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Robuste Importnachfrage Chinas unterstützt Preise

21.11.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohstoffpreise stehen zum Wochenauftakt unter Druck. Brentöl notiert bei 107 USD je Barrel, WTI wird bei 96 USD je Barrel gehandelt. Noch immer lastet die Schuldenkrise in der Eurozone auf der Stimmung. Zudem sollen die Gespräche zum Schuldenabbau in den USA vorerst gescheitert sein. In diesem Falle drohen ab 2013 automatische Ausgabenkürzungen und möglicherweise weitere Ratingabstufungen. Wir rechnen daher zunächst mit einem weiteren Ölpreisrückgang.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sind in der vergangenen Woche um 3,6 Tsd. auf 192 Tsd. Kontrakte gestiegen, den höchsten Wert seit Ende Mai. Somit besteht von dieser Seite Korrekturpotenzial, sollten sich die spekulativen Finanzanleger aufgrund steigender Risikoaversion oder eines festeren US-Dollar zu Positionsauflösungen gezwungen sehen. Angesichts rekordhoher US-Lagerbestände setzen die spekulativen Finanzanleger auf weiter fallende Erdgaspreise. Die Netto-Short-Positionen bei Henry Hub stiegen um weitere 10,7 Tsd. auf 149.848 Kontrakte. So hoch war der Short-Überhang zuletzt vor acht Monaten. Auch wenn es jederzeit zu Short-Eindeckungen und einer Gegenbewegung bei den Erdgaspreisen kommen kann, deutet kurzfristig wenig darauf hin.

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China hat nach Angaben der Zollbehörde im Oktober per Saldo 200 Tsd. Tonnen Diesel importiert. Dennoch sind die kommerziellen Dieselvorräte im vergangenen Monat auch in China um knapp 7% gesunken, was auch im November für Netto-Importe spricht. Der Dieselpreis bleibt damit gut unterstützt.


Edelmetalle

Gold steht auch zum Wochenauftakt weiter unter Druck. Dies ist für uns nicht ganz nachvollziehbar, da das Umfeld für Gold weiter positiv bleibt und die physische Nachfrage nach wie vor hoch ist. So verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, letzten Freitag neuerliche Zuflüsse von 3,6 Tonnen. In den vergangenen drei Tagen hat allein dieser Fonds seine Bestände um knapp 25 Tonnen erhöht. Diese befinden sich mittlerweile auf dem höchsten Stand seit 3½ Monaten und nähern sich dem Allzeithoch an. Der Druck auf den Goldpreis muss also weiter vom Futures-Markt herrühren. Dies dürfte allerdings erst in der kommenden Statistikveröffentlichung sichtbar werden, da der Preisrückgang erst in den letzten Tagen erfolgte.

In der Woche zum 15. November haben die spekulativen Finanzinvestoren ihre Netto-Long-Positionen auf ein 8-Wochenhoch von 150,9 Tsd. Kontrakten ausgeweitet. U.E dürfte das weitere Rückschlagspotenzial für den Goldpreis begrenzt sein. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass Gold am Jahresende bei 1.800 USD je Feinunze handeln wird. In den USA hat der Schuldenstand vergangene Woche die Marke von 15 Bio. USD durchbrochen - so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung. Da sich das sog. "Super-Komitee" nicht auf eine Lösung zum Defizitabbau einigen konnte, treten nun ab 2013 über alle Bereiche hinweg automatische Kürzungen in Kraft. Sollten diese vom Kongress zurückgenommen werden, droht den USA erneut eine Herabstufung des Kreditratings.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten verhalten in die neue Handelswoche. Die Zurückhaltung der Investoren macht sich auch in der am Freitagabend von der CFTC veröffentlichen Statistik zur Marktpositionierung an der COMEX bemerkbar. Demnach haben die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 15. November ihre Netto-Short-Positionen bei Kupfer die zweite Woche in Folge ausgeweitet und damit zum Preisrückgang von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen. Kupfer handelt aktuell rund 10% unter dem Zwischenhoch von Ende Oktober. Solange die Unsicherheit an den Finanzmärkten hoch bleibt, dürften Kupfer und die anderen Metalle weiter unter Druck stehen. Die fundamentalen Rahmendaten für die Metalle zeigen sich jedoch weiterhin relativ freundlich.

Die chinesische Zollbehörde hat heute Morgen die endgültige Import-/Exportstatistik für Oktober präsentiert. Demnach sind die Einfuhren von Metallen mit Ausnahme von Aluminium und Blei weiter kräftig gestiegen. Wir denken, dass auch die Aluminiumimporte in den kommenden Monaten wieder anziehen werden, da in China aktuell viele Aluminiumschmelzen aufgrund der niedrigen Preise vorübergehend stillgelegt werden. Einer Umfrage von Bloomberg zufolge dürften die indonesischen Zinnexporte im November auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren fallen, nachdem sich 25 indonesische Zinnproduzenten auf einen selbst auferlegten Ausfuhrstopp geeinigt haben. Der globale Zinnmarkt sollte sich daher einengen und der Preis gut unterstützt sein.


Agrarrohstoffe

Die Sorgen über mögliche Schäden für die nächste Kaffeeernte in Brasilien haben sich durch die inzwischen eingesetzten Regenfälle reduziert. Allerdings hatten viele Bäume mit dem Abwerfen ihrer Blüten auf die vorherige Trockenheit reagiert. Schlechte Nachrichten kommen aus Kolumbien. Für das aktuelle Jahr 2011 hat die dortige Kaffeeanbauer-Vereinigung ihre Produktionsschätzung auf 8 Mio. Sack taxiert und bleibt damit noch leicht unter ihrer bisherigen Prognose und knapp 1 Mio. Sack unter der letztjährigen Ernte. Dies spricht für eine anhaltende Knappheit an hochwertigen Kaffeebohnen, was die Arabica-Preise unterstützen sollte.

Am Zuckermarkt wartet man auf die für heute angekündigte Entscheidung zur weiteren Exportpolitik Indiens. Auch wenn eine indische Produzentengruppe mit ihrer Produktionsschätzung leicht unter der bisherigen Vorhersage von 26 Mio. Tonnen bleibt, dürfte es 2011/12 einen Produktionsüberschuss in der Größenordnung von 4-4,5 Mio. Tonnen geben, eine Prognose, die auch von der Internationalen Zuckerorganisation geteilt wird. Die Industrie fordert angesichts dessen ein Exportvolumen von mindestens vier Mio. Tonnen, um einen Verfall der inländischen Preise zu verhindern. Das zusätzliche Angebot aus Indien würde auf den Weltmarktpreisen für Rohzucker lasten. Diese liegen mit 24 US-Cents je Pfund bereits auf einem 5-Monatstief.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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