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Standard & Poors …..

11.11.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.3625, nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3485 markiert wurden. Der USD stellte sich gegenüber dem JPY auf 77.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.45, während EUR-CHF bei 1.2335 oszilliert.

Es gibt immer wieder erstaunliche Entwicklungen am Finanzmarkt. Diese Entwicklungen oder Vorkommnisse hatten und haben einseitig negative Folgen für die Eurozone. "Unfälle" sind grundsätzlich nicht einseitig verteilt.

Frankreich stand jetzt das zweite Mal in Folge im Fokus. Anfang August waren es unfundierte Gerüchte über eine imminente Herabstufung der französischen Bonität und unfundierte Gerüchte bezüglich massiver Schieflagen französischer Großbanken, die aggressiv aus den Zentren London und New York und aus dem Sektor der globalen Bankenaristokratie den kontinentaleuropäischen Teilnehmern per Trommelfeuer angedient wurden. Sie waren Auslöser einer deutlich erhöhten Risikoaversion, die den Dax von 7.250 auf bis 4.960 Punkten im Verlauf trieben, die CDS-Spreads der europäischen Länder deutlich erhöhten und damit den Reformprozess der europäischen Länder unterminierten und bis heute durch neue Realitäten an Finanzmärkten nachwirken.

Die Ratingagentur Standard & Poors hat gestern "irrtümlich" die Kreditwürdigkeit Frankreichs herabgestuft und damit gestern einmal mehr für Unruhe gegen die Eurozone gesorgt.


Um das Thema sauber aufzuarbeiten, bedienen wir uns der Meldung von Reuters:

04:39 11Nov11 -FOKUS 1-S&P stuft irrtümlich Kreditwürdigkeit Frankreichs herab
  • S&P: Mitteilung wurde versehentlich verschickt
  • S&P: Ursache war technischer Defekt
  • S&P: Frankreich hat immer noch Bestnote
  • Finanzminister: Vorgang ist schockierend
  • Französische Börsenaufsicht leitet Untersuchung ein


New York, 11. Nov (Reuters) - Die Rating-Agentur Standard & Poor's hat irrtümlich eine Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit verkündet und damit Ängste vor einer Verschärfung der europäischen Schuldenkrise geschürt. Erst zwei Stunden nach dem Vorfall räumte die Agentur ein, am Donnerstag versehentlich eine Mitteilung an einige Abonnenten ihrer Internet-Seite verschickt zu haben, die eine Verschlechterung der Bonität signalisierte. Ursache sei ein technischer Defekt gewesen, erklärte S&P und betonte gleichzeitig, dass Frankreich noch immer die Bestnote "AAA" mit einem stabilen Ausblick habe. In New York gaben die Aktienkurse in Folge der Mitteilung vorübergehend nach, während französische Staatsanleihen deutlich an Wert verloren.

Frankreichs Finanzminister Francois Baroin nannte den Fehler am Rande einer Wirtschaftskonferenz in Lyon "ziemlich schockierend". Er forderte die Regulierungsbehörden auf, die Ursachen und Folgen des Vorgangs zu klären. Unmittelbar danach leitete die französische Börsenaufsicht AMF eine Untersuchung ein.

S&P erklärte, ebenfalls zu untersuchen, warum die Mitteilung automatisch versendet worden sei. "Wenn die Empfänger auf den Link in dem Alert geklickt hätten, dann hätten sie gesehen, dass Frankreichs Rating unverändert war", fügte S&P-Sprecher Martin Winn in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters hinzu. Weiter wollte er sich nicht äußern. Es war unklar, wie viele Abonnenten die Mitteilung über die Herabstufung erhalten hatten.

Die fehlerhafte Nachricht hätte kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können - viele Anleger fragen sich seit geraumer Zeit, ob Frankreich seine Bestnote in der Schuldenkrise noch lange verteidigen kann. Zudem sind die Rating-Agenturen zuletzt wegen ihres Verhaltens in der Schuldenkrise in Politik und Öffentlichkeit ohnehin unter Beschuss geraten.
(Reporter: Daniel Bases und Walter Brandimarte; bearbeitet von Sören Amelang und Christian
Rüttger) ((soeren.amelang@thomsonreuters.com)(+49 30 2888 5150)(Reuters Messaging:
soeren.amelang.reuters.com@reuters.net))
Friday, 11 November 2011 04:39:40RTRS [nL5E7MB00Z] {C}ENDS

Es stellt sich die Frage, wie ein Text vorbereitet sein kann, wenn es dazu gar keine Absicht gibt. Dieser Aspekt lässt die Antwort von S&P als Farce erkennen. Wenn es eine Farce ist, stellt sich die Frage nach der Motivation seitens S&P.

Hier drängen sich Fragen auf, die beantwortet werden müssen. Dabei sollte es auch um die Frage gehen, ob es Interessenskollisionen bezüglich der Eigentümerstruktur (Hedge Funds, Finanzinvestoren, globale Bankenaristokratie) und der Positionierung der Eigentümer gegen Europa gibt!

In der Abstraktion lässt sich eine Politik des "steten Tropfens" erkennen. Mit immer wieder neuen Aktionen wird gegen Frankreich agiert und damit die Glaubwürdigkeit Frankreichs und in der Folge der Eurozone unterminiert.

Diese Woche bot auch noch einen anderen Beleg. Italien hat alles geliefert, was der Markt nur erwarten konnte. Das Reformprogramm wird mit Opposition bis Samstag parlamentarisch verabschiedet und Berlusconi geht anschließend. Nach anfänglich zurückgehender Risikoaversion kommt es zu aggressiven Spekulationen gegen Italien und weitere Reformländer am derivativen nicht regulierten CDS-Markt mit Folgen für alle Finanzmärkte. Diese Attacke mit der Konsequenz von Renditen von mehr als 7% für italienische Papiere dominierte und neutralisierte die positive Nachrichtenlage aus Italien.

Wir haben in diesem Format immer wieder auch die politische Dimension dieser Auseinandersetzung berücksichtigt und sind milde belächelt worden. Die Fakten sind klar erkennbar. Die notwendigen Schlussfolgerungen sind zu ziehen. Für Naivität ist hier kein Raum oder Naivität wird bestraft.

Nicht nur die Aktion von Standard & Poors ist skandalös, europäische Naivität ist/wäre ebenso
skandalös, denn die Fakten bei der Neuverschuldung, der Gesamtverschuldung und der Reformpolitik sprechen allesamt für die Eurozone. "Food for thought!"

Wir ermuntern Frankreich aggressiv rechtlich gegen Standard & Poors vorzugehen. Der finanzielle Schaden ist für Frankreich erheblich, der Reputationsschaden ist mindestens ebenso groß!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3350 - 1.3880 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!



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