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Pipeline-Pläne lassen WTI-Preis kräftig steigen

17.11.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Während der Brentölpreis gestern erneut unter der höheren Risikoaversion gelitten und auf unter 111 USD je Barrel nachgegeben hat, ist der WTI-Preis erstmals seit Juni über die Marke von 100 USD gestiegen. Der Pipelinebetreiber Enbridge, der den 50%-igen Anteil an der Pipeline von ConocoPhilips gekauft hat, will im 2. Quartal 2012 die Richtung der Seaway-Pipeline, die Rohöl von der US-Golfküste nach Cushing führt, umdrehen. Die fehlenden Transportmöglichkeiten von Cushing, dem Liefer- und Handelsort für WTI, zur US-Golfküste und somit zum Weltmarkt waren der wichtigste Grund für die hohe Preisdifferenz zwischen Brentöl und WTI. Wir haben stets darauf hingewiesen, dass der hohe Preisunterschied nicht fundamentaler, sondern vor allem psychologischer Natur und somit nicht nachhaltig ist.

Obwohl die Produktion aus den kanadischen Ölsandfeldern und Schieferöl in den USA künftig weiter kräftig steigen wird, gehen wir davon aus, dass die geplante Richtungsumkehr von Seaway - man will außerdem die tägliche Transportkapazität binnen eines Jahres von anfänglich 150 Tsd. auf 400 Tsd. Barrel ausweiten - und der Bau von Keystone XL über eine Alternativroute durch TransCanada einen einfachen Transport von Cushing zur US-Golfküste ermöglichen werden. Spätestens im Jahr 2013 sollte die Preisdifferenz zwischen WTI und Rohöl daher komplett verschwinden. Bereits jetzt ist der Preisabstand erstmals seit Januar auf 8 USD gesunken (Grafik des Tages).

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Dass die Arbitrage zwischen Cushing und der US-Golfküste zurzeit noch schwer möglich ist, sieht man an den erneut steigenden Lagerbeständen in Cushing, die in der Woche zum 11. November gegen den Trend fallender Ölvorräte um rund 3% auf 32 Mio. Barrel gestiegen sind.


Edelmetalle

Laut Aussagen des World Gold Council (WGC) hat China im dritten Quartal Indien als weltweit größten Schmuckmarkt überholt. Demnach ist die chinesische Schmucknachfrage zwischen Juli und September im Vergleich zum Vorjahr um 13% auf 131 Tonnen gestiegen. Der WGC schätzt, dass das Reich der Mitte 2011 insgesamt mehr als 750 Tonnen Gold nachfragen wird. Diese setzt sich aus 500 Tonnen Schmucknachfrage und über 250 Tonnen Investmentnachfrage zusammen. Im nächsten Jahr dürfte die chinesische Goldnachfrage gemäß WGC weiter zweistellig wachsen und auf mehr als 800 Tonnen steigen. Da die heimische Produktion nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann, ist China auf Importe angewiesen. Mittel- bis langfristig dürfte dies eine unterstützende Säule für den Goldpreis sein.

Während die hohen Goldpreise die Nachfrage in China nicht belastet haben, sind in Indien Bremsspuren zu erkennen. Die Schmucknachfrage sank im dritten Quartal um 26% auf 125,3 Tonnen, was sich auch in niedrigeren Importen bemerkbar machte (200 Tonnen). Die Goldeinfuhren sollten allerdings auch in Indien im laufenden Quartal aufgrund der Feiertags- und Hochzeitssaison wieder merklich anziehen und ein Niveau von 281 Tonnen erreichen. Die gesamte indische Nachfrage dürfte laut Einschätzung des WGC in diesem Jahr 960 Tonnen betragen. Auf globaler Ebene ist die Goldnachfrage im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 6% auf 1.053,9 Tonnen gestiegen.


Industriemetalle

Gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) hat sich der Angebotsüberschuss am globalen Bleimarkt in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr auf 170 Tsd. Tonnen verdreifacht. Das Nachfragewachstum von 7,5% konnte dabei nicht mit der Ausweitung der Produktion Schritt halten. Das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) beziffert den Angebotsüberschuss im selben Zeitraum auf 47,3 Tsd. Tonnen. Kurzfristig dürfte sich der hohe Überschuss auch nicht abbauen. Denn in China wurden laut Aussagen des Verbands der Batterieproduzenten fast 90% der Kapazitäten von der Regierung vorübergehend geschlossen, um Umweltauflagen zu erfüllen. Von 1.744 überprüften Batterieproduzenten seien nur noch 229 in Betrieb.

Die Überprüfungen und darauf folgenden Schließungen wurden angeordnet, nachdem Mitte des Jahres erneut Bleivergiftungen bei Hunderten von Anwohnern im Umfeld der Anlagen festgestellt wurden. Die Batterieproduzenten stehen in China für rund 80% der inländischen Bleinachfrage und China macht wiederum 45% der weltweiten Nachfrage aus. An den anderen Metallmärkten bestanden Daten von WBMS zufolge mit Ausnahme von Zinn zwischen Januar und September ebenfalls teilweise hohe Angebotsüberschüsse. Diese haben sich im Vergleich zum Vorjahr in den meisten Fällen ausgeweitet. Die Angebotslage scheint bislang entgegen anderslautenden Aussagen noch relativ entspannt zu sein.


Agrarrohstoffe

Der französische Agraranalysedienst Strategie Grains geht für 2012 von einem deutlich steigenden Weizenangebot aus und rechnet mit einem Anstieg der EU-Weizenernte um 5% auf 145 Mio. Tonnen im kommenden Jahr. Grund für den erwarteten Anstieg der Erntemenge sind höhere Flächenerträge. Diese waren 2011 durch das ungewöhnlich trockene Frühjahr beeinträchtigt. In den USA und Russland sollen die Weizenernten gegenüber dem Vorjahr ebenfalls um 6% steigen, in der Ukraine dagegen deutlich sinken. Angesichts dessen rechnet Strategie Grains mit einem Anstieg der Weltweizenproduktion um 7 Mio. auf ein Rekordniveau von 694 Mio. Tonnen im kommenden Jahr. Dem liegt offensichtlich die Annahme zugrunde, dass es zu keiner nennenswerten Reduktion der Anbauflächen kommt.

Angesichts der negativen Preisentwicklung von Weizen in diesem Jahr kann nicht ausgeschlossen werden, dass Anbauflächen zugunsten lukrativerer Ackerfrüchte wie Mais umgewidmet werden. Etwas vorsichtiger hinsichtlich der Ernteaussichten ist der US-Agraranalysedienst AgResource, welcher von einem Rückgang der EU-Weizenproduktion im Jahr 2012 auf 135,4 Mio. Tonnen ausgeht. Auch in Russland und der Ukraine soll die Weizenernte im kommenden Jahr etwas geringer ausfallen. Diese Rückgänge werden von einer höheren Ernte in den USA ausgeglichen, so dass das weltweite Weizenangebot bei 683 Mio. Tonnen stagnieren soll. Das reichliche Angebot spricht gegen einen deutlichen Anstieg der Weizenpreise.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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