitik auf absehbare Zeit notwendig sei. Wir vermuten, dass die starke Reaktion der Edelmetallmärkte auch damit zusammen hängt, dass sich die Fed in ihren Handlungen und ihrer Haltung nach Ansicht der Anleger nicht gravierend von der EZB oder BoJ unterscheidet. Dies dürfte die Suche nach einem "sicheren Hafen" und einer von den Zentralbanken unabhängigen Währung verstärken und wieder Käufer von Gold anlocken.


Industriemetalle

Nach dem kräftigen Anstieg gestern erhalten die Metallpreise heute weitere Schützenhilfe gleich aus zwei Richtungen. Zum einen stützen die Hoffnung auf eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik in den USA und der daraufhin schwache US-Dollar. Zum anderen gibt die kräftige Erholung des chinesischen Aktienmarktes Auftrieb. Der CSI 300 hat in zwei Tagen 7,6% zugelegt, was auf Optimismus in Bezug auf mögliche Handlungen der Regierung zur Stützung der Wirtschaft nach der Rede des Ministerpräsidenten Li Keqiang zurückzuführen ist.

In den letzten Jahren waren die Bewegungen am Metallmarkt stark mit dem chinesischen Aktienmarkt korreliert (Grafik des Tages). Getragen vom Optimismus der Märkte überwindet heute der Leitwolf unter den Industriemetallen, Kupfer, die psychologisch wichtige Marke von 7.000 USD je Tonne. In diesem Kontext spielt es kaum eine Rolle, dass die chilenische Kupferkommission Cochilco ihre Preisprognosen nach unten revidiert hat.

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Dabei bleibt Cochilco ohnehin relativ optimistisch: Für das laufende Jahr prognostiziert die Kommission im Jahresdurchschnitt einen Kupferpreis von 3,27 je Pfund (rund 7200 USD je Tonne), im nächsten Jahr von 3,15 je Pfund (knapp 7000 USD je Tonne). Auch Cochilco erwartet zwar einen steigenden Angebotsüberschuss am Kupfermarkt. Allerdings soll dieser mit 209 Tsd. Tonnen in 2013 und 310 Tsd. Tonnen in 2014 deutlich niedriger ausfallen als ihn die Internationale Copper Study Group erwartet. Damit teilt Cochilco unsere eher skeptische Meinung zum Angebot.


Agrarrohstoffe

Heute Abend veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium neue Angebots- und Nachfrageprognosen zu wichtigen Agrarprodukten. Größere Auswirkungen auf die Preise erwarten wir nicht, da die Daten das Bild sehr knapper US-Lagerbestände bei Mais und Sojabohnen und einer Entspannung der Angebotslage mit der neuen Ernte bestätigen dürften. Nachdem die US-Maislagerbestände zum 1. Juni niedriger lagen als erwartet, dürfte das USDA eine Abwärtskorrektur der Maisvorräte zum Ende des laufenden Erntejahres vornehmen. Der Markt rechnet mit einem Endbestand von 719 Mio. Scheffel, was das niedrigste Niveau seit 17 Jahren bedeuten würde.

Ähnlich angespannt ist die Lage bei Sojabohnen, wo die US-Lagerendbestände auf ein 9-Jahrestief von 124 Mio. Scheffel abschmelzen sollen. Sowohl bei Mais als auch bei Sojabohnen dürften rekordhohe Ernten zu einem deutlichen Anstieg der US-Lagerendbestände im Erntejahr 2013/14 führen. Bei Mais sollen sich diese auf 1,879 Mrd. Scheffel, bei Sojabohnen auf 275 Mio. Scheffel jeweils mehr als verdoppeln.

Nachdem das USDA die Schätzung für die mit Mais bestellte Fläche nicht nach unten revidiert hat und die Wetterbedingungen nicht mehr ganz so optimal sind wie im Juni, dürfte die Schätzung für die US-Maisernte bei 14 Mrd. Scheffel bestätigt werden. Bei Weizen könnten schwächere Ernten in China und Russland zu einer Abwärtsrevision der globalen Lagerbestände führen.




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