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China-Daten sorgen für Erleichterung

15.07.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölpreise profitieren zum Wochenauftakt von in der Nacht veröffentlichten chinesischen Konjunkturdaten (siehe Industriemetalle auf Seite 2). Zudem ist die Raffinerienachfrage in China laut Nationaler Statistikbehörde im Juni um 5% gegenüber dem Vormonat auf ein 4-Monatshoch von 9,6 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Dies ist umso erstaunlicher, da die Ölimporte im Juni auf ein 9-Monatstief von 5,4 Mio. Barrel pro Tag gefallen waren. Entsprechend dürften die Lager im Juni kräftig abgebaut worden sein, was für höhere Importe in den kommenden Monaten spricht.

Der Brentölpreis kann im Zuge dessen auf 109 USD je Barrel steigen und nähert sich damit wieder dem letzte Woche verzeichneten 3-Monatshoch. WTI verteuert sich auf gut 106 USD je Barrel. Zusätzlich preistreibend wirkt ein kräftiger Anstieg der US-Benzinpreise, welche am Freitag um gut 3% stiegen und auf einem 4-Monatshoch schlossen. Die damit einhergehende kräftige Ausweitung des Crackspreads zwischen Benzin und Rohöl macht eine stärkere Rohölverarbeitung durch die US-Raffinerien wahrscheinlich, was zu einem weiteren Abbau der US-Rohölvorräte beitragen würde.

Auch die Finanzanleger trugen zuletzt maßgeblich zum Preisanstieg bei Rohöl bei. Die Netto-Long-Positionen bei WTI wurden in der Woche zum 9. Juli um 13 Tsd. auf 256,8 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Sie liegen damit nur noch knapp unter dem im März 2011 verzeichneten Rekordniveau. Angesichts der stark fallenden WTI-Terminkurve und der damit verbundenen Aussicht auf sogenannte Rollgewinne sind Investments in WTI für Finanzanleger derzeit attraktiv. Gleichzeitig hat sich damit aber auch ein beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut, sollten die Finanzanleger Gewinne mitnehmen und ihre Positionen schließen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis steigt zum Wochenauftakt kurzzeitig auf 1.295 USD je Feinunze und nimmt damit wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD ins Visier. In Euro gerechnet legt das gelbe Edelmetall auf ein 3-Wochenhoch von rund 990 EUR je Feinunze zu. Als letzte der drei namhaften Ratingagenturen hatte Fitch am Freitag Frankreich das AAA-Rating entzogen. Darüber hinaus sind aufgrund der Regierungskrise die Renditen portugiesischer Staatsanleihen stark gestiegen. Dies hatte zwar bislang noch keine Ansteckungseffekte auf die anderen krisengeschüttelten Länder der Eurozone. Es zeigt aber auch, dass die Schuldenkrise nach wie vor allgegenwärtig ist und jederzeit wieder aufflammen kann. Gold könnte daher als Alternativwährung stärker gefragt sein.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen wurden in der Woche zum 9. Juli zwar marginal auf 23,9 Tsd. Kontrakte ausgebaut, liegen aber nur knapp über dem 6-Jahrestief. Bei Silber haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen auf 3,9 Tsd. Kontrakte ausgeweitet - dies ist der höchste Stand seit neun Wochen -, sie bleiben allerdings weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Fokus der Marktteilnehmer dürfte sich diese Woche auf die Anhörungen des Fed-Vorsitzenden Bernanke im US-Repräsentantenhaus und Senat richten. Der Markt erhofft sich davon Aufschluss über die Geschwindigkeit des Ausstiegs der Fed aus dem laufenden Anleihekaufprogramm.


Industriemetalle

In China ist die Wirtschaft im zweiten Quartal wie erwartet um 7,5% gewachsen. Auch die anderen Konjunkturdaten (Industrieproduktion, Investitionen in Sachanlagen, Einzelhandelsumsätze) lagen im Rahmen der Erwartungen. Die Metallpreise reagieren daraufhin zum Start in die neue Handelswoche mit moderaten Aufschlägen. So verteuert sich zum Beispiel Kupfer vorübergehend auf knapp 7.000 USD je Tonne, nachdem dieses Niveau bereits Ende letzter Woche erstmals seit gut drei Wochen wieder überschritten wurde. Die Marktteilnehmer hatten im Vorfeld offenbar mit schwächeren Konjunkturdaten aus China gerechnet, so dass sich etwas Erleichterung breit gemacht hat.

Nichtsdestotrotz ist die chinesische Wirtschaft das zweite Quartal in Folge langsamer gewachsen, was konsistent mit der neuen Regierungspolitik scheint, mehr auf Nachhaltigkeit zu setzen und eine geringere Konjunkturdynamik zu tolerieren. Der chinesische Finanzminister hatte Ende letzter Woche verlauten lassen, dass ein Wirtschaftswachstum von 6,5% kein „großes Problem“ darstellen würde. Inwiefern sich dies auf die Nachfrage nach Metallen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Mit Netto-Short-Positionen von 26,3 Tsd. Kontrakten blieben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer auch in der Woche zum 9. Juli stark pessimistisch positioniert. Sollte es hier allerdings zu einem Stimmungsumschwung kommen, dürfte sich dies in merklich steigenden Kupferpreisen bemerkbar machen.


Agrarrohstoffe

Das Wetter schickt einmal mehr die Preise von Mais und Sojabohnen auf Berg- und Talfahrt. Letzte Woche hatte die Vorhersage heißer und trockener Witterung im sogenannten Maisgürtel der USA Gefahren für die im Entwicklungsstand zurückliegenden Pflanzen verheißen. Dies ließ die Preise ebenso steigen wie eine Millionen-Tonnen-Bestellung Chinas an US-Mais. Diese wurde allerdings nicht als eine generelle Erhöhung der Importtätigkeit Chinas über die erwartete Größenordnung von 7 Mio. Tonnen in der Gesamtsaison 2013/14 hinaus interpretiert.

Inzwischen ist der Wetterausblick für die US-Anbaugebiete weniger kritisch und prompt gaben die Notierungen am Freitag kräftig nach: Bei Mais um 3,4%, bei Sojabohnen um 2,6%. Auch die Weizenpreise, die eigentlich von der jüngsten Schätzung eines Marktdefizits in der Saison 2013/14 durch das US-Landwirtschaftsministerium profitieren sollten, können sich dieser Bewegung nicht entziehen. Verglichen mit Mais und Sojabohnen fiel der Preisabschlag mit 0,3% allerdings unterproportional aus. Dies gilt auch für europäischen Weizen, der in Paris am Freitag 0,8% abgeben musste. Unterstützt wird dies von guten Wachstumsbedingungen im nördlichen Europa.

Am Freitag hatte der Deutsche Raiffeisenverband seine Ernteprognose für Weizen nochmals leicht auf knapp 24,1 Mio. Tonnen angehoben, ein Plus von 7,5% gegenüber dem Vorjahr. Dabei soll die Sommerweizenernte flächenbedingt um 70% nachgeben, die wesentlich bedeutendere Winterweizenernte dagegen um 11,2% auf 23,8 Mio. Tonnen steigen.




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