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S&P-Warnung setzt Preise unter Druck

06.12.2011  |  Eugen Weinberg
Die Senkung des Ratingausblicks für mehere europäische Länder durch Standard & Poor's, darunter auch Deutschland und Frankreich, hat die Rohstoffpreise über Nacht unter Druck gesetzt. S&P hat angekündigt, die Kreditwürdigkeit von 15 Staaten der Eurozone wegen der verschärften Krise in der Währungsunion zu überprüfen. Damit droht Deutschland und den anderen fünf Ländern mit AAA-Rating eine Herabstufung ihrer Bonität. Im Falle der USA lagen zwischen der Senkung des Ausblicks und der tatsächlichen Herabstufung des Kreditratings 3½ Monate.


Energie

Der Brentölpreis fällt daraufhin am Morgen unter die Marke von 110 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI ist auf weniger als 9 USD je Barrel geschrumpft. Die anhaltenden Spannungen des Westens mit dem Iran stehen einem stärkeren Preisrückgang derzeit entgegen. Die USA haben bereits ein Ölembargo gegen den Iran verhängt. Da die USA so gut wie kein Öl aus dem Iran importieren, hat dieser Schritt keine nennenswerten Auswirkungen auf den Ölpreis. Sollte die EU diesem Beispiel folgen, müssten 450 Tsd. Barrel an täglichen Rohölimporten, welche die EU aus dem Iran bezieht, durch andere Anbieter ausgeglichen werden.

Trotz der scheller als erwarteten Rückkehr Libyens an den Ölmarkt wäre dies ohne Preissteigerung kaum möglich. Allerdings wächst die Skepsis innerhalb der EU, ob ein Ölembargo in Anbetracht der damit verbundenen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Eurozone der richtige Schritt ist. Angesichts der geopolitischen Risiken überrascht es nicht, dass die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 29. November um 15 Tsd. auf 70.743 Kontrakte ausgeweitet haben, was dem höchsten Stand seit Anfang August entspricht.

Das OPEC-Sekretariat wird für die Sitzung in der kommenden Woche angeblich ein Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag empfehlen, was in etwa dem derzeitigen Produktionsniveau und dem für 2012 geschätzten Bedarf an OPEC-Öl entspricht.

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Edelmetalle

Dass Gold auf die Nachricht von S&P paradoxerweise mit Preisabschlägen reagiert, zeigt, dass das gelbe Edelmetall weiterhin im Einklang mit Rohstoffen und Aktienmärkten handelt. Denn diese geben heute Morgen sichtbar nach. Daneben belastet ein stärkerer US-Dollar. Es gibt allerdings auch positive Nachrichten: So entspannt sich die Situation im Euro-Staatsanleihenmarkt weiter. Binnen Wochenfrist sind z.B. die Renditen von 10-jährigen italienischen, spanischen und belgischen Staatsanleihen merklich gesunken.

Belgische Privatanleger zeichneten zuletzt fast 30-mal so viele belgische Staatsanleihen wie im Vorfeld erwartet wurde. Bundeskanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident Sarkozy haben zudem auf ihrem gestrigen Treffen Eurobonds klar abgelehnt. Mit Spannung wird nun der EU-Gipfel am Freitag erwartet. Auch wenn es unserer Meinung nach noch etwas dauern dürfte, bis Gold wieder seinen Aufwärtstrend aufnehmen wird, gehen wir nicht davon aus, dass es stärker nachgibt.


Industriemetalle

Nach einem relativ freundlichen Wochenauftakt kommt es heute Morgen an den Metallmärkten nach der Nachricht von S&P zu deutlichen Preisabschlägen. Mit einem Minus von rund 2% ist Nickel der größte Verlierer, nachdem es gestern noch den mit Abstand höchsten Gewinn unter den Metallen verzeichnete. Laut Aussagen von Posco, dem weltweit größten Edelstahlproduzenten, macht die hohe Volatilität des Nickelpreises der Edelstahlbranche schwer zu schaffen.

Aufgrund des sich abschwächenden Wachstums der Weltwirtschaft erwartet Posco für 2012 ein schwieriges Jahr. Eine geringere Edelstahlproduktion dürfte sich negativ auf die Nickelnachfrage und damit den Nickelpreis auswirken. Allerdings notiert dieser bereits unter den Grenzkosten der Produktion.

Industriekreisen zufolge ist der weltweit größte Eisenerzproduzent, Vale aus Brasilien, bereit, in Verhandlungen mit asiatischen Stahlproduzenten die Quartalspreise (Oktober-Dezember) für Eisenerz um über 20% auf 130-140 USD je Tonne zu senken und somit mehr an den Kassapreis anzupassen. Dieser Schritt erfolgt, nachdem der Kassapreis für Eisenerz allein im Oktober um 31% gefallen ist. Mittlerweile hat er sich jedoch wieder auf knapp 140 USD je Tonne erholt. Die Einigung könnte als Benchmark für weitere Vertragsabschlüsse auch von anderen Eisenerzproduzenten angesehen werden.


Agrarrohstoffe

Das staatliche australische Forschungs- und Prognoseinstitut ABARES hat seine Schätzung für die Weizenernte 2011/12 in Australien um 8% auf den neuen Rekordwert von 28,3 Mio. Tonnen angehoben. Bereits die letzte Ernte hatte nach neuesten Angaben mit 27,9 Mio. Tonnen eine vorläufige Rekordmenge erbracht. Für das laufende Jahr 2011/12 wurden auch die erwarteten Exporte um über eine Mio. Tonnen auf 21,6 Mio. Tonnen angehoben. Besonders stark wurde die Ernteprognose für das Hauptanbaugebiet Westaustralien angehoben, nachdem ausgiebige Regenfälle die Ertragsaussichten verbessert haben. Diese Meldung von der Angebotsseite hat gestern ebenso auf die Weizenpreise gedrückt wie die schwächere Auslandsnachfrage nach US-Weizen.

Auf der anderen Seite behindert aber der starke Regen die derzeitige Ernte und dürfte bei einem nicht unerheblichen Teil des Weizens eine Herabstufung auf Futterniveau notwendig machen. Die Rede ist bisher von 20 - 30%. Mit einem Anstieg von 25% gegenüber dem Vorjahr dürfte auch die nächste australische Baumwollernte einen neuen Rekord von 1,1 Mio. Tonnen aufstellen. Auch hier hat die hohe Feuchtigkeit die Wasservorräte aufgefüllt, die zur Bewässerung benötigt werden, und die Anpflanzung erleichtert. Baumwolle wurde allerdings erst vor kurzem ausgesät und wird erst ab April geerntet. Insgesamt dürfte Australien seine wichtige Position auf den Weltagrarmärkten in der laufenden Saison bestätigen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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