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Äußerst starke chinesische Rohstoffimporte

08.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten weder vom kräftigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände noch von sehr robusten chinesischen Importdaten profitieren. Brent handelt am Morgen bei 107,5 USD je Barrel, WTI bei 104,5 USD je Barrel und damit bis zu einem USD niedriger als vor Tagesfrist. Dies ist als negatives Zeichen zu werten und spricht in den kommenden Tagen für einen weiteren Preisrückgang. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 1,3 Mio. Barrel zurückgegangen. Maßgeblich hierfür waren niedrigere Importe, welche eine geringfügig gestiegene Ölproduktion und eine leicht gesunkene Raffinerieauslastung mehr als ausglichen.

Besonders bemerkenswert war der erneut kräftige Rückgang der Rohölbestände in Cushing um 2,3 Mio. Barrel. In den letzten fünf Wochen sind diese um knapp 10 Mio. Barrel zurückgegangen. Das ist der stärkste Lagerabbau innerhalb eines solchen Zeitraums seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2004. Die Cushing-Vorräte liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit März 2012. Es gibt allerdings Anzeichen dafür, dass sich die Lagerbestände lediglich vom Mittleren Westen an die US-Golfküste verlagern. So sind die Lagerbestände im Golf-Distrikt zuletzt dreimal in Folge gestiegen. Dies kann eine Erklärung dafür sein, dass der WTI-Preis nicht mehr vom Lagerabbau in Cushing profitieren konnte.

Allen Unkenrufen zum Trotz präsentierte sich die Ölnachfrage Chinas im Juli als sehr robust. China hat im vergangenen Monat auf Tagesbasis 6,15 Mio. Barrel Rohöl importiert. Das war 14% mehr als im Vormonat und gleichzeitig ein neuer Rekordwert. Nachdem die Rohölimporte in den letzten Monaten deutlich hinter der Nachfrage zurückgeblieben waren, mussten die stark abgeschmolzenen Lagerbestände wieder aufgefüllt werden. Der starke Juli-Wert dürfte daher die zugrundeliegende Nachfrage etwas überzeichnen.


Edelmetalle

Unterstützt durch einen schwächeren US-Dollar konnte der Goldpreis gestern Nachmittag moderat zulegen und seinen Aufwärtstrend heute Morgen fortsetzen. Der Versuch, wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze zu überschreiten, ist zunächst jedoch misslungen. Die Dynamik der ETF-Abflüsse hat sich zuletzt wieder beschleunigt. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten mit 8,5 Tonnen den höchsten Tagesabfluss seit vier Wochen. Damit wurden die ETF-Bestände seit Quartalsbeginn um fast 100 Tonnen reduziert. Solange hier keine Trendumkehr zu beobachten ist, dürfte der Goldpreis nicht nachhaltig zulegen können. Allerdings erwarten wir auch kein Abrutschen des Goldpreises. Denn die Geldpolitik vieler Zentralbanken bleibt auf absehbare Zeit expansiv ausgerichtet.

So hält die Bank von Japan auch nach ihrer heutigen Sitzung an ihrem Versprechen vom April fest, die Geldbasis innerhalb von zwei Jahren zu verdoppeln. Die Bank von England hatte gestern ihre zukünftige Geldpolitik transparenter gemacht und sich verpflichtet, den Leitzins solange nicht anzuheben, bis die Arbeitslosenquote auf 7% gesunken ist. Auch eine Reduzierung ihrer Anleihekäufe soll solange nicht stattfinden. Dagegen mehren sich innerhalb der US-Notenbank Fed die Stimmen, die sich für ein baldiges Rückführen der Fed-Anleihekäufe aussprechen. Die Diskussion darüber könnte durch gute US-Konjunkturdaten heute weitere Nahrung erhalten.


Industriemetalle

Überraschend starke Importdaten aus China geben den Metallpreisen heute Morgen Auftrieb. So steigt zum Beispiel Kupfer vorübergehend auf rund 7.150 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit mehr als sieben Wochen. China hat im Juli 410,7 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, soviel wie seit 14 Monaten nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Einfuhren um 12% gestiegen. Dies war zugleich der dritte Monatsanstieg in Folge. China hat somit die niedrigeren Preise im Juli zu opportunistischen Käufen genutzt. Dazu trugen auch attraktive Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai bei.

Darüber hinaus wurden in den letzten Monaten die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai deutlich abgebaut. Diese lagen per Ende Juli bei "nur noch" knapp 162 Tsd. Tonnen auf dem tiefsten Stand seit 10½ Monaten. Von ihrem Hoch Ende März wurden sie um 35% reduziert. Inwiefern sich die robusten Importe in den kommenden Monaten fortsetzen, ist allerdings fraglich, denn das Arbitrage-Fenster hatte sich zuletzt wieder geschlossen.

Nach dem überraschend positiven Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe letzte Woche sind die heutigen Daten aber ein weiteres Indiz, dass sich die chinesische Wirtschaft stabilisiert. Sollte dies durch Daten zur Industrieproduktion und Investitionen in Sachanlagen, die morgen veröffentlicht werden, bestätigt werden, dürften die Metallpreise weiter gut unterstützt sein.

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Agrarrohstoffe

China hat im Juli 7,2 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert und damit knapp 23% mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig wurde das Rekordniveau aus dem Vormonat nochmals übertroffen. Dies ist in erster Linie auf ankommende Schiffsladungen aus Südamerika zurückzuführen, welche sich aufgrund von Schwierigkeiten bei der Beladung in den brasilianischen Häfen verzögerten. Die Schwäche der ersten vier Monate des Jahres scheint damit endgültig überwunden. Im August und September sollen die Einfuhren Händlern zufolge vorübergehend etwas schwächer ausfallen. Im danach beginnenden Erntejahr 2013/14 rechnet das China National Grain and Oils Information Center dagegen mit einem Rekordniveau bei den Importen von 66 Mio. Tonnen. Dennoch dürfte der globale Sojabohnenmarkt 2013/14 dank rekordhoher Ernten in den USA und Südamerika einen beträchtlichen Angebotsüberschuss aufweisen.

Die USA sollen laut USDA in diesem Jahr 93 Mio. Tonnen Sojabohnen produzieren und damit 11 Mio. Tonnen mehr als im Vorjahr. Dem Agraranalysedienst FCStone zufolge wird Brasilien ebenfalls eine Rekordmenge von bis zu 85,5 Mio. Tonnen produzieren. Gemäß aktueller USDA-Schätzung soll das Angebot die Nachfrage um 15 Mio. Tonnen übertreffen und die weltweiten Lagerendbestände 2013/14 auf ein Rekordniveau von 74 Mio. Tonnen steigen. Diese Aussichten sollten weiter auf den Sojabohnenpreisen lasten, welche sich mit 11,7 USD je Scheffel bereits auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang 2012 befinden.




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