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Hoher Angebotsüberschuss bei Palladium erwartet

16.11.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Eine gestiegene Risikoaversion im Zuge der weiteren Zuspitzung der Schuldenkrise in den Euro-Ländern und ein festerer US-Dollar setzen die Rohstoffpreise erneut unter Druck. Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 111,5 USD je Barrel, nachdem gestern zwischenzeitlich 113 USD erreicht wurden. Der WTI-Preis ist gestern zunächst daran gescheitert, die Marke von 100 USD zu überwinden und handelt am Morgen bei 98,5 USD je Barrel. Während in der ersten Jahreshälfte die externen Faktoren wie Risikoappetit, Aktienmärkte und US-Dollar den Ölpreis nach oben getrieben haben und die Fundamentaldaten preisbelastend wirkten, hat sich das Bild mittlerweile umgedreht.

Jetzt ist es die sich verknappende Angebotslage, welche die Ölpreise unterstützt, während der Gegenwind von den Finanzmärkten ausgeht. Die gestern vom American Petroleum Institute veröffentlichten Lagerdaten bestätigten dieses Bild. Demnach sind die Destillatevorräte in den USA in der letzten Woche die achte Woche in Folge gefallen. Auch bei den Benzinvorräten kam es zu einem deutlichen Lagerabbau. Die Rohölbestände wurden dagegen leicht aufgebaut. Heute Nachmittag veröffentlicht das US-Energieministerium die offizielle Lagerstatistik. Auch hier wird mit einem weiteren Lagerabbau gerechnet.

Es wird insbesondere darauf zu achten sein, ob sich der rasante Rückgang der Destillatevorräte fortsetzt. Diese liegen bereits unter dem langjährigen Durchschnitt. Das sich verknappende Angebot an Ölprodukten dürfte einem weiteren Preisrückgang bei Rohöl entgegenstehen. Der US-Erdgaspreis ist unterdessen auf ein 13-Monatstief von 3,40 USD je mmBtu gefallen. Die Prognose milder Temperaturen im Osten und der Mitte der USA könnten die US-Erdgasvorräte Ende November auf ein Rekordniveau steigen lassen.


Edelmetalle

Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, hat gestern Nachmittag seinen viel beachteten Halbjahresbericht zu den Märkten der Platinmetalle präsentiert. Demnach trüben sich die Aussichten für Platin und insbesondere Palladium ein. So soll der globale Palladiummarkt in diesem Jahr einen Angebotsüberschuss von 725 Tsd. Unzen aufweisen, nach einem Defizit von 530 Tsd. Unzen im letzten Jahr. In seiner Mai-Schätzung ging Johnson Matthey noch von einem Angebotsdefizit in diesem Jahr aus. Dieses soll sich nun im nächsten Jahr materialisieren.

Ohne die Verkäufe der russischen Staatsreserven, die im nächsten Jahr deutlich geringer ausfallen sollen, wäre der Palladiummarkt in etwa ausgeglichen gewesen. Vor allem eine rückläufige Investmentnachfrage (Grafik des Tages) und eine höhere Recyclingquote, die eine steigende industrielle Nachfrage vor allem aus der Automobilindustrie mehr als ausgleichen, tragen zur Änderung der Einschätzung bei.

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Bei Platin sieht es laut Johnson Matthey ähnlich aus. Nach einem moderaten Angebotsdefizit von 25 Tsd. Unzen im letzten Jahr soll der Markt in diesem Jahr einen Überschuss von 195 Tsd. Unzen aufweisen. Und auch in 2012 dürfte das Angebot die Nachfrage noch übersteigen, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß. Kurzfristig sind u.E. daher keine deutlichen Preissteigerungen bei Platin und Palladium zu erwarten. Mittel- bis langfristig sollten die Preise allerdings gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Im Zuge eines starken US-Dollar und schwacher asiatischer Aktienmärkte zeigen sich die Metalle erneut überwiegend im negativen Terrain. Die Risiken für die Preise dürften auch weiter nach unten gerichtet sein, so lange die Unsicherheit an den Finanzmärkten hoch bleibt. Trotz des selbst auferlegten vorläufigen Exportstopps der indonesischen Zinnproduzenten und weiter fallender Lagerbestände gab der Zinnpreis gestern um gut 2% nach. Die Produzenten in Indonesien haben sich gegen die Einführung von Exportquoten nach dem Ende des Exportstopps ausgesprochen. Daher besteht Hoffnung, dass der Markt auch im nächsten Jahr ausreichend mit Zinn versorgt ist. Der Lagerabbau von Zinn setzt sich allerdings noch fort. Die LME-Vorräte sind auf den niedrigsten Stand seit fast 12 Monaten gefallen.

Laut Einschätzung des staatlichen Research-Instituts Antaike dürfte der chinesische Zinkmarkt im nächsten Jahr ein moderates Angebotsdefizit aufweisen. Die Ausweitung des Angebots soll dabei nicht mit dem Wachstum der Nachfrage Schritt halten können. Dies dürfte zu höheren Importen führen und sollte einen Abbau der nach wie vor hohen Lagerbestände begünstigen. Zugleich dürfte sich damit auch am globalen Zinkmarkt der aktuell noch hohe Angebotsüberschuss reduzieren. Mittel- bis langfristig sehen wir daher für den Zinkpreis moderates Aufwärtspotenzial. Kurzfristig dürfte der Preis im Einklang mit den anderen Metallen jedoch weiter unter Druck stehen.


Agrarrohstoffe

Arabica-Kaffee wird inzwischen wieder bei knapp unter 240 US-Cents je Pfund gehandelt. Seit dem 1. November hat er sich damit um 7,2% verteuert. Der Anstieg der letzten Tage dürfte auf Meldungen zurückzuführen sein, dass in Brasilien in wichtigen Anbauregionen die Regenfälle deutlich hinter dem langjährigen Durchschnitt zurückbleiben. Bereits vor einigen Tagen hatte die Internationale Kaffeeorganisation ihre Prognose für die weltweite Kaffeeproduktion in der seit Oktober laufenden Saison 2011/12 von 129,5 Mio. Sack à 60 kg auf 127,4 Mio. Sack gesenkt.

In Mittelamerika führt ein Zuviel an Regen derzeit zu Problemen und auch die Signale aus Kolumbien sind nicht vielversprechend. So lag die Erntemenge im Oktober 19% unter dem Vorjahreswert. Zudem hatte die kolumbianische Vereinigung der Kaffeeanbauer in den ersten Novembertagen ihre Schätzung für die Ernte 2012 um 23% gesenkt. Demnach sollen auch im kommenden Jahr nur 8,5 bis 9,5 Mio. Sack produziert werden, nachdem 2011 die Marke von 8,5 Mio. Sack wohl nicht überschritten wird. Die Hoffnung, sich zumindest leicht von der Ernte 2010 von 8,9 Mio. Sack nach oben absetzen zu können, dürfte sich also zerschlagen.

Dennoch bleibt es aus unserer Sicht dabei: Die neue brasilianische Ernte wird die eines Hochertragsjahres im zweijährigen Zyklus sein, was verhindern sollte, dass die Preise stark nach oben ausbrechen. Preise wie im Spätsommer mit bis zu 291 US-Cents je Pfund dürften in weiter Ferne bleiben.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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