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Goldnachfrage sinkt im 2. Quartal auf 4-Jahrestief

15.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen auf ein 4½-Monatshoch von 111 USD je Barrel steigen. Der Ölmarkt steht weiter unter dem Eindruck der Geschehnisse in Nordafrika und im Nahen Osten. Gestern hat sich die Lage in Ägypten deutlich verschärft. Dort wurde nach heftigen Zusammenstößen zwischen Anhängern des gestürzten Präsidenten Mursi und Sicherheitskräften der Ausnahmezustand verhängt. Eine baldige Entspannung der Lage in diesem für die Stabilität der gesamten Region wichtigen Land ist dadurch unmöglich geworden. Beeinträchtigungen des Öltransports durch den Suezkanal und die benachbarte Sumed-Pipeline sind zwar nicht zu erwarten, da diese durch das Militär geschützt werden.

Dennoch dürfte die Risikoprämie durch die jüngsten Geschehnisse weiter steigen. Hinzu kommen die anhaltenden Probleme in Libyen. Dort muss inzwischen auch die Regierung ihre bislang noch über dem Markt liegende Schätzung für die Ölproduktion senken. Der stellvertretende Ölminister spricht aktuell von 600 Tsd. Barrel pro Tag. Bislang gibt es bei den bestreikten Exporthäfen auch keine Fortschritte zu berichten, so dass sich eine Wiederaufnahme der Ölexporte nicht abzeichnet. Das US-Energieministerium berichtete gestern einen stärker als erwarteten Abbau der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 2,8 Mio. Barrel. Die deutlich niedrigere Rohölverarbeitung hätte eigentlich einen Lageraufbau erwarten lassen, was in der kommenden Woche passieren könnte. Die Rohölvorräte in Cushing sanken um weitere 1,4 Mio. Barrel auf ein 17-Monatstief.


Edelmetalle

Der World Gold Council (WGC) hat heute Daten zur Goldnachfrage im zweiten Quartal veröffentlicht. Demnach sank die gesamte Goldnachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 12% auf 856,3 Tonnen. Dies ist der niedrigste Wert für ein Quartal seit vier Jahren. Hauptbelastungsfaktor waren rekordhohe ETF-Abflüsse von 402 Tonnen. Diese konnten auch nicht durch die sehr robuste Schmucknachfrage sowie eine auf Allzeithoch gestiegene Nachfrage nach Münzen und Barren ausgeglichen werden. Getrieben durch China und Indien hat sich die globale Schmucknachfrage um 37% auf 575,5 Tonnen deutlich erhöht, was dem höchsten Stand seit dem dritten Quartal 2008 entspricht.

Dieselben beiden Länder waren auch dafür verantwortlich, dass die kombinierte Nachfrage nach Münzen und Barren um 78% auf ein Rekordhoch von 507,6 Tonnen nach oben geschnellt ist. Der WGC schätzt, dass Indien und China in diesem Jahr jeweils zwischen 900 und 1.000 Tonnen Gold nachfragen und damit um die Position des Spitzenkäufers kämpfen werden. Die Zentralbanken haben dagegen mit 71,7 Tonnen so wenig Gold wie seit zwei Jahren nicht mehr gekauft. Im Gesamtjahr dürften die Goldkäufe laut WGC nun 350 Tonnen nicht mehr überschreiten.

Unterdessen zeigen Daten der US-Börsenaufsicht SEC, dass die berichtspflichtigen institutionellen Investoren im zweiten Quartal 4 Mio. Unzen Gold im weltweit größten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verkauft haben. Größter Einzelverkäufer war der Hedgefonds von John Paulson, der seine Bestände um 1,16 Mio. Unzen mehr als halbierte. Daneben trennten sich vor allem einige große Investmentgesellschaften von ihren Goldbeständen. Mit 347 Tsd. Unzen größter Einzelkäufer gemäß SEC war Goldman Sachs.

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Industriemetalle

Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz scheint derzeit nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Gestern wurde mit 142,8 USD je Tonne der höchste Stand seit fünf Monaten erreicht. Seit Beginn des dritten Quartals hat der Eisenerzpreis damit bereits um 23% bzw. 26 USD zugelegt. Hauptverantwortlich hierfür dürfte der Importsog Chinas sein (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 9. August). Denn im Reich der Mitte wurde bis zuletzt viel Stahl produziert. Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge lag die Stahlproduktion im Juli mit 65,5 Mio. Tonnen 6,2% über dem Vorjahr. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden demnach 455,8 Mio. Tonnen Stahl hergestellt, 7,1% mehr als im Vorjahr.

China scheint auch weiter hohe Mengen Eisenerz nachzufragen, wie ein Blick auf den Baltic Dry Index zeigt, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst. Dieser verzeichnete gestern den höchsten Tagesanstieg seit Oktober und ist um 5,3% auf 1.060 Punkte gestiegen. Schiffshändlern zufolge ist dies vor allem auf gestiegene Aktivitäten auf den Routen von Australien und Brasilien nach China zurückzuführen. Australien und Brasilien sind die beiden weltweit größten Exportländer von Eisenerz und stellen den Löwenanteil des Angebots im seewärtigen Eisenerzhandel. Dieser hatte im letzten Jahr ein Volumen von 1,11 Mrd. Tonnen. Als größter Abnehmer von Eisenerz hat China wiederum gut zwei Drittel des seewärtig gehandelten Eisenerzes absorbiert.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis ist gestern zunächst daran gescheitert, das 5-Monatshoch vom Vortag bei 92,5 US-Cents je Pfund zu überwinden. Die Preisrallye der vergangenen Tage ist in erster Linie spekulativ und weniger durch Fundamentaldaten getrieben. Zwar hat das US-Landwirtschaftsministerium seine Prognose für die US-Baumwollernte in diesem Jahr nach unten revidiert. Dennoch bleibt der globale Baumwollmarkt reichlich versorgt. So prognostiziert das USDA für das laufende Erntejahr nach wie vor einen globalen Angebotsüberschuss von 1,4 Mio. Tonnen und erwartet trotz leichter Abwärtsrevision noch immer rekordhohe weltweite Lagerendbestände von 20,4 Mio. Tonnen.

Mehr als 60% davon liegen in China, was auf die seit zwei Jahren laufenden Aufkaufprogramme der chinesischen Regierung zurückzuführen ist. Diese haben geholfen, die globalen Angebotsüberschüsse der vergangenen Jahre zu absorbieren. Angesichts der deutlich gestiegenen Weltmarktpreise sinkt für die chinesischen Baumwollverarbeiter der Anreiz zu Importen. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission berichtete bereits für Juli einen Rückgang der chinesischen Baumwollimporte um 16% gegenüber dem Vorjahr auf 338 Tsd. Tonnen. Seit Jahresbeginn hat China 2,75 Mio. Tonnen Baumwolle importiert und damit 20,5% weniger als im Vorjahreszeitraum. Die wichtigste Stütze für den Baumwollpreis droht damit zu bröckeln.




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