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Short Squeeze bei Gold

26.07.2013  |  Adam Hamilton
Spekulanten am Terminmarkt reagierten auf die diesjährige bärische Stimmung bei Gold mit der Anhäufung von Short-Positionen in Rekordhöhe. Diese Situation kann sich nur entspannen, wenn Gold-Futures gekauft werden, um die Short-Positionen einzudecken. Erholt sich Gold weiterhin von seinen kürzlich äußerst überverkauften Tiefstwerten, werden die Händler auf der Short-Seite der Gold-Futures-Kontrakte kaufen müssen. Dies wird wahrscheinlich zu einem massiven Short Squeeze führen.

Ein entschiedener Short Squeeze kommt nur äußerst selten vor und gilt als extremes Ereignis. Wenn ein Preis besonders schnell und weit fällt, wächst die bärische Stimmung der Händler diesbezüglich maßgeblich. Sie projizieren den Abwärtstrend auf die Ewigkeit und einige wollen diese Dynamik zu ihren Gunsten nutzen. Daher drehen sie die Strategie um, zu niedrigen Preisen zu kaufen und dann zu hohen Preisen zu verkaufen. Im Prinzip leihen sie sich den Vermögenswert von jemandem, um ihn am offenen Markt zu verkaufen.

Natürlich muss alles Geliehene auch zurückgezahlt werden. Wenn die auf fallende Kurse spekulierenden Verkäufer richtig liegen und sich der Abwärtstrend fortsetzt, können sie den Vermögenswert zu einem späteren Zeitpunkt zu einem geringeren Preis zurückkaufen. Sie versuchen stets, zu hohen Preisen zu verkaufen und dann zu niedrigen Preisen zu kaufen und die Differenz ist ihr Gewinn. Diesen Kauf im Zuge der Rückgabe des Vermögenswertes an seinen ursprünglichen Besitzer nennt man Eindeckung. Diese Glattstellung von leerverkauften Positionen führt zu einem Short Squeeze, wenn sich die Preise entgegen den Erwartungen der Short-Spekulanten bewegen.

Anders als bei normalen Long-Positionen ist das Risiko bei Short-Positionen unbegrenzt. Der größtmögliche Verlust beim Kauf eines Vermögenswertes liegt bei 100%. Es gibt jedoch keine Begrenzung dafür, wie hoch ein Preis in die Höhe getrieben werden kann. Daher ist der Verlust bei einer Short-Position theoretisch gesehen nach oben hin völlig offen. Dadurch wird ein enormer psychologischer Druck auf Short-Spekulanten ausgelöst, wenn sich die Preise entgegen ihren Erwartungen bewegen. Sie müssen ihre Verluste so schnell wie möglich abbauen.

Wenn die Preise von Vermögenswerten, bei denen sehr viele Short-Positionen vorhanden sind, rasant zu steigen beginnen, verstärkt sich diese Dynamik des Eindeckens schnell von selbst. Anfangs kaufen nur sehr wenige Short-Händler, um ihre Positionen glattzustellen. Ihre Käufe beschleunigen jedoch den Preisanstieg und verängstigen immer mehr Short-Spekulanten. Auch diese werden somit zum Kauf veranlasst und ein Teufelskreis entsteht. Die Short-Spekulanten, die ihre Positionen eindecken, werden durch ihre eigenen Käufe aus ihren Positionen heraus gedrängt, wodurch große Rallys entfacht werden.

Dieser Short-Squeeze kann sich zu einem Kaufwahn ausweiten, der in der Vergangenheit einige der größten und schnellsten Rallys überhaupt entfacht hat. Einige Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch eines Kaufwahns maßgeblich, wie beispielsweise extrem viele Short-Positionen auf den entsprechenden Vermögenswert, übermäßiger Leverage unter Short-Händlern und äußerst überverkaufte Preiskonditionen.

All diese Faktoren sind gegenwärtig in höchstem Maße am US-amerikanischen Gold-Futures-Markt präsent, wodurch die Wahrscheinlichkeit eines enormen, unmittelbar bevorstehenden Short Squeezes hoch ist. Die Short-Positionen der Spekulanten auf Gold-Futures haben kürzlich ein Bullenmarktrekordhoch erreicht. Der Leverage beläuft sich hier auf bis zu 16 zu 1, wodurch ihre Verluste im Laufe einer Gold-Rally viel weiter und schneller steigen. Gold ist in der Tat mehr als reif für eine Rally.

Ende des vergangenen Monats wurde das gelbe Metall auf die bei weitem überverkauftesten Werte seit Beginn des zwölfjährigen Bullenmarktes gedrückt. Innerhalb von neun Monaten verlor Gold ein Drittel seines Wertes. So fiel das Metall auf 75% seines gleitenden 200-Tages-Durchschnitts. Ein solch extremer Sell-Off ist für jeden Vermögenswert Vorbote für eine Rückkehr zum Mittelwert im Rahmen eines gigantischen Aufschwunges, und Gold bildet dabei sicherlich keine Ausnahme.

Im ersten Chart sehen Sie die gesamten Long- und Short-Kontrakte, die von Groß- und Kleinspekulanten auf Gold-Futures gehalten werden. Diese richten sich nach den wöchentlich von der Commodity Futures Trading Commission veröffentlichten Commitments of Traders Reports. Die gesamten Long- und Short-Positionen der Spekulanten sind jeweils in Grün und Rot abgebildet, der Goldpreis in Blau. Die Gold-Shorts der Spekulanten haben erst kürzlich ein Rekordhoch erreicht.

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Die CFTC veröffentlicht ihren CoT Report immer am späten Freitagnachmittag. Die Zahlen aus diesem Bericht stammen vom vorhergehenden Dienstag. Die Charts in diesem Essay basieren daher auf Daten vom 09. Juli. Gold-Futures-Spekulanten befanden sich an jenem Tag auf der Short-Seite von erstaunlichen 178 900 Kontrakten. Dies stellte mindestens ein 12,3-Jahres-Hoch seit Beginn des langfristigen Goldbullenmarktes dar.

Das bloße Ausmaß dieser bärischen Situation ist beeindruckend. Jeder COMEX-Goldkontrakt verwaltet 100 Feinunzen Gold. US-amerikanische Futures-Spekulanten liehen sich und verkauften also 17,9 Mio. Unzen bzw. 556,4 Tonnen Gold. Dieser Wert stellt sogar den Rekord-Sell-Off bei den Goldanteilen des führenden Gold-ETFs GLD in den vergangenen sieben Monaten in den Schatten, durch den mittlerweile 417,3 Tonnen Gold verkauft wurden.

Die Risiken einer solch weitreichenden Spekulation auf fallende Goldkurse sind gewaltig. Laut Definition produzieren oder konsumieren Futures-Spekulanten die Rohstoffe nicht, mit denen sie handeln. Zu den Spekulanten zählen keine Goldminengesellschaften und somit können sie die geliehenen 556,4 t Gold nur zurückzahlen, wenn sie diese Menge am Terminmarkt kaufen. Aber auch das ist nicht einfach. Diese Goldmenge entspricht einem Fünftel der gesamten bergbaulichen Produktion weltweit im vergangenen Jahr.




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