US-Ölvorräte auf tiefstem Stand seit fast 2 Jahren
24.11.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise können sich von den gestrigen Verlusten erholen. Der Brentölpreis steigt auf 107,5 USD je Barrel, der WTI-Preis wird bei knapp 97 USD je Barrel gehandelt. Für Unterstützung sorgten die Lagerdaten des US-Energieministeriums. Die Rohöllagerbestände sind demzufolge in der vergangenen Woche unerwartet deutlich um 6,2 Mio. Barrel gesunken und befinden sich mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2010. Gleichzeitig liegen sie erstmals in diesem Jahr unter dem langjährigen Durchschnitt. Niedrigere Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung trugen zum kräftigen Lagerabbau bei Rohöl bei. Die gegensätzlichen Tendenzen bei den Ölprodukten halten an.
Die Benzinvorräte stiegen um 4,5 Mio. Barrel und liegen mittlerweile wieder 3% über dem langjährigen Durchschnitt. Die Destillatevorräte fielen dagegen die achte Woche in Folge, wenngleich der Lagerabbau mit 770 Tsd. Barrel deutlich geringer ausfiel als in den Wochen zuvor. Die Destillatevorräte liegen damit weiterhin 7% unter dem langjährigen Durchschnitt und auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Die unterschiedlichen Trends bei den Ölprodukten machen sich auch in der Nachfrage bemerkbar. Die Benzinnachfrage lag in den vergangenen vier Wochen 4% niedriger als im Vorjahr.
Bei der Destillatenachfrage ergibt sich für denselben Zeitraum dagegen ein Plus von 5,7%. Dies spricht für einen anhaltenden Preisaufschlag von Diesel/Gasöl gegenüber Benzin. Die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher in den USA liegt knapp unter dem höchsten Stand seit mindestens 24 Jahren. Dahinter steht die zunehmende Erschließung unkonventioneller Ölreserven. Die Ölimporte der USA dürften daher auch langfristig zurückgehen.
Edelmetalle
Belastet durch einen starken US-Dollar kam Gold gestern erneut unter Druck. Dieser wertete gegenüber dem Euro deutlich auf, nachdem die Auktion deutscher Staatsanleihen enttäuschend verlief. Dies wurde sogleich vom Markt als Anzeichen interpretiert, dass nun möglicherweise auch Deutschland in Schwierigkeiten geraten könnte. Eine solche Interpretation ist u.E. bei Renditen um die 2% allerdings übertrieben.
Vielmehr könnte die wieder aufgekommene Debatte um Eurobonds dazu beigetragen haben. Gold konnte sich dem daraus resultierenden neuerlichen Abwärtssog an den Rohstoffmärkten trotz der anhaltend hohen Risikoaversion dennoch nicht entziehen und handelt wieder knapp unter der Marke von 1.700 USD je Feinunze. Dass der Preisrückgang bei Gold vor allem US-Dollar-getrieben ist, zeigt sich daran, dass Gold in Euro gerechnet zulegen kann.
Offensichtlich wird Gold zudem weiter verkauft, um Liquidität zu schaffen und damit Verluste in anderen Anlageklassen aufzufangen. Sollten die Aktien- und Rohstoffmärkte weiter unter Druck bleiben, dürfte sich dieser Trend zunächst weiter fortsetzen. Heute trifft sich Bundeskanzlerin Merkel mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy und dem neuen italienischen Ministerpräsidenten Monti. Dabei dürfte auch das Thema Eurobonds diskutiert werden.
Industriemetalle
Freeport McMoRan, der weltweit größte börsennotierte Kupferproduzent, hat sich mit Jiangxi Copper, dem größten chinesischen Kupferschmelzer, auf eine Anhebung der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) für das nächste Jahr geeinigt. Demnach steigen die Gebühren im Vergleich zu diesem Jahr um 12,4% auf 63,5 USD je Tonne bzw. 6,35 US-Cents je Pfund. Diese Einigung dürfte als Benchmark für weitere Vertragsabschlüsse angesehen werden.
TC/RCs werden von den Minenunternehmen an die Schmelzereien gezahlt, um Konzentrat zu Kathoden zu verarbeiten. Dabei gilt: Je höher die TC/RCs, desto reichhaltiger die Verfügbarkeit von Konzentrat. Die International Copper Study Group schätzt, dass die weltweite Minenproduktion im nächsten Jahr um 9,4% auf 17,6 Mio. Tonnen ausgeweitet werden kann. Dieser Erwartung liegt jedoch die Annahme zugrunde, dass die Produktion reibungslos verläuft, es also z.B. keine Streiks gibt, die Wetterbedingungen gut sind, etc. Der reale Anstieg der Minenproduktion dürfte daher wesentlich geringer ausfallen.
Der indonesische Zinnverband hat PT Timah, den weltweit größten Zinnexporteur, aufgefordert, alle Zinnausfuhren einzustellen, um so zusätzlich den Preis zu stützen. Bislang wurde PT Timah zugestanden, seinen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Darüber hinaus haben sich die anderen indonesischen Zinnproduzenten darauf verständigt, den Exportstopp bis Ende des Jahres beizubehalten.
Agrarrohstoffe
Die Talfahrt bei den Preisen für Agrarrohstoffe setzt sich fort. Der Weizenpreis an der CBOT ist auf 5,94 USD je Scheffel gefallen, den niedrigsten Stand seit 16 Monaten. Kaum besser erging es Sojabohnen, welche auf 11,22 USD je Scheffel abstürzten, und damit so niedrig notieren wie zuletzt vor 13 Monaten. Mais verbilligte sich ebenfalls auf ein 7-Wochentief von 5,96 USD je Scheffel. Angesichts negativer Konjunkturdaten reduzierten die Marktteilnehmer im Vorfeld des heutigen US-Feiertages Risikopositionen.
Wir erachten die Marktreaktion angesichts der knappen Angebotslage insbesondere bei Mais und Sojabohnen als überzogen. China dürfte aufgrund einer geringeren Dynamik im Verarbeitenden Gewerbe kaum weniger Sojabohnen und Mais importieren. Die Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln sollte sich als weitgehend konjunkturunabhängig erweisen. Unseres Erachtens bieten die derzeitigen Preisniveaus daher gute Absicherungsmöglichkeiten.
Ähnliches gilt für Baumwolle. Mit 90 US-Cents je Pfund notiert der nächstfällige Terminkontrakt auf dem niedrigsten Niveau seit 14 Monaten. Angesichts dieses günstigen Preisniveaus dürfte China verstärkt Baumwolle importieren. Dem China National Cotton Information Center zufolge dürften die Baumwollimporte bis zum chinesischen Neujahrsfest im Februar 300 Tsd. Tonnen pro Monat betragen, was ein weiteres Absinken der Baumwollpreise verhindern und eine Preiserholung unterstützen sollte.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Ölpreise können sich von den gestrigen Verlusten erholen. Der Brentölpreis steigt auf 107,5 USD je Barrel, der WTI-Preis wird bei knapp 97 USD je Barrel gehandelt. Für Unterstützung sorgten die Lagerdaten des US-Energieministeriums. Die Rohöllagerbestände sind demzufolge in der vergangenen Woche unerwartet deutlich um 6,2 Mio. Barrel gesunken und befinden sich mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2010. Gleichzeitig liegen sie erstmals in diesem Jahr unter dem langjährigen Durchschnitt. Niedrigere Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung trugen zum kräftigen Lagerabbau bei Rohöl bei. Die gegensätzlichen Tendenzen bei den Ölprodukten halten an.
Die Benzinvorräte stiegen um 4,5 Mio. Barrel und liegen mittlerweile wieder 3% über dem langjährigen Durchschnitt. Die Destillatevorräte fielen dagegen die achte Woche in Folge, wenngleich der Lagerabbau mit 770 Tsd. Barrel deutlich geringer ausfiel als in den Wochen zuvor. Die Destillatevorräte liegen damit weiterhin 7% unter dem langjährigen Durchschnitt und auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Die unterschiedlichen Trends bei den Ölprodukten machen sich auch in der Nachfrage bemerkbar. Die Benzinnachfrage lag in den vergangenen vier Wochen 4% niedriger als im Vorjahr.
Bei der Destillatenachfrage ergibt sich für denselben Zeitraum dagegen ein Plus von 5,7%. Dies spricht für einen anhaltenden Preisaufschlag von Diesel/Gasöl gegenüber Benzin. Die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher in den USA liegt knapp unter dem höchsten Stand seit mindestens 24 Jahren. Dahinter steht die zunehmende Erschließung unkonventioneller Ölreserven. Die Ölimporte der USA dürften daher auch langfristig zurückgehen.
Edelmetalle
Belastet durch einen starken US-Dollar kam Gold gestern erneut unter Druck. Dieser wertete gegenüber dem Euro deutlich auf, nachdem die Auktion deutscher Staatsanleihen enttäuschend verlief. Dies wurde sogleich vom Markt als Anzeichen interpretiert, dass nun möglicherweise auch Deutschland in Schwierigkeiten geraten könnte. Eine solche Interpretation ist u.E. bei Renditen um die 2% allerdings übertrieben.
Vielmehr könnte die wieder aufgekommene Debatte um Eurobonds dazu beigetragen haben. Gold konnte sich dem daraus resultierenden neuerlichen Abwärtssog an den Rohstoffmärkten trotz der anhaltend hohen Risikoaversion dennoch nicht entziehen und handelt wieder knapp unter der Marke von 1.700 USD je Feinunze. Dass der Preisrückgang bei Gold vor allem US-Dollar-getrieben ist, zeigt sich daran, dass Gold in Euro gerechnet zulegen kann.
Offensichtlich wird Gold zudem weiter verkauft, um Liquidität zu schaffen und damit Verluste in anderen Anlageklassen aufzufangen. Sollten die Aktien- und Rohstoffmärkte weiter unter Druck bleiben, dürfte sich dieser Trend zunächst weiter fortsetzen. Heute trifft sich Bundeskanzlerin Merkel mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy und dem neuen italienischen Ministerpräsidenten Monti. Dabei dürfte auch das Thema Eurobonds diskutiert werden.
Industriemetalle
Freeport McMoRan, der weltweit größte börsennotierte Kupferproduzent, hat sich mit Jiangxi Copper, dem größten chinesischen Kupferschmelzer, auf eine Anhebung der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) für das nächste Jahr geeinigt. Demnach steigen die Gebühren im Vergleich zu diesem Jahr um 12,4% auf 63,5 USD je Tonne bzw. 6,35 US-Cents je Pfund. Diese Einigung dürfte als Benchmark für weitere Vertragsabschlüsse angesehen werden.
TC/RCs werden von den Minenunternehmen an die Schmelzereien gezahlt, um Konzentrat zu Kathoden zu verarbeiten. Dabei gilt: Je höher die TC/RCs, desto reichhaltiger die Verfügbarkeit von Konzentrat. Die International Copper Study Group schätzt, dass die weltweite Minenproduktion im nächsten Jahr um 9,4% auf 17,6 Mio. Tonnen ausgeweitet werden kann. Dieser Erwartung liegt jedoch die Annahme zugrunde, dass die Produktion reibungslos verläuft, es also z.B. keine Streiks gibt, die Wetterbedingungen gut sind, etc. Der reale Anstieg der Minenproduktion dürfte daher wesentlich geringer ausfallen.
Der indonesische Zinnverband hat PT Timah, den weltweit größten Zinnexporteur, aufgefordert, alle Zinnausfuhren einzustellen, um so zusätzlich den Preis zu stützen. Bislang wurde PT Timah zugestanden, seinen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Darüber hinaus haben sich die anderen indonesischen Zinnproduzenten darauf verständigt, den Exportstopp bis Ende des Jahres beizubehalten.
Agrarrohstoffe
Die Talfahrt bei den Preisen für Agrarrohstoffe setzt sich fort. Der Weizenpreis an der CBOT ist auf 5,94 USD je Scheffel gefallen, den niedrigsten Stand seit 16 Monaten. Kaum besser erging es Sojabohnen, welche auf 11,22 USD je Scheffel abstürzten, und damit so niedrig notieren wie zuletzt vor 13 Monaten. Mais verbilligte sich ebenfalls auf ein 7-Wochentief von 5,96 USD je Scheffel. Angesichts negativer Konjunkturdaten reduzierten die Marktteilnehmer im Vorfeld des heutigen US-Feiertages Risikopositionen.
Wir erachten die Marktreaktion angesichts der knappen Angebotslage insbesondere bei Mais und Sojabohnen als überzogen. China dürfte aufgrund einer geringeren Dynamik im Verarbeitenden Gewerbe kaum weniger Sojabohnen und Mais importieren. Die Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln sollte sich als weitgehend konjunkturunabhängig erweisen. Unseres Erachtens bieten die derzeitigen Preisniveaus daher gute Absicherungsmöglichkeiten.
Ähnliches gilt für Baumwolle. Mit 90 US-Cents je Pfund notiert der nächstfällige Terminkontrakt auf dem niedrigsten Niveau seit 14 Monaten. Angesichts dieses günstigen Preisniveaus dürfte China verstärkt Baumwolle importieren. Dem China National Cotton Information Center zufolge dürften die Baumwollimporte bis zum chinesischen Neujahrsfest im Februar 300 Tsd. Tonnen pro Monat betragen, was ein weiteres Absinken der Baumwollpreise verhindern und eine Preiserholung unterstützen sollte.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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