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Politik in Griechenland bewegt sich …

07.11.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.15 Uhr) bei 1.3765, nachdem am Freitag im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3866 markiert wurden. Der USD stellte sich gegenüber dem JPY auf 78.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 107,54, während EUR-CHF bei 1.2295 oszilliert.

In Griechenland wird nach langem Gezeter eine Übergangsregierung im Rahmen einer breiten Koalition gebildet. Das freut uns. Offensichtlich wird der Ernst der Lage erkannt. In den letzten Monaten war es nahezu unerträglich, mit welcher Ignoranz die Opposition sich ihrer Verantwortung entzogen hat und eigenes Machtstreben vor nationale Verantwortung gestellt hat.

Der bisherige Ministerpräsident Papandreou wird für einen Nachfolger Platz machen. Das ist nach dem Debakel des Referendums unverzichtbar. Das Vertrauensverhältnis zwischen Europa und Papandreou ist definitiv unterproportional ausgeprägt.

Der frühere Vizepräsident der EZB Herr Papademos wird als heißer Kandidat gehandelt. Eine Entscheidung soll noch vor dem heute am Abend stattfindenden Finanzministertreffen in Brüssel fallen. Das klingt vielversprechend. Ein Fachmann, der sich in Europa und der EZB auskennt, wäre in der Lage den angerichteten Schaden zu nivellieren, wenn nicht gar zu neutralisieren. Die Vereidigung der neuen Regierung soll binnen einer Woche erfolgen. Dann steht die Abstimmung über das Hilfspaket und die damit verbundenen Sparauflagen an. Hier gilt das Motto: "Je zügiger, desto besser!"

Im weiteren Verlauf werden dann Neuwahlen per 19. Februar 2012 angestrebt. Das ist angemessen und im Hinblick auf demokratische Spielregeln sinnvoll.

Bei dem G-20 Gipfeltreffen in Cannes soll laut Medienberichten über eine Erhöhung der Schlagkraft des EFSF über Nutzung der Sonderziehungsrechte, die zu den jeweils nationalen Währungsreserven gehören, diskutiert worden sein. Nach deutlichem Widerspruch von deutscher Seite sei dieses Thema nicht weiterverfolgt worden.

Es ist sinnvoll, die Schlagkraft des EFSF zu erhöhen. Dazu darf jedoch nicht jedes Mittel genutzt werden. Weder die Nutzung der SZR noch der Goldreserven sind hier im Rahmen eines Pfands akzeptabel. Die Tatsache, dass dieses Thema es nicht auf die offizielle Agenda schaffte, darf als Ausdruck sensibler Politik und Kommunikation von deutscher Seite verstanden werden.

Die letzten Wochen waren aus europäischer Sicht einmal mehr ein Debakel. Eine derartige Aneinanderreihung von Debakeln im Vorwege zu prognostizieren, ist mir leider nicht gelungen. Dazu fehlte mir in der Analyse die notwendige Irrationalität. "Positiv" (Ironie!) lässt sich anmerken, dass damit ein hohes Maß an Kontinuität von der Eurozone ausging.

Damit haben es die "Eliten" der Eurozone vermocht, die gute Performance im Bereich der Neuverschuldung, der Gesamtverschuldung und der Reformpolitik im Vergleich zu USA, Japan und dem UK in der Wahrnehmung massiv einzuschränken und sogar umzukehren. Schlussendlich wurde die Krise auch durch diese unsensible Umgangsweise verschärft. Der Spekulation gegen die Eurozone wurde in die Hände gespielt.

Wir sind gespannt, ob es die "Eliten" der Eurozone schaffen, eine neue Qualität in der Krisenbekämpfung an den Tag zu legen, die die realen Interessen der Eurozone umfänglich widerspiegelt? Der bisherige "Trackrecord" mahnt zur Vorsicht. Die Hoffnung ist jedoch noch nicht gestorben …

Die Wirtschaftsdaten lieferten am letzten Freitag keine wesentlichen neuen Erkenntnisse: Die Erzeugerpreise legten in der Eurozone per September im Monatsvergleich um 0,3% und im Jahresvergleich um 5,8% nach zuvor 5,8% zu. Wir haben gegenüber den Spitzenwerten per März bei 6,8% einen Rückgang, der jedoch bezüglich der sinkenden Konjunkturdynamik erstaunlich unausgeprägt ist.

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Der deutsche Auftragseingang sank per September im Monatsvergleich deutlich und unerwartet um -4,3% (Prognose -0,.2%)-Der Rückgang war bei Auslandsorders mit -5,4% gegenüber Inlandsorders mit -3,0% deutlich ausgeprägter. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,3% nach zuvor 3,9%. Die Korrelation mit der zunehmenden Krise ist im Verlauf seit Frühjahr augenfällig!

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Der US-Arbeitsmarkt lieferte per Oktober 2011 mit 80.000 neu geschaffenen Stellen ein Ergebnis, das leicht unterhalb der Konsensusprognose von 95.000 Jobs angesiedelt war.

Positiv bleibt anzumerken, dass der Vormonatswert drastisch von zuvor 103.000 auf 158.000 nach obern revidiert wurde. Auch der Monatswert per August wurde von 57.000 deutlich auf 104.000 angepasst. Ergo ergab sich für den Dreimonatszeitraum August bis Oktober gegenüber der Prognose ein um 85.000 Jobs besseres Bild. Das ist durchaus massiv, losgelöst von unserer als bekannt vorausgesetzten Kritik an der US-Datenqualität.

Die Arbeitslosenquote sank von zuvor 9,1% auf 9,0%. Diese Quote ist mit unserer Quote hinsichtlich der Erfassungsmethoden nicht vergleichbar. Um die unverändert unbefriedigende Situation am US-Arbeitsmarkt zu verdeutlichen, erlauben wir uns die Entwicklung der Gesamtbeschäftigung in den letzten 10 Jahren zu offerieren. Bilder können mehr sagen als 100 Worte …

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3350 - 1.3880 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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