Fallende Weltreiche und ihre Währungen: Rom, Frankreich, England und die USA
21.10.2011 | Rolf Nef
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Im April 1914 besuchte der englische König Georg V. mit seinem Außenminister Edward Grey den französischen Präsidenten Poincaré. Mit von der Partie war auch der russische Botschafter in Frankreich Iswolski. An diesem Treffen wurde wahrscheinlich der Startschuss zum Krieg gegen Österreich und Deutschland nach den vielen Jahren der politischen und finanziellen Vorbereitung gegeben. Ende Juni fand der Mord am österreichischen Monarchennachfolger in Sarajewo statt und im August 1914 befanden sich alle Großmächte (Russland, Österreich, Deutschland, Frankreich und England) im Krieg. 1917 marschierte eine englische Armee in Bagdad ein, verspritze Giftgas und nahm die Ölfelder unter Kontrolle. Das ottomanische Reich fiel und ebenso massakrierten sich die europäischen Kontinentalmächte aufs Unerkenntliche. Das Kriegsziel war erreicht, aber zu unglaublichen Kosten: Total 55 Millionen Tote und enorme finanzielle Kosten: Englands Staatschuld (Grafik 3) stieg von gesunden 20% des BSP auf 190%, bzw. von 0.7 Mio. £ auf 7,8 Mio. £ um nur die englische finanzielle Seite zu nennen. Das finanzielle Genick war damit gebrochen und der zweite Weltkrieg gab dann noch den Fangschuss.
Das Pfund ging dorthin, wo das Reich hinging: abwärts. Außer ein paar felsigen Inseln ist von den Kolonien nichts geblieben. Gegen Schweizer Franken betrug die Abwertung des Pfundes bis heute mehr als 90% und ist nicht zu Ende. Bis Anfangs der 70er Jahre bewegte es sich abwärts oberhalb einer Trendlinie. Ab diesem Zeitpunkt beschleunigte sich der Abwärtstrend plötzlich rapide. Aus meiner Sicht ist der US$ an einem solchen Punkt, wo sich der Awärtstrend beschleunigen wird.
Die Deutschland auferlegten Reparationszahlungen gingen über Italien, Frankreich und England an die US Gläubiger J.P. Morgan und andere und legten die Grundlage für die nächste Runde: den zweiten Weltkrieg und den Aufstieg der nächsten Weltmacht: die USA.
USA
Aber auch dieser Aufstieg war militärisch und auf Pump wie die gezeigten Beispiele der Römer, Franzosen und Engländer und genau so wird ihr Ende sein.
Schon der US-Bürgerkrieg war mit der Notenpresse finanziert und ließ den Dollar völlig einstürzen, da damals noch voller Goldstandard herrschte. Die Gründung der Fed 1913 machte die Finanzierung des ersten und des zweiten Weltkrieges sowie des New Deals erst recht möglich. Ende des zweiten Weltkrieges betrug die Bundesstaatsschuld 130% des BSP, mit 3% startete man 1913, kurz vor dem ersten Weltkrieg und vor der Gründung der Gelddruckerei Federal Reserve. Heute ist die Staatsschuld wieder bei 100% und rapide wachsend.
Wie kam es, dass der Dollar nach dem Krieg nicht fiel wie das Pfund?