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Saisonale Trends im Goldbullenmarkt (Teil 6)

21.11.2011  |  Adam Hamilton
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Bevor ich intensiv auf die Ursachen für die saisonalen Goldkurstendenzen eingehe, will ich zunächst auf die wesentlichen Veränderungen in diesem Chart im Vergleich zum Chart vom letzten Jahr eingehen. Im Jahr 2006, als ich mit der Erstellung dieses Charts begann, entschied ich mich dafür, auch das Jahr 2000 mit einzubeziehen, da der Goldkurs damals ein Tief erreichte (ebenso wie der HUI-Goldaktienindex). Technisch gesehen hatte der Goldbullenmarkt im Jahr 2000 jedoch noch nicht begonnen, also habe ich es aus meiner aktuellen Untersuchung außen vor gelassen. Außerdem erlebte Gold in jenem Jahr eine enorme Sommer-Rally, die den saisonalen Aufwärtstrend im Juli und August maßgeblich änderte.

Da ich das Jahr 2000 ausgeklammert habe und das Jahr 2011 mit einbezogen habe, hat sich der saisonale Goldpreis-Aufwärtstrend in diesem Chart noch verstärkt. Der Support, den Sie im Chart erkennen können, und zum Jahresende bisher bei ungefähr 106 lag, ist bis auf 111 gestiegen! Außerdem begann der Sommer-Support, der auf die beste saisonale Kaufgelegenheit hindeutet, bisher Ende Juli und im aktuellen Chart Mitte Juni. Und das jährliche Zahlenmaterial, das die Basis der blauen Durchschnittslinie bildet, ist dichter geworden, was auch die Schwankungsbreite der Standardabweichung (in Gelb) beweist. Gold ging es in diesem Jahr also fantastisch!

Wie der Chart beweist, erlebt Gold drei große, von der Nachfrage hervorgerufene, saisonale Rallys. Auch wenn wir dazu tendieren, im Rahmen der Goldkursbetrachtung mit dem ersten Kalendermonat zu beginnen, stellt der Herbstbeginn an den Märkten im September einen sinnvolleren Startpunkt dar. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die saisonal stärkste Zeit des Jahres für Gold, die bis Mai dauert. Dies ist die beste Zeit des Jahres, Long auf Gold-, Silber- und Edelmetallaktien zu gehen. Eine Reihe von einkommensspezifischen und kulturellen Faktoren führen weltweit zu mehreren Gold-Nachfrageschüben.

Alles beginnt im August und September mit den Erntekäufen in Asien. Da sich der gesamte asiatische Kontinent auf der Nordhalbkugel befindet, findet die Anbausaison zur selben Zeit statt wie bei uns. Nach einem Jahr voller Kapitalausgaben und harter Arbeit beginnen die asiatischen Landwirte mit der Ernte. Wenn die Ernteerträge erst einmal verkauft sind, wissen sie, wie groß ihr Gewinn nach Abzug der Betriebs- und Lebenshaltungskosten ist.

Ein Teil dieser Landwirte, insbesondere im goldverrückten Indien, wo es in den ländlichen Gebieten kein wirkliches Bankensystem gibt, investieren ihren Gewinn (die jährlichen Ersparnisse) in physisches Gold. Einige Bewohner der westlichen Welt finden das kurios, aber wir handeln ähnlich. Viele von uns wissen erst Ende Dezember oder Anfang Januar, wie hoch unser Einkommensüberschuss ist, wenn die Boni gezahlt wurden und die Höhe der Steuerlasten feststeht. Dann investieren auch wir, ebenso wie die asiatischen Landwirte. Im Dezember und Januar ist der Kapitalzufluss an den Aktienmärkten für gewöhnlich sehr groß.

Das hohe Investitionsaufkommen in Asien nach Ende der Erntezeit geht Stück für Stück in die berühmte Feiertagszeit in Indien über. Indien ist seit langer Zeit der weltgrößte Goldkonsument, obwohl China diesen Platz in den kommenden Jahren wahrscheinlich übernehmen wird. Den Mittelpunkt der indischen Feiertage stellt die berühmte Heiratssaison dar. Falls Sie eine/n InderIn kennen, sprechen Sie mit ihr oder ihm über die indische Heiratssaison. Die Hochzeitstraditionen in Indien sind aufwendig und faszinierend zugleich und lösen oft den weltgrößten Gold-Nachfrageschub des ganzen Jahres aus.

Indische Hochzeiten sind so wichtig, dass sie meist von den Familien arrangiert werden, wobei es schon einmal vorkommen kann, dass sich Braut und Bräutigam noch nie gesehen haben, bevor die Eltern sie einander vorstellen. Der Zeitpunkt der Hochzeit spielt eine entscheidende Rolle, da die indische Bevölkerung davon ausgeht, es bringe Erfolg, Glück, Zufriedenheit und ein langes Leben zu zweit, wenn die Hochzeit in der Feiertagszeit stattfindet. Wer würde solche Segenswünsche schon abschlagen wollen? Die Feiertagszeit im Herbst, einschließlich des Lichterfestes Diwali, bieten den besten Zeitpunkt, sich das Ja-Wort zu geben.

Die Familien indischer Bräute geben ein Vermögen aus, um sie mit umfangreichen Goldmitgiften auszustatten. Ein Großteil der Mitgift besteht aus unglaublich aufwendigem, 22-karätigem Goldschmuck, der für den wichtigsten Tag im Leben der Braut bestimmt ist. Das Gold dient nicht nur als Verzierung, sondern auch als finanzielle Absicherung der Braut in der Familie des Ehemannes. Die Brauteltern scheuen keine Kosten für die Mitgift, weshalb die Goldnachfrage im Herbst in Indien maßgeblich steigt.

Normalerweise entstehen ungefähr 40% der jährlichen Goldnachfrage Indiens in der Heiratssaison im Herbst! Ende November ist sie meist zu Ende. Die saisonal starke Goldphase geht jedoch weiter, da nun auch in der westlichen Welt die Feiertagszeit beginnt und der Kaufwahn in der Woche von Thanksgiving startet und bis Weihnachten anhält. Ein wesentlicher Teil, wenn nicht sogar der Großteil der freiwilligen Jahresausgaben in der westlichen Welt, erfolgt in diesen fünf Wochen. Genau aus diesem Grund betrete ich bis Jahresende kein Einkaufszentrum mehr!

Die Nachfrage nach Goldschmuck steigt massiv, da das Urlaubsgeld in Geschenke für Ehefrauen, Freundinnen, Töchter und Mütter fließt. Anscheinend nehmen viele Juweliere in den USA über die Hälfte ihres jährlichen Einkommens in dem Zeitraum zwischen Thanksgiving und Weihnachten ein. Feiertage scheinen die Menschen generell glücklicher zu stimmen, die Zeit mit der Familie ist für viele ein großer Segen. Das hebt die Stimmung der Konsumenten und Investoren, wodurch es zu großen Nachfrageschüben nach Goldinvestitionen kommt, zu denen auch einkommensspezifische Faktoren, wie die Jahresabschlussprämie, beitragen.




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