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Indien erhöht erneut die Steuern auf Goldimporte

14.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis stieg gestern angesichts der Anhäufung diverser Angebotsprobleme bis auf 110 USD je Barrel, gab allerdings im Nachmittagshandel wieder etwas nach. Die gravierendsten Probleme bestehen wie bereits mehrfach beschrieben in Libyen. Laut Ölminister Al-Arusi fördert das Land derzeit 650 Tsd. Barrel pro Tag. Das wäre fast 1 Mio. Barrel pro Tag weniger als vor gut einem Jahr. Die meisten anderen Schätzungen liegen sogar noch niedriger. Aufgrund der Streiks in den Exporterminals hat das nationale Ölunternehmen NOC auch keine Verladepläne für September aufstellen können. Doch nicht nur in Libyen bleiben Exporte aus. Auch der Irak wird in den nächsten Wochen seine Ölausfuhren zurückschrauben: Bereits im Juli war die Ölproduktion erstmals seit sechs Monaten unter 3 Mio. Barrel pro Tag gesunken. Für September stehen nun größere Wartungsarbeiten an wichtigen Exportterminals im Süden des Landes an.

Die Internationale Energieagentur schätzt, dass sich die Ausfälle im September auf 500 Tsd. Barrel pro Tag belaufen dürften und befürchtet zudem, dass die Arbeiten länger anhalten könnten als derzeit offiziell angekündigt. Und nicht zuletzt droht die Nordseeproduktion im September zu enttäuschen. Zwar ist die Forties-Produktion wieder hochgefahren worden. Infolge von Wartungsarbeiten dürfte aber die norwegische Ölproduktion geringer ausfallen, so dass die gesamte Nordseeförderung laut Reuters im September noch unter der niedrigen Augustproduktion liegen dürfte. Der Brentpreis ist derzeit also kurzfristig unterstützt. Sollte sich die Lage in Libyen aber entspannen, könnte der Brentpreis angesichts der rekordhohen spekulativen Netto-Long-Positionen aber auch schnell unter Druck kommen.


Edelmetalle

Bei Gold kam es gestern zu Gewinnmitnahmen, die den Preis von seinem 3-Wochenhoch auf rund 1.320 USD je Feinunze haben nachgeben lassen. Zu den Gewinnmitnahmen beigetragen haben dürfte auch die Ankündigung der indischen Regierung, die Steuern auf Goldimporte zum dritten Mal in diesem Jahr auf nunmehr 10% (von zuvor 8%) anzuheben. Damit versuchen die indische Regierung und die Zentralbank immer massiver, die Goldeinfuhren einzuschränken, um das rekordhohe Leistungsbilanzdefizit zu bekämpfen. Zwar proklamiert die Regierung, dass zwischen April und Juli 383 Tonnen Gold nach Indien importiert wurden. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es "nur" 205 Tonnen. Allerdings sind darin auch die besonders starken Importe von April und Mai (142,5 und 162 Tonnen) enthalten, was die Zahlen relativiert. Die meisten Maßnahmen wurden erst gegen Ende des ersten Halbjahres eingeführt und scheinen im Juni und Juli schon Wirkung zu entfalten.

Die neuerliche Verschärfung könnte laut Einschätzung des Verbands der indischen Schmuckhändler zu mehr Schmuggelaktivitäten führen. Auch geht der Verband von einem weiteren Anstieg der physischen Prämien auf bis zu 50 USD je Feinunze auf den in London gezahlten Goldpreis aus. Damit die indischen Schmuckhändler nicht auf Silber als Alternative ausweichen, wurden im selben Atemzug auch die Steuern auf Silberimporte von 6% auf ebenfalls 10% angehoben.


Industriemetalle

Trotz etwas schwächerer US-Konjunkturdaten und eines festeren US-Dollar können sich die Metallpreise weitgehend behaupten. Kupfer handelt nach wie vor um die Marke von 7.300 USD je Tonne und damit in der Nähe des gestern erreichten 2-Monatshochs. Nickel notiert bei knapp 14.800 USD je Tonne. China hat im ersten Halbjahr 2013 laut Daten des Edelstahlrats des Verbands der chinesischen Spezialstahlhersteller 8,82 Mio. Tonnen Edelstahl produziert, 9,6% mehr als im Vorjahr. Die sichtbare Nachfrage ist im selben Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 5,8% auf 6,84 Mio. Tonnen gestiegen. Der nicht im Land selbst verbrauchte Edelstahl wurde zum Großteil exportiert, was sich in einem Plus der Ausfuhren um 34,2% auf 1,26 Mio. Tonnen widerspiegelte. Gemäß Einschätzung des auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierten Research-Institut MEPS dürfte China in diesem Jahr mehr als 17 Mio. Tonnen Edelstahl herstellen. Das Reich der Mitte würde damit knapp die Hälfte der erwarteten Rekordproduktion von 36,4 Mio. Tonnen auf globaler Ebene ausmachen.

Die trotz Überkapazitäten anhaltend hohe bzw. sogar weiter steigende Edelstahlproduktion sollte sich in einer robusten Nickelnachfrage widerspiegeln. Eine Knappheit am Nickelmarkt ist dennoch nicht in Sicht, da aufgrund der Inbetriebnahme zahlreicher neuer Minenprojekte das Nickelangebot zuletzt stark ausgeweitet wurde. Die International Nickel Study Group dürfte daher nächste Woche für den globalen Nickelmarkt im ersten Halbjahr einen hohen Angebotüberschuss vermelden.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis konnte nur kurzzeitig von der unerwarteten Abwärtsrevision des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) für die US-Maisernte profitieren und ist in der Nacht auf ein 3-Jahrestief von 4,45 USD je Scheffel gefallen. Der Markt rechnet offensichtlich fest damit, dass das USDA in den kommenden Monaten die Ernteschätzung wieder nach oben revidieren wird. Auch Weizen geriet erneut unter Druck und markierte bei 6,25 USD je Scheffel ein 14-Monatstief. Hier belastet die Aussicht einer weltweiten Rekordernte. Dass der globale Weizenmarkt dennoch keinen Angebotsüberschuss aufweisen soll, ist einer höher als erwarteten Nachfrage zu verdanken. Hinsichtlich der Nachfrage könnte das USDA allerdings zu optimistisch sein, da Weizen bei der Tierfütterung verstärkt durch billigeren Mais substituiert werden dürfte. So wies China bereits darauf hin, dass die Annahme des USDA hinsichtlich der chinesischen Futterweizennachfrage zu hoch ist.

Der Baumwollpreis ist gestern auf ein 5-Monatshoch von 92,5 US-Cents je Pfund gestiegen. Innerhalb der letzten fünf Handelstage hat sich Baumwolle um 7% verteuert. Auftrieb gab die überraschende Abwärtsrevision der US-Baumwollernte auf ein 4-Jahrestief von 2,842 Mio. Tonnen durch das USDA Anfang der Woche. Auch weltweit rechnet das USDA mit einem Rückgang der Produktion auf ein 3-Jahrestief 25,34 Mio. Tonnen. Allerdings weist der globale Baumwollmarkt nach wie vor einen Überschuss auf. Der starke Preisanstieg ist daher aus fundamentaler Sicht übertrieben.

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