Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Preisrallye bei WTI vorerst beendet

23.07.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die imposante Preisrallye bei WTI ist gestern zu einem abrupten Ende gekommen. Kurz vor dem Auslaufen des August-Kontraktes gab der WTI-Preis am Abend um zwei USD je Barrel nach. Der September-Kontrakt als neuer nächstfälliger Terminkontrakt gibt am Morgen auf 106 USD je Barrel nach. Vor dem Preisrückgang war WTI gestern erstmals seit drei Jahren kurzzeitig etwas teurer als Brent. Inzwischen weist Brent wieder einen Preisaufschlag von fast 2 USD je Barrel auf.

Der kräftige Preisrückgang bei WTI dürfte auf Gewinnmitnahmen von kurzfristig orientierten Finanzanlegern zurückzuführen sein. Diese hatten in den vergangenen Wochen maßgeblich zum Preisanstieg um 14% seit Monatsbeginn beigetragen. Das zweimalige Scheitern des WTI-Preises an der Marke von 109 USD je Barrel dürfte erste Anleger zu Positionsglattstellungen veranlasst haben. Es ist allerdings möglich, dass diese Finanzanleger bei niedrigeren Preisen wieder einsteigen. Dafür sprechen die stark fallende Terminkurve und die Erwartung eines erneuten Abbaus der US-Rohöllagerbestände. Diese dürften in der vergangenen Woche zum vierten Mal in Folge gefallen sein und das niedrigste Niveau seit sechs Monaten erreichen.

Dennoch scheint der Brentölpreis angesichts der Angebotsrisiken und eines zuvor geringeren Interesses der Finanzanleger weniger korrekturanfällig. Wie bereits gestern erwähnt, steht die Ölproduktion in Südsudan kurz vor der erneuten Stilllegung. Darüber hinaus ist ein wichtiger Exporthafen in Libyen seit sechs Tagen aufgrund von Protesten geschlossen. Laut ICE stiegen die Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 16. Juli um 9,3 Tsd. Kontrakte und damit "nur" halb so stark wie diejenigen bei WTI.


Edelmetalle

Der Goldpreis gibt heute Morgen zum Handelsauftakt einen Teil seiner Gewinne von gestern wieder ab. Gestern stieg dieser in der Spitze um über 40 USD bzw. 3,4% und erreichte mit 1.340 USD je Feinunze den höchsten Stand seit mehr als vier Wochen. Auf Schlusskursbasis verzeichnete Gold den größten prozentualen Tagesgewinn seit Anfang Juni 2012. Das Überschreiten der Marke von 1.300 USD führte offensichtlich zur Eindeckung von Short-Positionen, die den Preisanstieg noch verstärkten.

Angesichts anhaltender ETF-Abflüsse ist es unseres Erachtens allerdings noch zu früh, dies als nachhaltige Trendumkehr zu bezeichnen. Darüber hinaus hat die indische Zentralbank gestern Abend weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Goldimporte bekannt gegeben, die die Nachfrage im bislang weltgrößten Goldkonsumentenland nochmals dämpfen dürften. So werden unter anderem die Importe künftig an die Exporte geknüpft. Zum Beispiel müssen 20% der importierten Menge in Form von Schmuck wieder reexportiert werden.

Auch darf Gold nur noch an die Schmuckindustrie verkauft werden und die Importeure müssen Gold in Lagerhäusern vorhalten. Der Verband der indischen Schmuckhändler schätzt, dass die Goldeinfuhren im zweiten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 63% auf 175 Tonnen einbrechen dürften. Dies ist unseres Erachtens eine sehr pessimistische Einschätzung und dient wohl eher dazu, die indische Zentralbank und Regierung dazu zu bewegen, die Restriktionen zu lockern.

Open in new window


Industriemetalle

Die Metallpreise legen heute Morgen nach ihren gestrigen merklichen Zuwächsen eine Verschnaufpause ein und geben mehrheitlich nach. Auch sehr feste chinesische Aktienmärkte und Medienberichte, die den chinesischen Premierminister Keqiang dahingehend zitieren, dass die Regierung kein Wachstum unter 7% tolerieren wird, geben den Metallpreisen zunächst keine Unterstützung.

Der Verband der europäischen Stahlproduzenten, Eurofer, hat erneut seine Nachfrageprognose für dieses und nächstes Jahr nach unten revidiert. Für 2013 erwartet Eurofer einen Rückgang der augenscheinlichen Stahlnachfrage (d.h. inklusive Lagerveränderung) in der EU um 3,1% auf 137 Mio. Tonnen. 2014 soll sich die Nachfrage leicht um 1,8% auf 140 Mio. Tonnen erholen. Zuletzt war Eurofer noch von einem Minus von 2% in 2013 und einem Plus von 3,2% in 2014 ausgegangen.

Die Abwärtsrevision wurde notwendig, da die übliche saisonale Abschwächung im ersten Quartal dieses Jahres ungewöhnlich stark ausgefallen ist und sich die Auswirkungen noch in den Folgequartalen bemerkbar machen. Laut Eurofer sind in allen wesentlichen stahlnachfragenden Branchen Rückgänge der Aktivitäten zu beobachten - vor allem im Bausektor und der Automobilindustrie. Einhergehend mit den nach wie vor hohen Produktionsraten und Überkapazitäten dürfte dies merklich steigenden Stahlpreisen entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Derzeit stuft das US-Landwirtschaftsministerium 63% der US-Maispflanzen als gut oder sehr gut ein, drei Prozentpunkte weniger als in der Vorwoche. Dem Maispreis kann das aktuell aber nicht helfen, zumal der Entwicklungsstand der Pflanzen als fortgeschrittener gemeldet wurde als in Umfragen zuvor erwartet worden war. Nach den Aussaatverzögerungen im Frühjahr wird hier jedes Aufholen wohlwollend registriert. Auch bestärkt der weitere Wetterausblick mit gemäßigten Temperaturen und Regenfällen die positiven Aussichten für die diesjährige US-Ernte. Gleichzeitig fielen die letzten wöchentlichen US-Exportzahlen enttäuschend aus.

Derweil schreitet die US-Winterweizenernte gut voran. Bereits drei Viertel der Ernte sind eingebracht. Die hohe Verfügbarkeit von Neuware drückt derzeit die Notierungen an der CBOT. Gleiches gilt auch für die Weizennotierungen in Paris. Zwar gibt es auch kritische Stimmen zur Qualität des ersten eingebrachten Erntegutes, doch insgesamt soll auch in Europa eine gute Ernte eingefahren werden. Gestern hat die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission den durchschnittlich erwarteten EU-Weizenertrag nochmals angehoben. Während im Juni noch ein Minus beim Weichweizenertrag von 1,5% gegenüber dem 5-Jahresdurchschnitt prognostiziert worden war, ist es nun ein Plus von 1,2%. Auch bei Mais soll der Ertrag nicht mehr "nur" 1,8% über dem 5-Jahresdurchschnitt liegen, sondern sogar 3,3% darüber.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"