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EZB will nicht so wie Krugman will

20.11.2011  |  Klaus Singer
Am Mittwoch der kommenden Woche, einen Tag vor "Thanksgiving", muss das sogenannte Super-Komitee des US-Kongresses Sparvorschläge vorlegen, die US-Staatsverschuldung auf Sicht von zehn Jahren um mindestens 1,2 Bill. Dollar zu reduzieren. Das Komitee muss sich bis Montag Abend geeinigt haben.

Im August war buchstäblich in letzter Minute eine Einigung erzielt worden, die Schuldenobergrenze über das damalige Limit von 14,3 Bill. Dollar hinaus hinaufzusetzen. Aktuell kratzt die Staatsverschuldung an der Marke von 15 Bill. Dollar.

Eine Einigung im Super-Komitee erscheint unwahrscheinlich. Selbst wenn man dort doch noch einen Vorschlag zustande bringt, gilt eine Beschlussfassung im Kongress am 23. Dezember als fraglich. Wenn nichts geschieht, greifen ab 2012 automatische Kürzungen um 1,2 Bill. Dollar.

Ein Scheitern des Super-Komitees könnte die Kreditwürdigkeit der USA erneut unter Druck bringen, sagte der Chefanalyst der Rating-Agentur Moody´s, auch wenn er das die Verhandlungen im Komitee eher als "informativ, aber nicht entscheidend" einstuft.

Die Staatsschuldenquote der USA liegt aktuell bei fast 100%, die der Eurozone liegt mit knapp 97% "weit" darunter.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2008, Krugman, ist enttäuscht. Enttäuscht von Mario Draghi, seit Anfang des Monats Chef der EZB. Krugman hatte gehofft, der wurde die Schleusen weit aufreißen und massiv Staatsanleihen-Müll aus der Eurozone aufkaufen. Stattdessen sorge der sich hauptsächlich um die Inflationserwartungen, denen die EZB verpflichtet ist. Draghi sehe darin den hauptsächlichen Beitrag, mit dem die EZB Wachstum, die Schaffung neuer Arbeitsplätze und finanzielle Stabilität fördern kann.

Krugman findet das "unbelievable". Die EZB habe nicht zu wenig, sondern zu viel Glaubwürdigkeit an der Inflationsfront. Der Spread zwischen nominalen und realen Zinsen weise für Deutschland auf desaströse miffelfristige Preissteigerungen hin (siehe Chart!).

Der fünfjährige Spread liegt aktuell bei unter 1,3, mithin immer noch deutlich über dem Tief bei 0,75 aus August 2010, das bis Ende März 2009 Gültigkeit hatte.

Krugmans indirekte Aussage ist, dass die etwa durch Bond-Kaufprogramme der Zentralbanken ausgeweitete Geldmenge nur sehr begrenzt preistreibend wirkt. Gefährlicher ist seiner Meinung nach das Abgleiten in eine Deflationsspirale durch Sparmaßnahmen.

Die Inflationserwartungen sinken nicht nur in der Eurozone - siehe den Artikel im Blog "Inflationserwartungen sinken". Das ist auch wenig verwunderlich nach Auslaufen des Crack-up-Booms, der mit dem Super-Keynesschen Reaktionen auf den offenen Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 hin losgetreten wurde.

Aus diesem Grund hat Krugman recht - Inflation ist gegenwärtig sicher nicht das Hauptproblem. Das zeigt sich auch im größeren Zusammenhang der Entwicklung seit 2000: Die Geldmenge M3 hat sich im Einflussbereich der EZB in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt, das BIP ist um gut den Faktor 1,2 gestiegen. Nahezu die gleichen Verhältnisse gelten in den USA für die Entwicklung der Geldmenge MZM und des BIP. Der US-Konsumpreisindex CPI legte im gleichen Zeitraum um ein Drittel zu, der Produzentenpreisindex PPI stieg um mehr als 40%, während der deutsche VPI (Verbraucherpreis-Index) um gut 20% zulegte.

Die stark ausgeweitete Geldmenge ist nur zu einem kleinen Teil in der Realwirtschaft angekommen. Zu einem größeren Teil hat sie die Preise von Assets des Finanzsektors angetrieben. Das weist auch der relativ stärkere Anstieg des PPI im Vergleich zum CPI aus. Nach 2000 werden Rohstoffe verstärkt als Spekulationsobjekte eingesetzt. Eine realwirtschaftlich "gesunde" Entwicklung ist das nicht (siehe Chart!).




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