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Unsicherheit hält an - Politik in der Eurozone mit klaren Mandaten!

21.11.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.3515, nachdem im europäischen Handel (Fr.) Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3475 markiert wurden. Der USD stellte sich gegenüber dem JPY auf 76.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 103.80, während EUR-CHF bei 1.2385 oszilliert.

Die Unsicherheit hält an den Finanzmärkten an und zehrt an dem Fundament der Realwirtschaft. Die deutsche Position wirkt sich immer wieder belastend und verschärfend aus. Einerseits heißt es aus dem Finanzministerium, dass man den Euro nicht scheitern lassen wird, andererseits verweigert Deutschland die notwendige Solidarität eines großen Wurfs seit mehr als 18 Monaten und ist damit mitverantwortlich für die Verschärfung der Krise.

Es ist verständlich, dass Deutschland Stabilitätspolitik bei Solidarität verankert wissen will. Es ist fragwürdig, ob deswegen mit der Stabilität der globalen Wirtschaft und des Finanzsystems gespielt werden sollte. Schlussendlich spielt Deutschland damit mit seinem Geschäftsmodell.

Derzeit ist Deutschland begünstigt in der Refinanzierung an den Kapitalmärkten. Wenn die Weltwirtschaft wirklich fällt, fällt Deutschland mit seinem exportseitigen Geschäftsmodell sehr tief. Bereits 2008/2009 waren binnenwirtschaftlich organisierte Volkswirtschaften wie die Italiens oder Frankreichs in einem solchen Umfeld deutlich resistenter. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall ….

Die konservative Partei hat in Spanien den Erwartungen entsprechend die Wahl deutlich für sich entschieden. Der neue Premier Rajoy hat die spanischen Regionen aufgefordert an der Krisenbewältigung aktiv mitzuarbeiten. Es werde keine Wunder geben. Spaniens Stimme müsse Respekt in Brüssel zurückgewinnen.

Mittlerweile sind in allen europäischen Reformländern stabile Regierungen implementiert, die der Reformpolitik voll verpflichtet sind. Dieser Umstand darf Zuversicht schüren, dass der Erneuerungsprozess der Eurozone anhält und nachhaltig ausfallen wird.

Darüber hinaus wird das Thema Eurobond und auch das Thema Fiskalunion prominenter belegt. Paris, 21. Nov (Reuters) - Gemeinsame Staatsanleihen der Euro-Länder sollten nach Ansicht von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier erst dann eingeführt werden, wenn auch die gemeinsame Kontrolle über nationale Haushalte verstärkt worden ist. Diese Vorbedingung sei ein "fairer Deal", um die Schuldenprobleme einiger Euro-Staaten zu lösen, sagte Barnier dem französischen Fernsehsender France 5 am Sonntagabend. Auf die Frage, ob Deutschland seine ablehnende Haltung in dem Streit um Euro-Bonds aufgeben könnte, sagte er: "Deutschland wird sich bewegen, sobald es die Gewissheit hat, dass wir die Wirtschaft gemeinsam gestalten können."

EU-Kommissionspräsident Jose-Manuel Barroso will nach Angaben aus EU-Kreisen am Mittwoch Pläne für eine stärkere Kontrolle über die Wirtschafts- und Finanzpolitik von Ländern vorstelle, die Hilfen vom Euro-Rettungsfonds EFSF und später dem ESM bekommen. Außerdem will die Kommission stärker in die Aufstellung der nationalen Haushalte eingreifen können. Die Schritte zu mehr Haushaltsdisziplin könnten langfristig die Grundlage legen für eine gemeinsame Schuldenfinanzierung.

Barroso wird zu den von Deutschland verschmähten Euro-Bonds, die die Kommission jetzt "Stabilitätsbonds" nennt, drei Optionen, aber noch keinen konkreten Plan vorlegen. Sie reichen von einer Koordination bei der Ausgabe nationaler Staatsanleihen bis hin zu einer gesamtschuldnerischen Haftung für gemeinsame Papiere.

Die Krise wird zunehmend zu einem Katalysator verstärkter Harmonisierung und einer "Staatenbildung".

Die US-Frühindikatoren setzten am Freitag einen positiven Akzent. Per Berichtsmonat Oktober kam es zu einem Anstieg um 0,9%. Die Prognose lag bei 0,6%. Damit stellte sich der sechste Anstieg in Folge ein.

Es ist bemerkenswert, dass dieser Index in einer Phase globaler Dynamikverluste in der Wirtschaft latent anzieht. Wir nehmen das zur Kenntnis.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.3350 - 1.3880 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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