USA: Das zukünftige Drittweltland (Teil 1)
22.11.2011 | Ron Hera
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Wachsende Vermögenskonzentration Alan Greenspan, ehemaliger Chef der Federal Reserve, warnte dahingehend: "Was uns letztendlich interessiert, sind Fragen der relativen Lebensstandards sowie […] der Trends hinsichtlich der Vermögensverteilung, die, grundlegender als Löhne und Einkommen, einen Maßstab für das mögliche Konsumverhalten der Haushalte bilden." Mit anderen Worten: Vermögenskonzentration dezimiert die Konsumentenbasis der Wirtschaft, was zu einem rückläufigen BIP sowie zu Arbeitslosigkeit führt, die wiederum die Lebensstandards sinken lässt. Offenbar sinkt das Gesamtvermögen einer Gesellschaft, wenn starke Vermögenskonzentration herrscht, weil die Wirtschaftsaktivität insgesamt niedriger ausfällt.
Wie Wirtschaftsdaten aus verschiedenen Quellen zeigen (so auch die Angaben des Congressional Budget Office, CBO), wächst die Vermögens- und Einkommenskonzentration in den USA immer stärker an, wobei das 1% der reichsten US-Bürger 38,2% der Aktienmarktanteile - d.h. Unternehmensanteile - besitzt.
Für das 1% der reichsten US-Amerikaner haben sich die Haushaltseinkommen zwischen 1979 und 2007 verdreifacht (Tendenz steigend), während das Vermögen der US-Haushalte insgesamt um 7,7 Billionen $ schrumpfte. Der Gini-Koeffizient zeigt die wachsende Disparität der Einkommensverteilung.
Laut Gini-Koeffizient liegen die USA jetzt mit China gleich auf. Schon bald werden sie Mexiko überholen, das immer noch als Entwicklungsland gilt. Es muss dennoch angemerkt werden, dass die USA nach wie vor ein insgesamt deutlich reicheres Land sind. Sollte der aktuelle Trend jedoch anhalten, werden die USA in zwei Jahrzehnten mit Blick auf die Ungleichverteilung der Einkommen einem Drittweltland gleichen - also im Jahr 2032.
Willkommen in der 3. Welt
Die Vereinigten Staaten entwickeln sich zügig zu einem postindustriellen Neo-Drittweltland. Teils als Konsequenz der sich verschlechternden Arbeitsmarktsituation, des Mangels an wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten, sinkenden Reallöhnen und Haushaltseinkommen sowie zunehmender Vermögenskonzentration steht die US-Regierung vor einer historischen Krise. Die zukünftige wirtschaftliche Problemlage der USA verschärft sich zudem durch den dominanten Einfluss von Großunternehmen (besonders Großbanken) auf den Staat, durch das schwächer werdende Rechtsstaatlichkeitsprinzip und durch eine zerstörerische Steuerpolitik.
Sollte es nicht zu fundamentalen Reformen oder einem hyperinflationären Zusammenbruch des US-Dollars kommen (bedingt durch fiskale Probleme der US-Regierung), wird die Talfahrt der US-Wirtschaft anhalten und sich beschleunigen. Wenn sich die wirtschaftliche Situation in den USA weiter verschlechtert, wird sich auch der Zustand der öffentlichen Gesundheit als auch die Ernährungs- und Bildungssituation sichtlich verschlechtern; der Drittweltstatus der Vereinigten Staaten von Amerika wird dann offensichtlich sein.
© Ron Hera
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Zu Hera Research: Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell spezialisiert sich das Unternehmen auf den Bergbausektor, Metalle, Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe. Hera Research gibt einen monatlich erscheinenden Newsletter heraus.
Dieser Artikel wurde am 11.11.2011 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.