CO²-Preis im freien Fall
28.11.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise können zum Wochenauftakt deutlich steigen. Der Brentpreis klettert auf 108,5 USD je Barrel, der WTI-Preis nähert sich wieder der Marke von 100 USD je Barrel. Preisunterstützend wirken ein schwächerer US-Dollar, Gerüchte über einen größeren IWF-Kredit für Italien und starke Umsatzzahlen des US-Einzelhandels am Thanksgiving-Wochenende, was sich positiv auf die Marktstimmung auswirkt.
Panikverkäufe haben am Freitag den Preis zur Emission einer Tonne CO2 zeitweise unter 7 EUR und damit auf ein historisches Tief gedrückt. Zwar konnte sich der Kassa-Preis im weiteren Handelsverlauf wieder etwas erholen, aber auch auf Schlusskursbasis wurde der niedrigste Stand verzeichnet, seitdem der Handel mit Emissionsrechten im Februar 2005 begann. Allein im November beläuft sich das Minus auf 24%. Die Verkaufswelle dürfte durch diverse Stop-Loss-Verkäufe verstärkt worden sein. Auslöser dürfte die Staatsschuldenkrise in der Eurozone gewesen sein. Am CO2-Markt wird deshalb offensichtlich eine schwere Rezession eingepreist.
Darüber hinaus werden derzeit viele Kapazitäten der europäischen Politiker zur Lösung der Schuldenkrise gebunden, so dass das Thema CO2 aktuell eher in den Hintergrund tritt. Daneben kommen zusätzliche Emissionszertifikate auf den Markt. Denn die Europäische Investitionsbank dürfte noch vor Jahresende mit dem Verkauf der 300 Mio. EUAs umfassenden sog. "New Entrants Reserve" beginnen. Vom heute beginnenden Klimagipfel im südafrikanischen Durban erwarten wir keine wesentlichen Impulse. Wir erachten den jüngsten Preissturz zwar als übertrieben, sehen aber kurzfristig auch kein markantes Aufwärtspotenzial.
Edelmetalle
Der Goldpreis kann am Morgen um gut 20 US-Dollar zulegen und somit wieder über die Marke von 1.700 USD je Feinunze steigen. Gold verhält sich derzeit weiterhin eher wie eine riskante Anlege und nicht wie ein sicherer Hafen in Krisenzeiten. Wir führen dies auf das Verhalten der Marktteilnehmer am Futuresmarkt zurück, welche bei nachlassender Risikoaversion weniger Verkaufsdruck haben. Die Zahlen zur spekulativen Marktpositionierung werden von der CFTC aufgrund des US-Feiertages am Donnerstag erst heute nach Handelsschluss veröffentlicht. Ein deutlicher Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen wäre angesichts des Preisrückgangs um mehr als 100 USD in der entsprechenden Berichtswoche nicht überraschend und würde nachlassenden Preisdruck von dieser Seite signalisieren.
Wir erachten das Aufwärtspotenzial für den Goldpreis kurzfristig dennoch als begrenzt. Wie die Ratingabstufung Belgiens durch Standard & Poor's am Freitag zeigt, greift die Schuldenkrise in der Eurozone auf immer mehr Länder über, so dass es jederzeit zu einem erneuten Anstieg der Risikoaversion und damit zu Zwangsverkäufen auf dem Futuresmarkt kommen kann. Die anhaltenden Zentralbankkäufe dürften einem stärkeren Preisrückgang allerdings entgegenstehen. Laut IWF haben Zentralbanken im Oktober per Saldo 21 Tonnen Gold gekauft. Käufen u.a. aus Russland und Kasachstan standen Verkäufe in Deutschland gegenüber, welche auf die Ausgabe von Gedenkmünzen zurückzuführen sind.
Industriemetalle
Die Metallpreise können zum Wochenauftakt in der Breite zulegen. Unterstützt werden sie neben den Gerüchten über einen IWF-Kredit für Italien durch freundliche asiatische Aktienmärkte und einen schwächeren US-Dollar. Kupfer, das um mehr als 3% auf ein Wochenhoch von fast 7.500 USD je Tonne steigt, führt dabei die Liste der Gewinner an. Auch Aluminium kann sich etwas erholen, nachdem das Leichtmetall am Freitag zum ersten Mal seit Ende August 2010 zeitweise unter die Marke von 2.000 USD je Tonne gefallen war. Damit werden jedoch immer mehr Aluminiumproduzenten unrentabel, was sich normalerweise in rückläufigen Produktionsraten widerspiegeln und den Preis im Endeffekt stützen sollte. Denn die Grenzkosten der Produktion werden in China, dem mit Abstand weltweit größten Aluminiumproduzenten, auf rund 2.300 USD je Tonne geschätzt.
Gegen den Trend gibt Zinn als einziges Metall heute Morgen leicht nach, obwohl Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, derzeit kein Zinn ausführt. Am Freitag wurde sogar der Versuch von PT Koba Tin, 400 Tonnen zu exportieren, von Hunderten von Arbeitern blockiert. Die Metallpreise dürften diese Woche weitgehend stimmungs- und makro-getrieben sein. Mit dem Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in China sowie dem ISM-Index und dem Arbeitsmarktbericht in den USA stehen in der zweiten Wochenhälfte wichtige Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an.
Agrarrohstoffe
Mit einem Wochenplus konnten die Notierungen für Lebendvieh schließen, doch schrumpfte auch dieses zum Wochenschluss kräftig zusammen. Anfang der Woche hatte das USDA im Monatsvergleich leicht rückläufige Lagerbestände bei Schweinefleisch gemeldet, was als Indikator für eine robuste Nachfrage aufgefasst wurde. Unterstützt wurde dies noch durch hohe Exporte an Schweinefleisch, die bis Ende September um 21% über dem Niveau im Vorjahreszeitraum lagen. Bei den Notierungen für Rind wirkten vor allem die niedrigeren Schlachtraten in den letzten Wochen, die das Angebot verknappen, unterstützend.
Wie bereits mehrfach in diesem Jahr reagiert die EU-Kommission mit der Freigabe von Nicht-Quoten-Zucker für den heimischen EU-Nahrungsmittelmarkt auf die Knappheit an Zucker in der Union. Nun wurde eine Menge von 400 Tsd. Tonnen zu stark reduzierten Abgaben bewilligt. Die gute Zuckerrübenernte hat die außerhalb der Quote produzierte Menge anschwellen lassen. Normalerweise könnte diese nur mit einer quasi prohibitiven Strafsteuer auf dem heimischen Markt als Lebensmittel abgesetzt werden. Auch wurden 700 Tsd. Tonnen zusätzlicher Exporte bewilligt. Da bereits vorher 650 Tsd. Tonnen an Exporten zugestanden worden waren, wird nun das in der WTO festgeschriebene maximale Exportniveau erreicht.
Auf der Importseite sollen reduzierte Zollsätze die Einfuhr aus Nicht-EU-Staaten erleichtern. Nach Angaben der Kommission ist damit zu rechnen, dass die Zuckernachfrage in der EU das heimische Angebot in der seit Oktober laufenden Saison 2011/12 um 700 Tsd. Tonnen übersteigen dürfte.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Ölpreise können zum Wochenauftakt deutlich steigen. Der Brentpreis klettert auf 108,5 USD je Barrel, der WTI-Preis nähert sich wieder der Marke von 100 USD je Barrel. Preisunterstützend wirken ein schwächerer US-Dollar, Gerüchte über einen größeren IWF-Kredit für Italien und starke Umsatzzahlen des US-Einzelhandels am Thanksgiving-Wochenende, was sich positiv auf die Marktstimmung auswirkt.
Panikverkäufe haben am Freitag den Preis zur Emission einer Tonne CO2 zeitweise unter 7 EUR und damit auf ein historisches Tief gedrückt. Zwar konnte sich der Kassa-Preis im weiteren Handelsverlauf wieder etwas erholen, aber auch auf Schlusskursbasis wurde der niedrigste Stand verzeichnet, seitdem der Handel mit Emissionsrechten im Februar 2005 begann. Allein im November beläuft sich das Minus auf 24%. Die Verkaufswelle dürfte durch diverse Stop-Loss-Verkäufe verstärkt worden sein. Auslöser dürfte die Staatsschuldenkrise in der Eurozone gewesen sein. Am CO2-Markt wird deshalb offensichtlich eine schwere Rezession eingepreist.
Darüber hinaus werden derzeit viele Kapazitäten der europäischen Politiker zur Lösung der Schuldenkrise gebunden, so dass das Thema CO2 aktuell eher in den Hintergrund tritt. Daneben kommen zusätzliche Emissionszertifikate auf den Markt. Denn die Europäische Investitionsbank dürfte noch vor Jahresende mit dem Verkauf der 300 Mio. EUAs umfassenden sog. "New Entrants Reserve" beginnen. Vom heute beginnenden Klimagipfel im südafrikanischen Durban erwarten wir keine wesentlichen Impulse. Wir erachten den jüngsten Preissturz zwar als übertrieben, sehen aber kurzfristig auch kein markantes Aufwärtspotenzial.
Edelmetalle
Der Goldpreis kann am Morgen um gut 20 US-Dollar zulegen und somit wieder über die Marke von 1.700 USD je Feinunze steigen. Gold verhält sich derzeit weiterhin eher wie eine riskante Anlege und nicht wie ein sicherer Hafen in Krisenzeiten. Wir führen dies auf das Verhalten der Marktteilnehmer am Futuresmarkt zurück, welche bei nachlassender Risikoaversion weniger Verkaufsdruck haben. Die Zahlen zur spekulativen Marktpositionierung werden von der CFTC aufgrund des US-Feiertages am Donnerstag erst heute nach Handelsschluss veröffentlicht. Ein deutlicher Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen wäre angesichts des Preisrückgangs um mehr als 100 USD in der entsprechenden Berichtswoche nicht überraschend und würde nachlassenden Preisdruck von dieser Seite signalisieren.
Wir erachten das Aufwärtspotenzial für den Goldpreis kurzfristig dennoch als begrenzt. Wie die Ratingabstufung Belgiens durch Standard & Poor's am Freitag zeigt, greift die Schuldenkrise in der Eurozone auf immer mehr Länder über, so dass es jederzeit zu einem erneuten Anstieg der Risikoaversion und damit zu Zwangsverkäufen auf dem Futuresmarkt kommen kann. Die anhaltenden Zentralbankkäufe dürften einem stärkeren Preisrückgang allerdings entgegenstehen. Laut IWF haben Zentralbanken im Oktober per Saldo 21 Tonnen Gold gekauft. Käufen u.a. aus Russland und Kasachstan standen Verkäufe in Deutschland gegenüber, welche auf die Ausgabe von Gedenkmünzen zurückzuführen sind.
Industriemetalle
Die Metallpreise können zum Wochenauftakt in der Breite zulegen. Unterstützt werden sie neben den Gerüchten über einen IWF-Kredit für Italien durch freundliche asiatische Aktienmärkte und einen schwächeren US-Dollar. Kupfer, das um mehr als 3% auf ein Wochenhoch von fast 7.500 USD je Tonne steigt, führt dabei die Liste der Gewinner an. Auch Aluminium kann sich etwas erholen, nachdem das Leichtmetall am Freitag zum ersten Mal seit Ende August 2010 zeitweise unter die Marke von 2.000 USD je Tonne gefallen war. Damit werden jedoch immer mehr Aluminiumproduzenten unrentabel, was sich normalerweise in rückläufigen Produktionsraten widerspiegeln und den Preis im Endeffekt stützen sollte. Denn die Grenzkosten der Produktion werden in China, dem mit Abstand weltweit größten Aluminiumproduzenten, auf rund 2.300 USD je Tonne geschätzt.
Gegen den Trend gibt Zinn als einziges Metall heute Morgen leicht nach, obwohl Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, derzeit kein Zinn ausführt. Am Freitag wurde sogar der Versuch von PT Koba Tin, 400 Tonnen zu exportieren, von Hunderten von Arbeitern blockiert. Die Metallpreise dürften diese Woche weitgehend stimmungs- und makro-getrieben sein. Mit dem Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in China sowie dem ISM-Index und dem Arbeitsmarktbericht in den USA stehen in der zweiten Wochenhälfte wichtige Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an.
Agrarrohstoffe
Mit einem Wochenplus konnten die Notierungen für Lebendvieh schließen, doch schrumpfte auch dieses zum Wochenschluss kräftig zusammen. Anfang der Woche hatte das USDA im Monatsvergleich leicht rückläufige Lagerbestände bei Schweinefleisch gemeldet, was als Indikator für eine robuste Nachfrage aufgefasst wurde. Unterstützt wurde dies noch durch hohe Exporte an Schweinefleisch, die bis Ende September um 21% über dem Niveau im Vorjahreszeitraum lagen. Bei den Notierungen für Rind wirkten vor allem die niedrigeren Schlachtraten in den letzten Wochen, die das Angebot verknappen, unterstützend.
Wie bereits mehrfach in diesem Jahr reagiert die EU-Kommission mit der Freigabe von Nicht-Quoten-Zucker für den heimischen EU-Nahrungsmittelmarkt auf die Knappheit an Zucker in der Union. Nun wurde eine Menge von 400 Tsd. Tonnen zu stark reduzierten Abgaben bewilligt. Die gute Zuckerrübenernte hat die außerhalb der Quote produzierte Menge anschwellen lassen. Normalerweise könnte diese nur mit einer quasi prohibitiven Strafsteuer auf dem heimischen Markt als Lebensmittel abgesetzt werden. Auch wurden 700 Tsd. Tonnen zusätzlicher Exporte bewilligt. Da bereits vorher 650 Tsd. Tonnen an Exporten zugestanden worden waren, wird nun das in der WTO festgeschriebene maximale Exportniveau erreicht.
Auf der Importseite sollen reduzierte Zollsätze die Einfuhr aus Nicht-EU-Staaten erleichtern. Nach Angaben der Kommission ist damit zu rechnen, dass die Zuckernachfrage in der EU das heimische Angebot in der seit Oktober laufenden Saison 2011/12 um 700 Tsd. Tonnen übersteigen dürfte.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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