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Uneinheitliches Bild bei den Finanzanlegern

19.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentpreis handelt aktuell bei 110 USD je Barrel und damit nur unweit des vor dem Kontraktwechsel in der vergangenen Woche verzeichneten 4½-Monatshochs. Die blutigen Unruhen in Ägypten, welche auch am Wochenende andauerten, dürften den Ölpreis auch zu Beginn der neuen Handelswoche unterstützen. Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, dass die Unruhen zu einer Unterbrechung der Öllieferungen durch den Suezkanal und die benachbarte Sumed-Pipeline führen. Durch diese beiden Transportwege werden täglich bis zu 4,5 Mio. Barrel an Rohöl und Ölprodukten transportiert. Dennoch rechtfertigt das Risiko, dass es aufgrund der Unruhen zu Beeinträchtigungen kommen könnte, eine Risikoprämie auf den Ölpreis. Hinzu kommt, dass die Ölproduktion in Libyen aufgrund von Streiks in den Exporthäfen auf den niedrigsten Stand seit dem Ende des Bürgerkriegs vor zwei Jahren gefallen ist.

Fortschritte gibt es bislang kaum zu verzeichnen. Derzeit warten etwa 20 Öltanker vor den libyschen Häfen auf ihre Beladung. Schifffahrtskreisen zufolge ist bisher lediglich ein Tanker mit Kerosin beladen worden. Solange die Angebotsprobleme anhalten, dürften die rekordhohen spekulativen Netto-Long-Positionen kein Problem für den Brentölpreis darstellen. Die ICE gibt die Daten für die vergangene Woche heute Mittag bekannt. Bei WTI kam es in der Woche zum 13. August zum dritten Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen in Folge, was mit der seit vier Wochen rückläufigen US-Raffinerienachfrage zusammenhängen dürfte. Zudem spielen die Ereignisse in Ägypten und Libyen für WTI eine geringere Rolle.


Edelmetalle

Gold und Silber setzen auch zum Wochenauftakt ihren Aufwärtstrend fort. Während Gold vorübergehend auf ein 2-Monatshoch von 1.385 USD je Feinunze gestiegen ist, legte Silber zeitweise auf ein 3-Monatshoch von 23,6 USD je Feinunze zu. Gerade im Falle von Silber ist der jüngste Preisanstieg auf eine sehr starke Investmentnachfrage zurückzuführen. So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs in der letzten Woche Zuflüsse von 750 Tonnen. Und auch die Nachfrage nach Münzen zeigt sich relativ robust. Die US-Münzanstalt hat im August bislang 1,6 Mio. Unzen Silbermünzen verkauft. Darüber hinaus haben die spekulativen Finanzinvestoren in der Woche zum 13. August ihre Netto-Long-Positionen auf 11,5 Tsd. Kontrakte nahezu verdreifacht. Sie befinden sich damit auf dem höchsten Stand seit Ende Februar. Dagegen zeigten sich die spekulativen Finanzinvestoren im Falle von Gold in der Woche zum 13. August noch recht zurückhaltend - die Netto-Long-Positionen wurden "nur" um 9,3% auf 38,0 Tsd. Kontrakte ausgeweitet.

Der Großteil des jüngsten Preisanstiegs bei Gold erfolgte allerdings erst nach dem Stichtag der Datenerhebung. Bei den Gold-ETFs scheinen die Abflüsse zunächst gestoppt worden zu sein. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten seit Mitte letzter Woche sogar Zuflüsse von 2,5 Tonnen. Sollte sich daraus ein nachhaltiger Trend entwickeln, dürfte dies den Goldpreis unterstützen. Die Marktteilnehmer dürften ihren Fokus diese Woche auf die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung legen. Davon erhoffen sie sich Aufschluss, wann die US-Notenbank ihr Anleihekaufprogramm zurückführt.


Industriemetalle

Die Metallpreise geben zum Start in die neue Handelswoche leicht nach, nachdem sie Ende letzter Woche teilweise mehrwöchige oder mehrmonatige Höchststände erreicht hatten. Kupfer fällt am Morgen wieder unter die Marke von 7.400 USD je Tonne. Wie ein Blick auf die CFTC-Statistik zeigt, war der jüngste Preisanstieg von Kupfer zum Teil spekulativ getrieben. Denn die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 13. August ihre Netto-Short-Positionen komplett abgebaut und setzten mit 6,9 Tsd. Kontrakten erstmals seit sechs Monaten wieder mehrheitlich auf steigende Preise. Dies war vor allem auf die Eindeckung von Short-Positionen zurückzuführen.

Da sich der Preisanstieg von Kupfer auch nach dem Datenstichtag fortgesetzt hat, dürfte sich die Marktpositionierung seitdem weiter verschoben haben. Die Impulse von dieser Seite her sollten nun aber nachlassen. Etwas Sorge bereitet derzeit der starke Anstieg der Immobilienpreise in China. Denn diese sind gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros in den letzten Monaten in fast allen Großstädten des Landes merklich gestiegen. Die von der chinesischen Regierung eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung der Spekulation am Immobilienmarkt hatten bislang offensichtlich noch nicht die gewünschten Wirkungen entfaltet. Zwar stützt die Nachfrage nach Immobilien die Konjunktur im Reich der Mitte, es besteht allerdings auch die Gefahr einer Überhitzung des Marktes - mit negativen Auswirkungen auf die Metallnachfrage und -preise.

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Agrarrohstoffe

Nachdem der Rapspreis in Paris seit Jahresbeginn um 20% und vor 12 Tagen auf ein 3-Jahrestief von 356 EUR je Tonne abgesunken war, ging es seither um fast 5% nach oben. Raps notiert in Paris aktuell bei 372 EUR je Tonne. Dabei waren die letzten Nachrichten eher preisbelastend: Der Deutsche Raiffeisenverband erhöhte seine Vorhersage für die deutsche Rapsernte 2013 von 5,58 Mio. Tonnen auf 5,86 Mio. Tonnen, ein Plus von 22% gegenüber dem Vorjahr. Das USDA hat seine Prognose für die EU-Ernte erhöht. Auch für die weltweite Produktion hat es zuletzt die Schätzung um 2,5% angehoben und prognostiziert damit einen Überschuss von 1 Mio. Tonnen am Rapsmarkt, der in den letzten Jahren stets Defizite auswies.

Der jüngste Preisanstieg war somit nicht dem Rapsmarkt selbst, sondern dem eng mit Raps verbundenen und dominanten Sojabohnenmarkt zu verdanken, wo zeitgleich die Preise nach oben drehten. Dies war vor allem der überraschenden Abwärtsrevision der US-Ernteschätzung durch das USDA und rekordhoher Importe nach China geschuldet. Das Plus beim Sojabohnenpreis seit dem 7. August summiert sich inzwischen auf 10%.

Zu dem massiven Preisanstieg bei Baumwolle um 9% seit Monatsbeginn haben spekulative Finanzanleger beigetragen. Diese weiteten ihre Netto-Long-Positionen in der letzten Berichtswoche um knapp 30% auf 74,8 Tsd. Kontrakte und damit auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Juni 2006 aus.




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