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Zyklische Rohstoffe im Höhenflug

02.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können ihren Höhenflug bis zuletzt fortsetzen. Der Brentölpreis stieg in der Nacht erstmals seit April über die Marke von 110 USD je Barrel. WTI handelt nur noch knapp unter dem Mitte Juli verzeichneten 16-Monatshoch von gut 109 USD je Barrel. Seit Wochenmitte ist WTI um mehr als 5% gestiegen. Brent verteuerte sich im selben Zeitraum um knapp 4%. Aufgrund zuletzt besserer Konjunkturdaten aus den USA und China haben sich die Nachfrageperspektiven deutlich aufgehellt (siehe auch Industriemetalle auf Seite 2). Dies gibt den Ölpreisen ebenso Rückenwind wie die weiterhin bestehenden Angebotsrisiken. In Libyen hat die protestbedingte Schließung der beiden wichtigsten Exportterminals dazu geführt, dass die Ölexporte des Landes auf gut 400 Tsd. Barrel pro Tag gesunken sind. Das ist weniger als die Hälfte der normalen Exportmenge und das niedrigste Niveau seit dem Ende des Bürgerkrieges.

Die Lieferausfälle in Libyen waren bereits ein Grund dafür, dass die OPEC-Produktion im Juli gefallen ist. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements führt die OPEC ihr Angebot in den kommenden Wochen weiter zurück. Die OPEC-Lieferungen sollen in den vier Wochen zum 17. August um 500 Tsd. Barrel pro Tag zurückgehen, was dem stärksten Rückgang seit Anfang Januar entspricht. Oil Movements führt dies zwar auf eine saisonbedingt geringere Nachfrage zurück, da viele Raffinerien im Spätsommer Wartungsarbeiten durchführen. Dennoch dürfte die starke Angebotsreduktion im gegenwärtigen Umfeld von den Marktteilnehmern als preisunterstützend interpretiert werden. Gute US-Arbeitsmarktdaten dürften den Preisen heute weiteren Auftrieb geben.


Edelmetalle

Der Goldpreis kam gestern im Zuge abermals überraschend guter US-Konjunkturdaten und in Folge dessen fester Aktienmärkte (siehe Industriemetalle auf Seite 2) merklich unter Druck. Auch der daraufhin gegenüber dem Euro aufwertende US-Dollar wirkte sich belastend aus, ebenso der Anstieg der Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen auf über 2,7%. Der Abwärtstrend setzt sich heute Morgen fort und Gold fällt erstmals seit knapp zwei Wochen wieder unter die Marke von 1.300 USD je Feinunze. Mit gut 1.280 USD handelt das gelbe Edelmetall auf einem 2-Wochentief. Offensichtlich befanden sich um 1.300 USD herum einige Stopp-Marken, deren Unterschreiten zu technischen Anschlussverkäufen führte. Auch in Euro gerechnet gibt Gold stark nach und notiert mit gut 970 EUR je Feinunze ebenfalls auf einem 2-Wochentief.

In Erwartung eines positiven US-Arbeitsmarktberichts, der heute Nachmittag veröffentlicht wird, haben sich einige Marktteilnehmer anscheinend von Positionen getrennt. Die gestrige EZB-Sitzung hatte wie von uns erwartet dagegen kaum Auswirkungen auf den Goldpreis. Nach einigen Tagen ohne Abflüsse bzw. sogar leichten Zuflüssen wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gestern doch wieder um 6,2 Tonnen reduziert. Daten der US-Münzanstalt zufolge wurden im Juli 50.500 Unzen Goldmünzen verkauft, so wenig wie in keinem anderen Monat bislang in diesem Jahr. Allerdings ist der Juli ein saisonal schwacher Monat. Zudem lagen die Münzabsätze deutlich über dem Vorjahr.

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Industriemetalle

Die Metallpreise erhielten gestern von abermals überraschend positiven Konjunkturdaten in den USA Aufwind. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ist im Juli auf 55,4 und damit ein 2-Jahreshoch gestiegen. Nach einer Schwächephase scheint sich das verarbeitende Gewerbe wieder klar zu erholen, was auf eine wirtschaftliche Beschleunigung in der zweiten Jahreshälfte hindeutet. Zudem sind die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der vergangenen Woche auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2008 gesunken, was eine spürbare Verbesserung am US-Arbeitsmarkt signalisiert. Im Zuge dessen legten die Aktienmärkte merklich zu - der S&P 500 stieg erstmals über 1.700 Punkte und auch der Dow Jones Industrial Average schloss auf einem Rekordhoch -, was den zyklischen Rohstoffen wie Industriemetallen Auftrieb verlieh. Kupfer übersprang daraufhin mühelos die Marke von 7.000 USD je Tonne und auch die anderen Industriemetalle legten teilweise kräftig zu.

Noch stärkere Preiszuwächse wurden durch den festen US-Dollar verhindert. Heute Morgen geben die Metalle aufgrund von Gewinnmitnahmen leicht nach. Bevor nächste Woche wieder mehr metallspezifische Daten im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen - in China werden beispielsweise die vorläufigen Importdaten für Juli bekannt gegeben -, erhalten zum Wochenausklang nochmals Konjunkturdaten Aufmerksamkeit. Sollte der Arbeitsmarktbericht in den USA, der heute Nachmittag veröffentlicht wird, ebenfalls positiv überraschen, dürften die Metallpreise nochmals kräftig anziehen.


Agrarrohstoffe

Der meistgehandelte Mais-Terminkontrakt an der CBOT gab gestern um weitere 2,5% nach und erreichte mit 4,64 USD je Scheffel ein 3-Jahrestief. Die Aussicht auf eine Rekordernte setzt dem Maispreis weiter zu. Der International Grains Council hat seine Prognose für die globale Maisernte im Erntejahr 2013/14 zwar um 4 Mio. Tonnen reduziert, erwartet aber noch immer einen Anstieg um 10% gegenüber dem Vorjahr auf ein Rekordniveau von 942 Mio. Tonnen. Die weltweite Nachfrage soll dagegen "nur" um 5% auf 915 Mio. Tonnen steigen, woraus ein globaler Angebotsüberschuss von 27 Mio. Tonnen und ein Anstieg der weltweiten Lagerendbestände auf 148 Mio. Tonnen resultiert. Der Rohstoffbroker INTL FCStone rechnet in seiner ersten Prognose mit einer US-Maisernte von knapp 14 Mrd. Scheffel und positioniert sich damit etwas oberhalb der Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums.

Angesichts der zuletzt optimalen Witterungs- und Wachstumsbedingungen könnte auch das USDA seine Ernteprognose anheben. Dennoch erachten wir das Abwärtspotenzial für Mais als begrenzt, da der Großteil der positiven Nachrichten zum Angebot mittlerweile im niedrigeren Preisniveau berücksichtigt sein dürfte. Zudem dürfte das deutlich gesunkene Preisniveau die Nachfrage ansteigen lassen. Eine nennenswerte Erholung der Preise ist allerdings unwahrscheinlich, solange das Wetter keine Abstriche bei den Ernteschätzungen erforderlich macht.




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