Wo ist die Druckerpresse der EZB?
25.11.2011 | John Mauldin
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Wie kann das Problem der Eurozone gelöst werden?Werfen wir kurz einen Blick auf die möglichen Lösungen.
- 1. Die Deutschen (sowie die Niederländer, Finnen und andere) könnten ihren Exportüberschuss, Steuern und Ersparnisse nutzen, um die Defizite in der südlichen Eurozone zu begleichen, bis sie wieder unter Kontrolle gebracht sind. Oder sie könnten alle Banken retten. Nicht nur die im eigenen Land, sondern in ganz Europa, da ein Staat ohne Bankensystem ihre Produkte nicht kaufen kann. Das scheint vom politischen Standpunkt aus jedoch unmöglich.
- 2. Die Problem-Staaten könnten Anpassungen vornehmen, ihre Defizite einschränken und eine Phase des Rückganges hinnehmen. Auch diese Variante scheint politisch unmöglich.
- 3. Die Eurozone kann genügend Kredite abschreiben, um die betroffenen Staaten an einen Punkt zurückzubringen, wo sie funktionieren können. Dann werden die Banken verstaatlicht, die die Kredite halten, was zu einer europaweiten, umfassenden Rezession führen würde. Dies ist zwar möglich, wenn die führenden Regierungen der Eurozone die Idee gut verkaufen können, es wird jedoch äußerst schwierig.
- 4. Einige Länder (2? 3? 4?) können die Eurozone verlassen. Wenn das nicht ordnungsgemäß vonstatten geht, wird sich das Chaos auf die ganze Welt ausbreiten.
All die oben genannten Möglichkeiten (oder eine Mischung verschiedener Lösungswege) gehen einher mit einer Bankenkrise, Chaos und langfristigen Rezessionen. Das sind keine rosigen Aussichten. Die oben beschriebenen Möglichkeiten lassen jedoch darauf schließen, dass die EZB ihrem Bundesbank-Kern treu bleibt. Dies bringt uns zum nächsten Punkt, zur "Lösung".
Wo ist die Druckerpresse der EZB?
Für uns US-Amerikaner ist schwer nachvollziehbar, dass die Bemühungen der europäischen Regierungen, die Einheit Europas zu sichern, einen solch hohen Stellwert haben. Sie werden alles tun, was ihrer Meinung nach notwendig ist (und/oder den Wählern als notwendig verkaufen können), um die EU zu bewahren.
In den USA beispielsweise war die Frage, ob man eine Union bleiben wolle oder nicht, Anlass zum schlimmsten Krieg aller Zeiten. Während ich nicht davon ausgehe, dass sich Europa auf einen Bürgerkrieg vorbereitet, sollte man meiner Meinung nach nicht vergessen, dass Bemühungen für ein Ideal Menschen in eine Situation bringen können, die andere nur schwer nachvollziehen können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Staatsverschuldung in der südlichen Eurozone einfach zu hoch ist. Zudem ist Frankreich nicht mehr weit von einer eigenen Krise entfernt, sofern das Gleichgewicht nicht wieder hergestellt wird. Wenn Frankreich sein AAA-Rating verliert, dann ist auch der EFSF-Rettungsfonds keine Lösung mehr für das Problem der Eurozone.
In jedem Fall sind die Banken und das Bankensystem insolvent. Das erhebliche Handelsungleichgewicht in der EU macht es den schwächeren Mitgliedstaaten unmöglich, einen eigenen Weg aus der Krise zu finden.
Der Weg des geringsten Widerstandes wäre das Wiederfinden der EZB-Druckerpresse. Vielleicht könnte Bernanke der EZB in diesem Punkt aushelfen. Ja, ich weiß, dass die EZB Staatsanleihen gekauft hat, aber diese werden "sterilisiert", indem Europapiere verkauft wurden, um die monetären Basiseffekte zu kompensieren (stark vereinfachte Darstellung).
Das zur Krisenlösung benötigte Geld existiert jedoch nicht. Die EZB könnte aber genügend Geld drucken, um den Wert des Euro zu vermindern und Exporte zu vergünstigen (sodass Südeuropa die Chance bekommt, aus seinen Problemen herauszuwachsen). Die Deutschen sind natürlich dagegen, denn es widerspricht ihrer innersten Überzeugung.
Die Eurozone steht vor der Wahl, entweder Geld zu drucken oder dem Euro ein Ende zu bereiten. Ich sehe keine andere realistische Lösung, außer natürlich der erheblicher Sparsamkeit, die bereitwillig in ganz Europa umgesetzt werden muss, sowie, wie ich bereits beschrieben habe, eine Verstaatlichung ihrer Banken, etc. Ich denke, dass die Bereitschaft, all das umzusetzen, sehr gering ist.
Ich weiß, dass die Wahl schwer fällt. Wenn man mir eine Waffe an den Kopf halten und fragen würde, welche Wahl getroffen wird, würde ich antworten: "Ich denke, dass die EZB ihre Druckerpresse anwirft." Dies wird jedoch mit einer Menge Groll, feierlichen Gelöbnissen und möglicherweise einer Überarbeitung des Vertrages verbunden sein, um Deutschlands Zustimmung zu bekommen.
Man muss sich zwischen einem wesentlich wertloserem Euro und einem Euro entscheiden, der weit vom heutigen entfernt ist, nachdem einige Länder die Eurozone verlassen haben. Die Wahl fällt nicht leicht.
Ein fallender Euro bedeutet sinkende Exporte der USA und der Entwicklungsländer (Europa ist Chinas größter Käufer!) nach Europa und einen von den Europäern ausgehenden, zunehmenden Wettbewerb der Exporte in den Rest der Welt. Dies wird den Beginn ernsthafter Handelsprobleme markieren und gemeinsam mit dem Zusammenbruch des japanischen Yen, ungefähr im Jahr 2013, zu Währungskriegen und Protektionismus führen. Wir werden 2020 froh sein, wenn wir dieses Jahrzehnt überstanden haben.
Ihr noch immer gut gelaunter Analyst
© John Mauldin
Dieser Artikel wurde am 14. November 2011 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.