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WTI-Ölpreis kratzt an der 100-USD-Marke

14.11.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann zum Wochenauftakt auf knapp 115 USD je Barrel steigen. WTI nähert sich der psychologisch wichtigen Marke von 100 USD je Barrel, welche zuletzt Ende Juli erreicht wurde. Neben dem Rücktritt von Italiens Ministerpräsident Berlusconi sorgen positive Konjunkturdaten für Optimismus an den Finanzmärkten. So stieg das Verbrauchervertrauen in den USA im November auf ein 5-Monatshoch. In der Nacht vermeldete Japan einen annualisierten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal um 6%.

Der steigende Risikoappetit könnte die Ölpreise kurzfristig weiter steigen lassen und den WTI-Preis damit über die Marke von 100 USD verhelfen. Der Brentpreis könnte zusätzlich vom Kälteeinbruch in Europa profitieren. Der Gasölpreis ist am Morgen erstmals seit Anfang August auf 1.000 USD je Tonne gestiegen, was auch den Brentpreis mit nach oben ziehen könnte. Aufgrund eines Feiertages werden die CFTC-Daten zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger erst heute veröffentlicht. Ebenfalls heute veröffentlicht die ICE ihre Daten zur Marktpositionierung. Diese dürften angesichts der Preisentwicklung einen weiteren Aufbau der Netto-Long-Positionen bei Brent und Gasöl zeigen.

Einen Monat vor der nächsten OPEC-Sitzung am 14. Dezember hat der Iran die Ölproduzenten aus der Golfregion dazu aufgefordert, ihre Produktion auf das Niveau zurückzuführen, welches vor dem Ausfall Libyens Bestand hatte. Somit bahnt sich erneut ein Konflikt zwischen den Hardlinern und den moderaten OPEC-Mitgliedern an, welcher bereits die letzte Sitzung im Juni ergebnislos enden ließ. Solange der Ölpreis hoch ist, stellt diese Uneinigkeit noch kein Problem dar.

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Edelmetalle

Gold hat zum Wochenauftakt einen neuen Anlauf auf die psychologisch wichtige Marke von 1.800 USD je Feinunze unternommen, konnte diese allerdings noch nicht wieder überschreiten. In Euro gerechnet handelt das gelbe Edelmetall um die Marke von 1.300 EUR je Feinunze. Auch wenn sich die politische Unsicherheit in Europa mit den jüngsten Entwicklungen in Italien und Griechenland etwas gelegt hat, dürfte die Staatsschuldenkrise damit noch lange nicht nachhaltig gelöst sein, wie u.a. an den Renditeabständen von 10-jährigen französischen und österreichischen Staatsanleihen zu 10-jährigen Bundesanleihen ersichtlich ist.

Gold sollte daher gut unterstützt bleiben. Für einen weiteren Preisanstieg spricht auch der heute Morgen veröffentlichte Index für die Großhandelspreise in Indien, der als Inflationsindikator angesehen wird. Mit 9,73% im Oktober fiel dieser höher aus als erwartet. Der Index bleibt damit den elften Monat in Folge über der Marke von 9%. Dies dürfte die Goldkäufe in Indien, dem weltweit größten Goldkonsumenten, weiter anheizen. Zudem steht der Beginn der Hochzeitssaison unmittelbar bevor, während dieser traditionell viel Gold verschenkt wird.

Silber, Platin und Palladium werden vom höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer und dem Preisanstieg der Industriemetalle mit nach oben gezogen. Morgen präsentiert Johnson Matthey seinen halbjährlichen Bericht zu den Märkten der Platinmetalle.


Industriemetalle

An den Märkten macht sich nach den politischen Entscheidungen der vergangenen Tage Erleichterung breit. Vom hieraus resultierenden höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer, der sich auch in festen asiatischen Aktienmärkten widerspiegelt, profitieren insbesondere die Metalle, die zum Wochenauftakt teilweise um mehr als 3% zulegen können. Auch das japanische Bruttoinlandsprodukt, das im dritten Quartal um 1,5% gegenüber dem Vorquartal gestiegen ist, gibt auf den ersten Blick Auftrieb. Allerdings beruht dieser Aufschwung auf Aufholeffekten nach dem Einbruch in den Vorquartalen aufgrund der Naturkatastrophe und wird dadurch relativiert.

Sumitomo Metal Mining, Japans größter Nickelproduzent, hat sich zurückhaltend zum globalen Nickelmarkt geäußert. Die Schuldenkrise in Europa und eine nur moderat wachsende Wirtschaft in den USA sollte die Nachfrage belasten, so dass sich am Markt 2012 ein Überschuss von 54 Tsd. Tonnen aufbauen werde. Dies wäre der größte Überschuss seit 2008. Durch Verzögerungen großer Nickelprojekte könnte das Angebot allerdings noch eingeschränkt werden. Die International Nickel Study Group erwartet für 2012 einen Marktüberschuss von 70 Tsd. Tonnen. Dies dürfte den Nickelpreis mittelfristig belasten. Kurzfristig sehen wir hier jedoch Aufwärtspotenzial, da Nickel aktuell deutlich unter den Produktionskosten handelt.


Agrarrohstoffe

Uneindeutige Signale für den Zuckermarkt kommen derzeit aus Indien. Während die Regierung noch in dieser Woche über einen Antrag der Zuckerproduzenten beraten wird, angesichts einer hohen Zuckerrohrernte Exporte in Höhe von 4 Mio. Tonnen zuzulassen, schrauben viele Zuckerrohranbauer ihre Erwartungen zurück. Einer Umfrage zufolge halten sie die Schätzungen einer Ernte von 25-26 Mio. Tonnen für zu hoch. Zwar wurde die Fläche erheblich ausgebaut, doch könnte der Ertrag unter dem phasenweise sehr starken frühen Monsun in einigen Gebieten so gelitten haben, dass insgesamt nur wenig mehr als im Vorjahr produziert wird. Damals waren 24,3 Mio. Tonnen Zucker produziert worden.

Allerdings bleibt es bei den weltweit hohen erwarteten Überschüssen. So hat Thailand nur geringe Schäden durch die jüngsten Überschwemmungen gemeldet. Die Ukraine hat ihre Erntemenge an Zuckerrüben um fast 30% gegenüber dem Vorjahr gesteigert und könnte ihre Exporte stark ausbauen. Auch in der EU dürfte die Zuckerrübenproduktion ein Rekordniveau erreicht haben.

In Brasilien behindert derzeit in wichtigen Anbaugebieten Regen die Erntearbeiten. Viele Verarbeiter haben schon ihre Mühlen für die Saison stillgelegt. Die Regenfälle erleichtern aber andererseits die Anpflanzung und frühe Entwicklung neu gepflanzten Zuckerrohrs. Insgesamt überrascht daher kaum, dass die Preise für Rohzucker inzwischen mit aktuell gut 25 US-Cents je Pfund weit unter ihren im Februar erzielten Spitzenwerten liegen und sich die Terminkurve in den vergangenen Wochen deutlich abgeflacht hat (Grafik 16, Seite 4).


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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