Saisonale Trends im Goldbullenmarkt (Teil 6)
21.11.2011 | Adam Hamilton
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Ebenso wie die Landwirte in Asien, wissen wir in der westlichen Welt erst im Dezember oder Januar, wie hoch unser Einkommensüberschuss nach Abzug von Ausgaben und Steuern ist. Und da es dumm wäre, diese Ersparnisse der US-Notenbank zu geben, damit sie keinen Gewinn abwerfen, investieren wir sie. Ein Großteil fließt in die Aktienmärkte, ein zunehmender Anteil fließt jedoch in Gold, da immer mehr Mainstream-Investoren vom riesigen Goldbullenmarkt erfahren. Professionelle Money Manager tragen zu diesem Trend ebenso bei und verstärken die Nachfrage. Im Januar jedes Jahres erleben Pensionskassenverwalter einen Zufluss von neuem Kapital aus Gehaltsabzügen, der aufgrund der jährlichen Sonderzahlungen enorm ist. Sie werden dafür bezahlt, um dieses Kapital sinnvoll anzulegen und Gold stellt seit über einem Jahrzehnt die beste und beständigste Anlage dar. Der bullische Goldpreisverlauf zieht eine Menge Kapital an. Gold bietet auch einen guten Kapitalschutz an extrem volatilen Märkten, wie wir sie seit der Aktienpanik 2008 erleben. Diese Dynamik führt somit meist zu einer Goldpreis-Rally im Januar.
Nachdem die großen Nachfrageschübe abflauen, beginnen die Feiertage in China. Im Gegensatz zu unserem westlichen Kalender, der auf dem Sonnenzyklus basiert, berücksichtigt der chinesische Kalender auch den Mondzyklus. Das chinesische Neujahr findet demnach zwischen Ende Januar und Mitte Februar unseres westlichen Kalenders statt. Die Chinesen haben eine intensive kulturelle Affinität für Gold, sodass sie einen Teil ihres Endjahresgewinns sowohl in Gold als Investition als auch als Feiertagsgeschenk investieren. Nach der starken Goldnachfrage in China im Februar erleben wir im März meist eine saisonale Flaute, wenn die Feiertage weltweit vorbei sind.
Im April und Mai steigt Gold für gewöhnlich erneut, wobei diese Rally keinen eindeutigen kulturellen oder einkommensspezifischen Hintergrund hat. Ich nehme an, dass dies das Ergebnis desselben psychologischen Phänomens ist, das zu Aktienkäufen zu dieser Jahreszeit führt. Nach der dunklen und kalten Winterzeit sind alle fröhlicher und optimistischer, sobald die Tage länger werden und die Temperaturen steigen. Und da die Stimmung eine bedeutende Rolle für die Investitionsnachfrage spielt, erhöhen glücklich gestimmte, investierfreudige Händler die Nachfrage und der Goldkurs steigt.
Sie sehen also, dass es viele gute Gründe für die enormen Goldnachfrageschübe von September bis Mai gibt. Diese rufen eine Reihe von massiven saisonalen Goldkurs-Rallys hervor, die im folgenden Chart mit Zahlen versehen sind. Chronologisch gesehen erfolgt der erste Aufschwung des Kalenderjahres von Mitte März bis Mitte Mai mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 5,1%. Der zweite beginnt Mitte Juni (zuvor war es Ende Juli) und endet Anfang Oktober. In diesem Zeitraum ist der Goldkurs von 2001 bis 2011 jährlich um durchschnittlich 7,4% gestiegen. Die dritte und stärkste Rally beginnt Ende Oktober und führt bis Ende Februar zu einem Anstieg von durchschnittlich 10,4%.
Saisonal gesehen bieten sich die besten Zeitpunkte für den Kauf von Gold-, Silber- und Edelmetallaktien zu Beginn der drei großen Rallys (Mitte März, Mitte Juni, Ende Oktober). Gold befindet sich zu diesen Zeitpunkten in der Nähe seines saisonalen Supports, sodass man zu günstigen Preisen kaufen kann. Sie sollten insbesondere die Kaufgelegenheit Ende Oktober wahrnehmen, von der unsere Abonnenten bereits im Voraus wussten, die in den vergangenen Wochen in eine steile Goldkurs-Rally überging. Und wenn sich die Saisonalität in diesem Jahr weiterhin durchsetzen kann, haben wir erst den Beginn der Rally erlebt. Wir stehen kurz vor dem saisonalen Durchbruch des Goldkurses durch seine Resistance, was ein sehr bullisches Omen darstellt.
Die saisonal starke Zeit des Goldpreises zwischen September und Mai wird von der saisonal schwachen Zeit im Sommer abgelöst. Normalerweise befindet sich der Goldkurs in dieser Zeit in einer wahren Einöde, indem er in eine träge Seitwärtsbewegung verfällt, die ich als Sommerflaute bezeichne. In diesem Jahr kam es jedoch zu einer massiven Anomalie und der Goldkurs stieg im Juli und August maßgeblich, was auf verschiedene, einmalige Ereignisse zurückzuführen ist, in erster Linie auf die Herabstufung der Bonität der USA. Ich würde eine Sommerflaute im nächsten Jahr also nicht ausschließen, da der Goldkursverlauf in diesem Sommer eine Ausnahme war.
Obwohl die jährlichen saisonalen Trends den Kern dieser Untersuchung darstellen, sind auch die monatlichen Goldkurstendenzen äußerst aufschlussreich. Der durchschnittliche Goldpreisverlauf jedes Kalendermonats wurde ermittelt und anschließend habe ich den durchschnittlichen, monatlichen Preis im Laufe des Bullenmarktes ermittelt, wie Sie im folgenden Chart sehen können. Diese Perspektive bietet einen detaillierten Einblick in den Goldpreisverlauf innerhalb eines Monats und dient zur Optimierung des Timings.