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Gold fällt auf 4-Wochentief

22.11.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten sich dem Abwärtssog an den Rohstoffmärkten weitgehend entziehen und die gestrigen Verluste mittlerweile wieder wettmachen. Der Brentölpreis steigt am Morgen auf 107,5 USD je Barrel, der WTI-Preis auf 98 USD je Barrel. Geopolitische Risiken geben den Ölpreisen Auftrieb. Die USA, Großbritannien und Kanada haben gestern die Sanktionen gegen den Iran verschärft. Neben dem Finanzsektor ist davon auch die Ölindustrie des Landes betroffen. Dadurch erhöht sich das Risiko von Angebotsengpässen.

Der Iran ist mit einer täglichen Ölförderung von 3,6 Mio. Barrel der zweitgrößte Ölproduzent innerhalb der OPEC. Zudem besteht die Gefahr, dass bei einer Eskalation der Krise die Öllieferungen durch die Straße von Hormus beeinträchtigt werden. Durch diese werden täglich 15,5 Mio. Barrel oder ein Drittel des seewärtig gehandelten Öls transportiert. Um dieses Nadelöhr zu umgehen, wollen die Vereinigten Arabischen Emirate ab Ende Dezember eine Pipeline in Betrieb nehmen, durch welche zunächst 1 Mio. Barrel Rohöl pro Tag zu einem Exportterminal am Golf von Oman geleitet werden. Die Kapazität der Pipeline soll bis zu 2,5 Mio. Barrel pro Tag betragen, was in etwa der täglichen Ölproduktion der Vereinigten Arabischen Emirate entspricht.

Gleichwohl müsste noch immer ein beträchtlicher Teil des Rohöls aus Saudi-Arabien, Irak, Kuwait und Katar durch die Straße von Hormus transportiert werden. Heute Abend veröffentlicht das American Petroleum Institute die US-Lagerbestände für die vergangene Woche. Sollten diese einen erneuten Lagerabbau zeigen, könnten die Ölpreise dadurch weitere Unterstützung erhalten.


Edelmetalle

Einmal mehr kam gestern die aktuell relativ hohe Korrelation von Gold zu den Aktienmärkten und Rohstoffen zum Ausdruck. Der Goldpreis konnte sich dem Abwärtssog nicht entziehen und verlor fast 3% und rutschte unter die Marke von 1.700 USD je Feinunze. Mit knapp 1.670 USD wurde ein 4-Wochentief verzeichnet. Seitdem es Gold in den letzten beiden Wochen nicht gelungen ist, die Marke von 1.800 USD nachhaltig zu überschreiten, steht das gelbe Edelmetall unter Druck.

Vom Zwischenhoch letzte Woche hat Gold mittlerweile 120 USD verloren. In Euro gerechnet zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier wurde bei 1.235 EUR je Feinunze ein 3-Wochentief erreicht. Der gestrige Abfluss im SPDR Gold Trust von knapp 2 Tonnen kann nicht als Erklärung für den Preisrutsch gelten. Dieser muss erneut von Anlegern am Futures-Markt initiiert worden sein. Offensichtlich müssen Anleger Gold verkaufen, um Verluste andernorts aufzufangen. Aufschlüsse hierüber werden die CFTC-Daten zur spekulativen Marktpositionierung am Freitag geben können.

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Obwohl sich Silber gestern etwas besser als Gold halten konnte, fiel der Preis auf ein 5-Wochentief von unter 31 USD je Feinunze. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten gestern Abflüsse von fast 100 Tonnen. Darüber hinaus hat China im Oktober „nur“ 250 Tonnen Silber importiert, 26% weniger als ein Jahr zuvor und so wenig wie seit Februar nicht mehr. Im Gegensatz zu Gold sehen wir bei Silber zunächst weiter Abwärtsrisiken.


Industriemetalle

Nach dem starken Preisverfall der vergangenen Tage kommt es heute Morgen an den Metallmärkten zu einer Erholungsbewegung. Offensichtlich erachten einige Marktteilnehmer den Preisrückgang als übertrieben und nutzen die niedrigen Niveaus zu Schnäppchenkäufen. Aluminium rutschte gestern erneut unter die Marke von 2.100 USD je Tonne und erreichte bei gut 2.050 USD sogar ein 15-Monatstief. Damit werden immer mehr Aluminiumschmelzen unprofitabel und stellen ihre Produktion vorübergehend ein. Dies ist insbesondere in China ersichtlich, wo gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) die Produktion im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 5,7% auf 1,49 Mio. Tonnen zurückgegangen ist.

Sollten die Preise niedrig bleiben, dürfte es zu weiteren Produktionsstilllegungen kommen. Schätzungen zufolge liegen die Grenzkosten der Produktion in China bei 2.300 USD je Tonne. Trotz der bislang gedrosselten Produktion kommt es an der Börse Shanghai seit Anfang Oktober zu einem kräftigen Lageraufbau. Die Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der SHFE sind seitdem um 102 Tsd. auf 179,4 Tsd. Tonnen gestiegen. Zuvor wurden sie allerdings binnen eines Jahres um 84% reduziert, so dass sich der aktuelle Lageraufbau etwas relativiert. Laut Daten der chinesischen Zollbehörde war das Reich der Mitte im Oktober den dritten Monat in Folge Netto-Importeur von Primär-Aluminium, auch wenn sowohl die Import- als auch Exportvolumina weiter rückläufig waren.


Agrarrohstoffe

Auch die meisten Preise für Agrarrohstoffe werden derzeit von den negativen makroökonomischen Vorgaben nach unten gezogen.

Die Notierungen für US-Getreide wurden zusätzlich von der Meldung negativ betroffen, dass die Nr. 1 unter den Weizenimporteuren, Ägypten, über das Wochenende zwar Ware aus der Schwarzmeerregion gekauft hat, US-Weizen aber unberücksichtigt blieb. Zuletzt waren aufgrund der starken Konkurrenz die US-Exportzahlen für Weizen unter den Erwartungen geblieben. Als weiterer Faktor drückt der Pessimismus bei den spekulativen Anlegern auf die Preise.

Nach einem Rückgang in der Vorwoche haben diese in der Woche zum 15. November ihre Netto-Short-Positionen wieder um 9 Tsd. Kontrakte auf 35,2 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Angesichts des internationalen Marktumfelds und starker Konkurrenz durch Russland und die Ukraine kostet Weizen auch in Paris inzwischen nur noch 180 Euro je Tonne. Auch der schwächere Euro und das anhaltend trockene Wetter konnten dies nicht verhindern. Zusätzlich zu Russland und der Ukraine drängt auch Kasachstan inzwischen immer stärker auf den Weltmarkt. Vor allem russische Exporteure versuchen, möglichst rasch ihre Ware abzusetzen, da die Regierung angekündigt hat, Exporte nicht in beliebiger Höhe zuzulassen. Wer zu lange wartet, könnte später im Falle der Einführung von Exportsteuern rasch der Leidtragende sein.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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