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IEA warnt vor Verknappung des Ölangebots

19.10.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Trotz einer weiterhin schwachen Endnachfrage scheint sich das Ölangebot in den USA einzuengen. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut American Petroleum Institute vor allem dank niedrigerer Importe um weitere 3,1 Mio. Barrel zurückgegangen. Sie liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Januar und 7,5% unter dem Vorjahr (Grafik des Tages).

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Die Benzinvorräte sind ebenfalls um 1,6 Mio. Barrel gesunken, die Destillatebestände verringerten sich um 2,2 Mio. Barrel. Zwar ist die Raffinerieauslastung in der vergangenen Woche nicht weiter gesunken. Sie liegt aber weiter auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, was den Lagerabbau bei den Ölprodukten begünstigt haben dürfte. Der Bericht war auf ganzer Linie preisunterstützend und trug mit dazu bei, dass sich der Brentölpreis über Nacht auf 111 USD je Barrel erholen konnte. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Daten heute Nachmittag. Die Erwartung eines Lageraufbaus bei Rohöl um 2 Mio. Barrel könnte sich als zu hoch erweisen.

Laut Internationaler Energieagentur könnten die Ölpreise in den nächsten fünf Jahren steigen, weil aufgrund der Aufstände in den arabischen Ländern Investitionspläne gestoppt worden sind. Zudem würden einige Regierungen stattdessen die Ausgaben für die Bevölkerung erhöhen. Dies könnte dazu führen, dass die Ölproduktion nicht ausreichend gesteigert werden kann, um den Produktionsrückgang in den existierenden Feldern auszugleichen und die steigende Nachfrage zu befriedigen.

Wir teilen diese Befürchtungen nicht. Vielmehr dürften ausländische Investitionen bspw. in Libyen zu einer deutlichen Steigerung der Produktionskapazitäten beitragen. Auch der Irak dürfte seine Ölproduktion in den kommenden Jahren deutlich ausweiten.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann von der zunehmenden Unsicherheit nicht wesentlich profitieren und handelt weiter bei rund 1.660 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall bewegt sich schon seit Wochen im Einklang mit den zyklischen Anlageklassen wie Rohstoffen und Aktienmärkten. Dabei gäbe es allen Grund für weitere Preissteigerungen: Es wird immer klarer, dass es am Wochenende beim EU-Gipfel nicht zu einer schnellen und umfassenden Lösung der Euro-Schuldenkrise kommen wird.

Mittlerweile zeichnen sich zunehmend Meinungsunterschiede zwischen Deutschland und Frankreich ab, u.a. in der Frage, wie ein höherer Schuldenschnitt für Griechenland angesetzt werden soll und bei der Rekapitalisierung der Banken. Dabei scheint jedes Land in erster Linie auf seine eigenen Interessen zu achten. Die Schuldenkrise scheint zugleich auf Frankreich überzuschwappen, denn der Spread zwischen zehnjährigen französischen und deutschen Staatsanleihen hat sich auf das höchste Niveau seit Oktober 1992 ausgeweitet.

Die Ratingagentur Moody’s hat bereits mit einer Herabstufung des Kreditratings von Frankreich gedroht. Im Falle von Spanien hat Moody’s seine Drohung gestern Abend wahr gemacht und die Bonität des Landes um zwei Stufen gesenkt. Der Goldpreis sollte daher auf dem aktuellen Niveau gut unterstützt sein und weist u.E. Aufwärtspotenzial auf. Wir sehen den Preis am Jahresende bei 1.800 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Gemäß Angaben des chinesischen Datenanbieters Shanghai Metals Markets (SMM) ist die Auslastung der inländischen Zinkschmelzereien im September auf lediglich 67,2% und damit den niedrigsten Stand seit 30 Monaten gefallen. Die Zinkproduktion ist im Zuge dessen im Monatsvergleich um 7,2% zurückgegangen. Die hohen Kosten für Zinkkonzentrate - hier ist China auf Importe angewiesen - und die fallenden Zinkpreise haben den Produktionsrückgang begünstigt. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Bleischmelzereien in China. Hier berichtet SMM einen Rückgang der Kapazitätsauslastung auf ein Jahrestief von 56,3%. Obwohl China für 41% (Zink) und 45% (Blei) der weltweiten Produktion steht, macht sich die geringere Auslastung noch nicht in den Marktbilanzen auf dem Weltmarkt bemerkbar.

Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) erwartet für dieses Jahr am Zinkmarkt einen Angebotsüberschuss von 317 Tsd. Tonnen. Bei Blei soll das Angebot die Nachfrage um 188 Tsd. Tonnen übertreffen. Erst im nächsten Jahr geht die ILZSG von geringeren Überschüssen aus. Zwar besteht im aktuellen Marktumfeld für die Zink- und Bleipreise weiterhin Potenzial nach unten, dennoch gehen wir von einer Stabilisierung der Preise aus, da sie sich mittlerweile den Grenzkosten der Produktion nähern. Diese könnten allerdings niedriger sein als von vielen Marktteilnehmern bislang angenommen, da die Zink- und Bleiproduktion teilweise in Minen erfolgt, die auch andere Metalle wie z.B. Gold produzieren.


Agrarrohstoffe

Das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World rechnet damit, dass sich die Importe Chinas an Sojabohnen von 52,8 Mio. Tonnen in der Vorsaison auf 58,5 Mio. Tonnen in der laufenden Saison 2011/12 erhöhen dürften. Diese Prognose liegt um knapp 2 Mio. Tonnen über der Erwartung des USDA. Die hohe chinesische Nachfrage sollte auch weiterhin die Sojabohnenpreise begünstigen. Allerdings haben die jüngsten Daten zum Wirtschaftswachstum die Erwartungen gedämpft. Die beiden letzten Wirtschaftsjahre konnten mit einem weltweiten Marktüberschuss und einem entsprechenden Lageraufbau an Sojabohnen abschließen.

Für das laufende Jahr allerdings mussten die Prognosen bereits mehrfach gesenkt werden. Die Erwartung eines ausgeglichenen Marktes in 2011/12 ist inzwischen nicht mehr zu halten, nachdem die Erntemengen in den USA und in Brasilien vor allem witterungsbedingt deutlich hinter dem Vorjahr zurückbleiben werden.

Wie das USDA erwartet auch Oil World einen Rückgang der US-Produktion um 8% auf nur noch gut 83 Mio. Tonnen. Im Frühsommer lag die Schätzung des USDA noch bei über 89 Mio. Tonnen. In Brasilien soll die Ernte mit 73,5 Mio. Tonnen um 2 Mio. Tonnen hinter der rekordhohen Vorjahresmenge zurückbleiben. Die zuletzt eingetretenen Regenfälle in Brasilien verbessern zwar die Aussichten. Das sich verstärkende La-Niña-Phänomen könnte aber bald wieder die Sorgen über Trockenheit mit sich bringen. Auch in Argentinien steigen dann die Risiken für die Sojabohnenernte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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