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Keine Ergebnisse aus Brüssel - Fokus auf Gipfel am Mittwoch …

24.10.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (06.20 Uhr) bei 1.3895, nachdem im frühen europäischen Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3907 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.90, während EUR-CHF bei 1.2290 oszilliert.

Der EU- und Euro-Gipfel endete am Sonntag ohne konkrete Beschlüsse in den wichtigen Feldern, was zuletzt den konsensualen Erwartungen am Markt entsprach. Eine Schlussfolgerung lässt sich jedoch bereits konstatieren: Die EZB spielt in Richtung Hebelung des EFSF laut Insidern keine Rolle mehr. Damit ist eine deutsche Position im Sinne der Stabilitätspolitik umgesetzt. Im Laufe der letzten Woche wurde deutlich, dass die demokratischen Prozesse in den Einzelländern, vor allen Dingen in der Bundesrepublik, „adhoc“-Schritte nach „Gusto“ des Finanzmarkts nicht erlauben.

Aber es liegt nicht alleine an Deutschland. Es geht auch darum, dass einerseits Italien, aber auch Frankreich begreifen, dass es keinen Weg um solide Reformpolitik herum geht. Müde Lippenbekenntnisse, die große Kosmetikpuderdose nach dem Vorbild der USA oder lauwarme Reformen gehören in der Eurozone in den Bereich der Erinnerung. Die Zukunft stellt andere Anforderungen.

Mit anderen Worten kommt man in Europa schrittweise voran, um das Ziel einer dauerhaften Stabilisierung zu realisieren. Von Seiten diverser Regierungen war zu hören, dass man bei dem umfassenden Maßnahmenpaket gute Fortschritte mache. So stehen voraussichtlich am Mittwoch Entscheidungen über den effektiver zu gestaltenden Rettungsschirm als auch über Griechenland und die private Beteiligung von Gläubigern auf der Agenda.

Das Bewusstsein, über die Bedeutung der aktuellen Maßnahmen ist bei den Beteiligten gegeben. Dazu zitieren wir von Reuters:

06:30 24Oct11 RTRS-WDHLG-TOP-THEMA-Euro-Chefs bereiten Befreiungsschlag vor

Der amtierende EU-Ratsvorsitzende, Polens Regierungschef Donald Tusk, berichtete von "dramatischen" Redebeiträgen in der Diskussion. Jedem sei klar, dass in den kommenden Tagen über das Schicksal Europas entschieden werde. "Manche sagten, wirtschaftlich gesehen würden einige Länder untergehen, wenn wir keine raschen Entscheidungen fällen." EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy versicherte nach Abschluss des Gipfels am Sonntagabend, dass "die Euro-Staaten alles tun werden, um den Euro zu retten".

Demonstrativ waren Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in Brüssel am Nachmittag gemeinsam vor die Presse getreten, um nach dem Streit der vergangenen Wochen Einigkeit im Kampf gegen die Krise zu demonstrieren. Während die Kanzlerin am Sonntagabend kommentarlos abreiste, sprach Sarkozy von "guten Fortschritten".

Wenden wir uns dem Bericht der Troika zu, der am Freitagabend den Finanzministern übergeben wurde. Das Ergebnis ist ernüchternd. Das Schuldenproblem Griechenlands stammt aus den Altschulden, denn unter Ausklammerung der Zinszahlungen könnte der griechische Staat schon 2014 einen Überschuss in Höhe von 4,5 Prozent der Jahresleistung erwirtschaften.

Die neue Finanzlücke bis 2020 wird nun auf 252 Milliarden Euro statt 109 Milliarden taxiert. Die Banken und Versicherungen müssen sich entsprechend stärker beteiligen.

Statt 21 Prozent, wie im Juli beschlossen, rechnet die Troika nun mit 50 bis 60 Prozent Streichung der Anleihewerte. Daraus resultierte für griechische und französische Banken ein erheblicher Rekapitalisierungsbedarf.

Würde nichts geschehen, dürfte der Schuldenberg Griechenlands bis 2013 auf 186 Prozent des BIP ansteigen. Dann würde sie den Annahmen zufolge sanft sinken auf 152 Prozent bis 2020 und auf 130 Prozent bis 2030. Es sei denn, die griechische Wirtschaft wächst stärker als gedacht. Jedes Jahr ein Prozentpunkt mehr Wachstum bis 2020 drückt laut Troika den Schuldenberg auf 130 Prozent. Dies unterstreiche die Notwendigkeit für Wachstum fördernde Maßnahmen, schreibt die Troika.

Der zehnseitige Report belegt eine dramatische Verschlechterung seit Juni 2011. Es gilt hier zu hinterfragen, ob die Methode, wie mit Griechenland in den letzten 20 Monaten umgegangen wurde, nicht auch eine Rolle für den wirtschaftlichen Niedergang und damit diese Zuspitzung der Lage spielte?

Wir nehmen diese Entwicklungen mit großem Interesse zur Kenntnis. Die Position der deutschen Regierung steht für einen „willensstarken“ Nachhaltigkeitsansatz. Die Dramatik der Situation eröffnet damit weiter reichende Reformansätze, als das vor Monaten und erst recht vor Jahren auch nur vorstellbar war. Die daraus mögliche und auch wahrscheinliche Rekonfiguration der Eurozone und Europas eröffnet aller Voraussicht nach ein hohes Maß an Zukunftsfähigkeit insbesondere im Vergleich zu den USA und Japan, die unverändert keine Reformansätze in ihrer Politik erkennen lassen.

Die Geburt eines runderneuerten Europas ist dabei durchaus Nerven aufreibend. Das gilt es hier unumwunden zuzugestehen.

Der deutsche IFO-Index per Oktober stand Am Freitag im Fokus. Der Index sank von zuvor 107,4 auf 106,4 Zähler. Damit wurde der niedrigste Wert seit 16 Monaten markiert. Die Bewertung der aktuellen Situation stellte sich auf 116,7 nach zuvor 117,9 Punkten. Die Geschäftserwartungskomponente verlor von 97,9 auf 97,0 Zähler. Hintergrund der schwachen Entwicklung sind unverändert maßgeblich die politischen Risiken ausgehend von der Eurozone.

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Im Forex Report mögen wir keine „Double Standards“. Aus diesem Grunde sehen wir uns veranlasst, darauf zu verweisen, dass Budgetverfehlungen in Großbritannien weder von Ratingagenturen noch von dem Markt auch nur ansatzweise dieselbe Aufmerksamkeit erlangen, wie die Pendants der Eurozone.

Im September ergab sich eine deutliche Verfehlung der Markterwartungen bei den britischen Haushaltszahlen. Das öffentliche Defizit stellte sich auf -14,14 Mrd. GBP nach zuvor -13,7 Mrd. GBP. Die Prognose lag bei -10,0 Mrd. GBP.

Nun unterwirft sich das UK fraglos nachhaltigen Reformen. Das ist löblich. Es ist jedoch unverständlich Budgetentwicklungen so unterschiedlich am Markt und von Ratingagenturen zu begleiten.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3320 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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