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Gewinnmitnahmen belasten Rohstoffpreise

20.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis gibt von seinem in der vergangenen Woche erreichten mehrmonatigen Höchststand etwas nach und fällt am Morgen auf 109 USD je Barrel. WTI verliert ebenfalls leicht an Boden und fällt auf 106 USD je Barrel. Im Vorfeld der Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls am Mittwoch nehmen Marktteilnehmer offensichtlich Gewinne mit. Dies könnte die Ölpreise auch heute belasten, da der Optimismus der Finanzanleger weiterhin hoch ist. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent sind zwar in der Woche zum 13. August leicht gesunken, lagen mit 190,7 Tsd. Kontrakten aber weiterhin nur knapp unter dem in der vorherigen Woche verzeichneten Rekordniveau. In der weitergefassten Abgrenzung Futures und Optionen sind sie sogar auf ein neues Rekordniveau gestiegen.

Die anhaltenden Unruhen in Ägypten und die Angebotsausfälle in Libyen dürften einem stärkeren Preisrückgang aber entgegenstehen. In Ägypten wurde der Anführer der Muslimbruderschaft verhaftet, was für neuerliche Unruhen sorgen könnte. In Libyen war der staatliche Ölkonzern NOC gezwungen, für Öllieferungen aus vier Häfen "force majeure" zu erklären. Industriekreisen zufolge ist nach wie vor etwa die Hälfte der libyschen Ölproduktion geschlossen. Bisher hat lediglich ein kleinerer Ölhafen seinen Betrieb wieder aufgenommen. Für Unterstützung dürfte auch die Erwartung eines erneuten Rückgangs der US-Rohöllagerbestände sorgen. Laut Umfragen von Bloomberg und Reuters sollen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um 1,3-1,4 Mio. Barrel gesunken sein. Das wäre der siebte Abbau in den vergangenen acht Wochen. Die deutlich gesunkene Rohölverarbeitung der Raffinerien spricht allerdings dafür, dass sich der Lagerabbau seinem Ende nähert.


Edelmetalle

Schwächere Aktienmärkte, steigende Anleiherenditen - die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist gestern auf ein 2-Jahreshoch von 2,88% gestiegen - sowie die anstehende Veröffentlichung des letzten Sitzungsprotokolls der US-Notenbank Fed führen zu Gewinnmitnahmen bei den Edelmetallen. Dies spiegelt sich unter anderem in Abflüssen bei den Gold-ETFs wider. Mit 2,8 Tonnen wurden die Bestände erstmals seit Monatsbeginn wieder nennenswert reduziert, was ebenfalls auf Gewinnmitnahmen hindeutet. Gold handelt mit rund 1.355 USD je Feinunze 30 USD unter seinem gestern erreichten 2-Monatshoch. Silber ist von seinem 3-Monatshoch um fast 5% gefallen.

In Südafrika steht heute die nächste Runde der Tarifverhandlungen zwischen den Goldminenbetreibern und den Gewerkschaften an. Diese dürfte ergebnislos enden, denn die Positionen der beiden Parteien liegen noch weit auseinander - die Goldproduzenten bieten eine Gehaltssteigerung von 5,5%, die Gewerkschaft NUM dagegen fordert ein Plus von 60%. Potenzielle Streiks rücken damit näher. Unterdessen werden auch in der südafrikanischen Platinindustrie schärfere Töne angeschlagen. Der weltweit größte Platinproduzent, Anglo American Platinum, hatte gestern seine Pläne zum Abbau von Arbeitsplätzen konkretisiert und bekannt gegeben, fast 7.000 Stellen streichen zu wollen. Darüber zeigte sich die Gewerkschaft NUM "schockiert" und wirft dem Unternehmen Wortbruch vor. Auch hier rücken Streiks näher, die dem Platinpreis Auftrieb geben könnten.


Industriemetalle

Gemäß Daten der International Nickel Study Group wies der globale Nickelmarkt auch im Juni einen Angebotsüberschuss auf. Dieser belief sich auf 11 Tsd. Tonnen. Im ersten Halbjahr summierte sich der Überschuss damit auf 74,2 Tsd. Tonnen, nach 26,5 Tsd. Tonnen zur selben Zeit im Vorjahr. Das reichhaltige Angebot dürfte merklich steigenden Nickelpreisen entgegenstehen.

Der Zinnpreis kann seine Gewinne der vergangenen Wochen weitgehend verteidigen - seit Monatsbeginn steht ein Plus von gut 6% zu Buche - und handelt knapp unterhalb der Marke von 22.000 USD je Tonne. Indonesien, der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent nach China und weltgrößte Zinnexporteur, hat im Juli gemäß Daten des Handelsministeriums nur 6.466 Tonnen Zinn ausgeführt. Die Exporte brachen im Vergleich zum Vormonat um 42% ein und lagen auch 22% unter dem Niveau des Vorjahres. Dies war zugleich das niedrigste Exportvolumen seit elf Monaten.

Der Rückgang der Ausfuhren dürfte der Einführung von neuen Qualitätsstandards zu Beginn des zweiten Halbjahres geschuldet sein, obwohl diese kurze Zeit später wieder aufgeweicht wurden. Auch haben viele Schmelzereien im Vorfeld offensichtlich ihre Lager geleert und Verkäufe vorgezogen, was sich in sehr hohen Exporten im Juni bemerkbar machte. Sofern die Schmelzereien die neuen Qualitätsstandards erfüllen, dürften die zuletzt gestiegenen Zinnpreise in den kommenden Monaten wieder zu höheren Ausfuhren führen.


Agrarrohstoffe

Laut Erntefortschrittsbericht des US-Landwirtschaftsministeriums hat sich der Zustand der US-Mais- und Sojabohnenpflanzen in der vergangenen Woche stärker verschlechtert als erwartet. Der Anteil der Maispflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand verringerte sich um drei Prozentpunkte auf 61%. Bei Sojabohnen sank er um zwei Prozentpunkte auf 62%. Im Vorfeld war mit einem Wert von jeweils 63% gerechnet worden. Grund für die Verschlechterung war das trockene und kühlere Wetter, welches die Entwicklung der Pflanzen beeinträchtigt hat. Die Bewertung der Maispflanzen befindet sich aber nach wie vor im Bereich des langjährigen Durchschnitts, so dass kein Grund zur Besorgnis besteht.

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Kanada dürfte in diesem Jahr die höchste Weizenernte seit 22 Jahren und die höchste Rapsernte aller Zeiten einfahren. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage von Reuters im Vorfeld der Veröffentlichung der ersten offiziellen Ernteschätzungen durch das kanadische Statistikamt am Mittwoch. Die kanadische Weizenernte dürfte demnach um knapp 12% auf 30,4 Mio. Tonnen steigen, die Rapsernte um 16,5% auf 15,5 Mio. Tonnen. Das wäre nochmals etwas höher als bei einer Reuters-Umfrage im Juli. Das Angebot aus Kanada dürfte zu dem reichlichen Angebot aus den USA, Europa und Südamerika beitragen und die Preise belasten. Allerdings könnte früher Frost den optimistischen Schätzungen noch einen Strich durch die Rechnung machen, da einige Pflanzen aufgrund der verspäteten Aussaat in ihrer Entwicklung hinterherhinken.




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