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Chinas Importsog bei Kupfer dauert an

10.11.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohstoffpreise sind im Zuge eines Anstiegs der Risikoaversion und eines deutlich festeren US-Dollar stark unter Druck geraten. Der Brentölpreis notiert am Morgen bei 112 USD je Barrel und damit vier US-Dollar weniger als gestern. Ähnliches gilt für WTI, welches am Morgen bei 95 USD je Barrel gehandelt wird. Die Angebotssituation in den USA scheint sich weiter einzuengen. Die US-Rohölvorräte sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 1,4 Mio. Barrel zurückgegangen.

Das Hauptaugenmerk lag aber im erneut kräftigen Lagerabbau bei den Ölprodukten. Die US-Benzinvorräte gingen um 2,1 Mio. Barrel zurück, die US-Destillatebestände verringerten sich sogar um weitere 6 Mio. Barrel. Damit liegen die Destillatebestände mittlerweile 6% unter dem langjährigen Durchschnitt, was zu Beginn der Heizperiode als kritisch anzusehen ist und die (Heiz-)Ölpreise unterstützen dürfte.

Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone machte den Preisanstieg gestern schnell wieder zunichte und dürfte höheren Preisen entgegenstehen. Die Nachfrage nach US-Mitteldestillaten ist mit 5,2 Mio. Barrel pro Tag weiterhin auf einem Rekordniveau, wozu die Exporte maßgeblich beigetragen haben dürften.

Da China derzeit Netto-Importeur von Diesel ist, dürfte sich daran so schnell nichts ändern. Bei Rohöl lässt sich dagegen seit einigen Monaten eine nachlassende Importdynamik Chinas feststellen. Im Oktober hat China 20,8 Mio. Tonnen Rohöl importiert, was auf täglicher Basis einen Rückgang um 1,6% gegenüber dem Vormonat entspricht. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres belaufen sich die chinesischen Rohöleinfuhren auf 208 Mio. Tonnen. Das sind 5% mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Im Jahr 2010 legten die Importe noch um 17% zu.

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Edelmetalle

Sorgen um die finanzielle Lage Italiens und die Anhebung der Sicherheitsleistung für italienische Staatsanleihen durch das Clearinghaus LCH Clearnet beherrschten gestern das Bild. Die Renditen für 10-jährige italienische Staatsanleihen stiegen trotz der Anleihekäufe der EZB deutlich auf fast 7,5% und der Renditeabstand zu 10-jährigen Bundesanleihen weitete sich auf über 550 Basispunkte aus - ein Niveau, was am Markt langfristig als nicht tragbar für die italienische Refinanzierung gilt. Griechenland, Irland und Portugal hatten bei diesen Renditeniveaus den Rettungsschirm in Anspruch genommen. Vom Abverkauf an den Rohstoffmärkten wurde auch Gold erfasst.

Das gelbe Edelmetall verliert von seinem Hoch gestern fast 50 USD, wozu auch der deutlich gestiegene US-Dollar beigetragen haben dürfte. Der Verkaufsdruck bei Gold scheint abermals nahezu ausschließlich vom Futures-Markt auszugehen. Denn die Gold-ETFs verzeichnen weiter Zuflüsse: Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs erhöhten sich gestern um knapp 3 Tonnen. Sie liegen damit nur noch 20 Tonnen unter ihrem Rekordhoch vom August. Allein der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, registrierte in dieser Woche bislang Zuflüsse von annähernd 22 Tonnen. In Anbetracht der weiterhin hohen Unsicherheiten und der aktuellen Risikoaversion sollte Gold trotz des jüngsten Preisrückgangs gut unterstützt bleiben.


Industriemetalle

Sorgen über die Staatsschuldenkrise in der Eurozone und hier vor allem Italien sowie ein sehr starker US-Dollar drücken auf die Stimmung der Marktteilnehmer. Der Abwärtstrend an den Metallmärkten setzt sich heute Morgen fort, nachdem diese bereits gestern teilweise um mehr als 3% nachgaben. An der SHFE verzeichnet Kupfer heute mit -6% den maximal möglichen Tagesverlust (sog. "limit down"). Dass China zuletzt opportunistisch agiert und die niedrigen Preisniveaus ausgenutzt hat, zeigt sich an der heute Morgen veröffentlichten Importstatistik der chinesischen Zollbehörde.

Demnach sind die Einfuhren von Kupfer und Kupferprodukten im Oktober den fünften Monat in Folge gestiegen und haben mit 383,5 Tsd. Tonnen das höchste Niveau seit Mai 2010 erreicht. Neben den niedrigen Preisen und profitablen Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai dürften auch die gesunkenen Lagerbestände und die zuletzt niedrigere heimische Produktion zu den höheren Kupferimporten beigetragen haben.

Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros ist die Kupferproduktion in China im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 2,1% auf 469 Tsd. Tonnen zurückgegangen. Mit 1,41 Mio. Tonnen wurde zudem 7,2% weniger Aluminium hergestellt als im Monat zuvor. Damit haben die chinesischen Aluminiumschmelzen offenbar auf den Preisverfall reagiert und Kapazitäten reduziert, nachdem der Preis unter die Grenzkosten der Produktion gefallen sind und einige Hersteller nicht mehr profitabel arbeiten können.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen konnten sich dem Abwärtssog an den Rohstoffmärkten nicht entziehen. Die neuen Angebotsschätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums blieben ohne große Überraschungen und hatten somit keinen großen Markteinfluss. Die Schätzung für die US-Maisernte wurde nochmals um 3 Mio. Tonnen nach unten revidiert, was jedoch durch eine geringere Nachfrage nahezu kompensiert wurde. Der globale Maismarkt soll im laufenden Erntejahr nach wie vor ein Angebotsdefizit von 7,5 Mio. Tonnen aufweisen, was sich in einem Rückgang der globalen Maisvorräte niederschlägt. Diese sollen zum Ende des Erntejahres auf 121,6 Mio. Tonnen fallen.

Der Maismarkt bleibt damit angespannt. Bei Weizen wurden sowohl das globale Angebot als auch der weltweite Verbrauch um 2 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Der globale Marktüberschuss beläuft sich weiter auf knapp 7 Mio. Tonnen. Entsprechend sollen die weltweiten Lagerbestände zum Ende des Erntejahres auf 202,6 Mio. Tonnen steigen, was die ausreichende Versorgungslage bei Weizen unterstreicht.

Auch bei Sojabohnen wurde die Schätzung für die Weltproduktion kaum verändert. Abwärtsrevisionen in den USA und Argentinien steht eine höhere Ernteschätzung in Brasilien gegenüber. Laut USDA dürfte Brasilien die USA im laufenden Erntejahr sogar als größter Sojabohnenexporteur ablösen. Brasilien selbst ist aber nicht so optimistisch wie das USDA und erwartet einen Rückgang der eigenen Sojabohnenernte um bis zu 3,8 Mio. Tonnen.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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