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Syrien-Konflikt hat Märkte im Griff

28.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Etwas verzögert, aber dafür umso heftiger hat der Ölmarkt auf den drohenden Militärschlag gegen Syrien reagiert: Der Brentpreis schoss um gut 6 USD auf zwischenzeitlich 117,3 USD je Barrel nach oben, WTI verteuerte sich auf über 112 USD je Barrel. Syrien, dessen Ölförderung bereits seit 1996 schrumpft und bereits vor Ausbruch des Bürgerkriegs nur noch bei rund 370 Tsd. Barrel pro Tag lag, spielt zwar seit dem Öl-Embargo der EU im Herbst 2011 für die globale Ölversorgung kaum noch eine Rolle. Das Risiko besteht aber in der Destabilisierung der Region.

Der Iran, Verbündeter Syriens, hat ebenso wie Russland vor einem Militärschlag gewarnt. Aber auch die Assad-Gegner fürchten ein Erstarken der Extremisten. Angesichts des jüngsten Preissprungs stellt sich die Frage, wie hoch der Preis noch steigen kann. Zweifellos hängt dies von der Entwicklung der Ereignisse ab, aber zwei Fakten kann man sich in Erinnerung rufen: Erstens sind auch in den beiden Golfkriegen (1990/91 bzw. 2003) die Preise bereits vor dem US-Militäreinsatz gestiegen und mit Beginn der Militäraktion teilweise schon wieder unter Druck geraten. Zweitens liegt wie gestern erwähnt der obere Rand der für Brent geltenden Handelsspanne seit Ausbruch des Arabischen Frühlings bei 120 USD je Barrel, was somit eine deutliche Hürde darstellen dürfte.

Der eskalierende Syrien-Konflikt hat die Meldung des staatlichen libyschen Ölunternehmens NOC, dass die Produktion des Landes derzeit wahrscheinlich weniger als 200 Tsd. Barrel pro Tag beträgt, in den Hintergrund gedrängt. Vernachlässigbar ist sie aber keineswegs: Schließlich ist die libysche Ölförderung damit mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag niedriger als noch im Mai. Dennocht gilt: Angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen freien Kapazitäten am Ölmarkt ist die Gefahr eines echten Engpasses gering.


Edelmetalle

Der weiter eskalierende Syrien-Konflikt (siehe Energie) hat auch Auswirkungen auf die Edelmetallpreise. So ist Gold aufgrund der zunehmenden geopolitischen Risiken als sicherer Hafen stark gefragt und verteuert sich heute Morgen auf ein 3½-Monatshoch von über 1.430 USD je Feinunze. Im Fahrwasser von Gold zieht auch Silber mit, das mit mehr als 25 USD je Feinunze das höchste Niveau seit Mitte April erreicht. Der Preisanstieg gestern hat sich allerdings nicht in ETF-Zuflüssen widergespiegelt. Sowohl die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs als auch die der Silber-ETFs blieben nahezu unverändert. Der Großteil des Anstiegs muss daher über den Futures-Markt erfolgt sein.

Hierzu dürfte die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger Aufschluss geben, die am Freitagabend veröffentlicht wird und Daten bis einschließlich gestern enthält. Die geopolitische Unsicherheit rechtfertigt zwar die derzeit hohen Gold- und Silberpreise, allerdings hat sich mittlerweile unseres Erachtens auch Korrekturpotenzial aufgebaut. Unterdessen scheint in Südafrika ein Streik in der Goldminenindustrie immer wahrscheinlicher zu werden. Heute Morgen hat die radikale Gewerkschaft AMCU das jüngste Angebot der Goldproduzenten abgelehnt. Zuvor schon hatte die als gemäßigt geltende Gewerkschaft NUM den Unternehmen ein Ultimatum bis Samstag gestellt, auf die Lohnforderungen einzugehen.

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Industriemetalle

Die geopolitischen Risiken und die damit verbundene gestiegene Risikoaversion der Marktteilnehmer haben auch Einfluss auf die Industriemetallpreise. Angesichts der schwachen globalen Aktienmärkte können sich die Metalle jedoch relativ gut behaupten. So gibt Kupfer zum Beispiel heute Morgen nur leicht nach und handelt bei knapp 7.300 USD je Tonne. Der Nickelpreis zeigt sich ebenfalls nur moderat schwächer bei rund 14.400 USD je Tonne. Die indonesische Regierung hat heute Morgen mehrere Änderungen an ihrem umstrittenen Exportverbot für Erzmineralien, das Anfang 2014 in Kraft treten soll, vorgenommen. Angaben des Industrieministers zufolge dürfen demnach die Minenunternehmen auch weiterhin Roherze exportieren, wenn sie bereits Verarbeitungsanlagen im Land bauen.

Die Exporte unterliegen aber dennoch einer progressiven Steuer, deren Höhe vom Baufortschritt der Anlagen abhängt. Aufgrund der prekären wirtschaftlichen Situation und dem Einbruch der Indonesischen Rupiah hatte die Regierung bereits Ende letzter Woche die Exportquoten für Roherze aufgehoben. Dadurch könnte das Angebot von z.B. Nickel, Kupfer, Zinn und Bauxit auf dem Weltmarkt ausgeweitet werden. Grundsätzlich möchte Indonesien mit dem Exportstopp erreichen, dass mehr Rohmaterialen in dem südostasiatischen Land selbst verarbeitet werden. Dadurch wird der Wert der ausgeführten Güter gesteigert, was positiv zum BIP-Wachstum beitragen würde.


Agrarrohstoffe

Die Kakaopreise reagierten gestern negativ auf Meldungen über vereinzelte Regenfälle in der Elfenbeinküste. Zwar bedeuten die Regenfälle nicht das Ende der Trockenheit, doch wird ihnen zumindest eine lindernde Wirkung zugetraut. Der Mangel an Feuchtigkeit könnte sich negativ auf die im Oktober beginnende Haupternte auswirken, was die Notierungen in London und New York seit Monatsbeginn kräftig hatte steigen lassen. Wünschenswert ist derzeit dagegen eine gute Mischung aus Regenfällen und Sonnenschein, damit sich die Schoten gut entwickeln können. Kakao kostet in London nun wieder 1.628 GBP je Tonne, vor einer Woche waren es noch 1.660 GBP je Tonne. Kommt nicht bald mehr Regen nach Westafrika, woher zwei Drittel des weltweiten Kakaoangebots stammen, dürfte der Preis wieder steigen, zumal bereits jetzt ein globales Marktdefizit auch in der kommenden Saison nicht unwahrscheinlich ist.

Die Märkte für Mais und Sojabohnen schwanken derzeit zwischen der Erkenntnis, dass die US-Ernten 2013 hoch - bei Mais wohl rekordhoch - werden und der Frage, wie stark Hitze und Trockenheit im Mittleren Westen das Ergebnis noch gefährden können. Derweil gehen die US-Farmer bereits in die Anbauplanung für 2014. Nach einer Umfrage des Farm Futures Magazins soll die Weizenfläche um 2% ausgedehnt werden, ebenso die Fläche für Sojabohnen. Die Maisfläche soll dagegen um gut 3% eingeschränkt werden - angesichts der relativen Preisentwicklung in diesem Jahr keine Überraschung.




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