Ölproduktion Libyens erholt sich schneller als erwartet
07.12.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölproduktion Saudi-Arabiens betrug laut Ölminister al-Naimi im November 10 Mio. Barrel pro Tag. Trotz der wesentlich schneller als erwartet voranschreitenden Normalisierung der libyschen Ölproduktion hat Saudi-Arabien seine Förderung nicht gedrosselt. Libyen wird nach Meinung von OPEC-Generalsekretär el-Badri das volle Produktionsniveau bereits Mitte 2012 erreichen und damit sechs Monate früher als bislang erwartet. Dass der Ölpreis zuletzt dennoch nicht gefallen ist, liegt vor allem an den geopolitischen Risiken.
Laut Energiekommissar Oettinger herrscht in der EU angeblich Einigkeit über die Notwendigkeit eines Ölembargos gegen den Iran. Ob es wirklich dazu kommt, bleibt allerdings abzuwarten. Denn insbesondere die krisengeschüttelten Länder Italien, Spanien und Griechenland sind auf Öl aus dem Iran angewiesen und wären im Falle eines Embargos gezwungen, ihren Ölbedarf zu deutlich höheren Preisen anderweitig zu decken. Die anhaltenden Spekulationen über ein mögliches Ölembargo seitens der EU dürften den Ölpreis im Vorfeld des EU-Gipfels Ende der Woche dennoch stützen.
Die US-Energiebehörde EIA hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage nur marginal gesenkt und rechnet nach wie vor mit einem Nachfrageanstieg um 1,4 Mio. Barrel pro Tag im kommenden Jahr. Dieser wird aber durch ein um 1,7 Mio. Barrel pro Tag höheres Angebot mehr als ausgeglichen, wozu insbesondere eine deutlich steigende Produktion in den Nicht-OPEC-Ländern beitragen soll. Der Bedarf an OPEC-Öl soll daher laut EIA im kommenden Jahr auf 29,9 Mio. Barrel pro Tag sinken und damit niedriger sein als die derzeitige OPEC-Produktion von 30,3 Mio. Barrel. Der Ölmarkt bleibt daher gut versorgt, was für niedrigere Preise spricht.
Edelmetalle
Gold verhält sich derzeit wie eine riskante Anlage und nicht wie ein sicherer Hafen. So kommt es, dass der Goldpreis von Hoffnungen auf zufriedenstellende Ergebnisse des EU-Gipfels Ende der Woche profitiert, nachdem er gestern im Zuge der Absenkung des Ratingausblicks für mehrere Euro-Länder durch S&P unter Druck geraten war. Bemerkenswert ist zudem, dass die Bestände der Gold-ETFs gestern mit 2.358 Tonnen ein Rekordniveau erreichten. Die ETF-Anleger halten Gold somit trotz der enttäuschenden Preisentwicklung die Stange. Die Preisbewegungen werden derzeit allerdings von den Futures-Anlegern gemacht.
Während Gold in den letzten Wochen mehr oder weniger auf der Stelle trat, ist Palladium seit Ende November um 20% gestiegen. Mit 688 USD je Feinunze erreichte Palladium am Morgen den höchsten Stand seit 10 Wochen. Dabei dürfte es sich um eine Gegenbewegung zu dem übertrieben starken Preisrückgang in den vier Monaten zuvor handeln, als sich Palladium um ein Drittel verbilligte. Bemerkenswert ist, dass der jüngste Preisanstieg nicht mit entsprechenden Zuflüssen in die ETFs einherging. Die Bestände der Palladium-ETFs sind bis zuletzt sogar weiter gesunken. Dies lässt auf Shorteindeckungen als hauptsächlichen Treiber für den Preisanstieg schließen. Die Netto-Long-Positionen der nicht-kommerziellen Marktteilnehmer waren in der vergangenen Woche auf ein 2½-Jahrestief gefallen, die Short-Positionen erreichten dabei sogar den höchsten Stand seit September 2005.
Industriemetalle
Der Kupferpreis streckt sich Richtung Decke: Mit knapp 8.000 USD je Tonne notiert der Preis am oberen Rand der seit Mitte September bestehenden Handelsspanne. Der Anstieg wird vom steigenden Interesse der Marktteilnehmer begleitet, wobei die Anzahl der offenen Kupfer-Futures an der LME mit rund 300 Tsd. Kontrakten jetzt annähernd so hoch ist wie zuletzt im März, als der Kupferpreis in der Nähe von 10.000 USD je Tonne notierte. Auch scheint der seit August bestehende Abwärtstrend gebrochen. Eine wichtige Stütze sind die Angebotseinengungen infolge von Streiks. Zu den Auseinandersetzungen in Indonesien und Peru könnte laut FT ein Streik in der Los Bronces Mine in Chile hinzukommen, sollten sich die Anteilsinhaber Codelco und Anglo American nicht bald über die künftige Eigentümerstruktur einigen.
Die chilenische Kupferproduktion, die in den ersten 10 Monaten des Jahres bereits knapp 4% unter dem Vorjahr liegt, würde dadurch weiter schrumpfen. Die positiven Aussichten für den Kupferpreis unterstreicht auch eine weitere Übernahme im Sektor: Der polnische Minenriese KGHM hat gestern ein Übernahmeangebot in Höhe von rund 2,9 Mrd. CAD für den kanadischen Minenproduzenten Quadra FNX unterbreitet. Wir gehen davon aus, dass sich die Konsolidierung im Minensektor fortsetzen wird, wobei eine höhere Konzentration auf der Produzentenseite mittel- bis langfristig preisstützend wirken dürfte.
Agrarrohstoffe
Während in der laufenden Saison trotz der schlechten US-Ernte auf dem Baumwollmarkt ein deutlicher Angebotsüberschuss bestehen dürfte, wird der damit einhergehende negative Preiseffekt in der nächsten Saison produktionsdämpfend wirken. Diese Auffassung vertritt das International Cotton Advisory Committee ICAC. Die in den letzten Monaten stark gesunkenen Preise machen demnach den Anbau von Baumwolle gegenüber Alternativen wie Mais und Sojabohnen zunehmend unattraktiv, was sich nach Einschätzung des ICAC in 2012/13 in einer weltweit um 8% niedrigeren Anbaufläche niederschlagen dürfte. Dadurch rechnet das ICAC mit einem Produktionsrückgang um 6% auf 25,1 Mio. Tonnen. Nach der schlechten letzten Ernte dürfte es zwar den USA gelingen, die Produktion anzuheben, und auch in Australien und Usbekistan wird ein Plus erwartet.
Rückgänge in anderen Anbauländern dürften dies aber mehr als ausgleichen. Zudem zeigt sich das ICAC optimistisch, dass sich das makroökonomische Umfeld in einer Weise stabilisiert, um für 2012/13 nach drei Jahren weitgehend stagnierenden Verbrauchs wieder ein Nachfragewachstum erwarten zu lassen. Insgesamt dürfte laut ICAC der Markt in 2012/13 weitgehend ausgeglichen sein, ein größerer Lageraufbau wird nicht erwartet. Dies wiederum dürfte die Preise stützen. Auch die Mehrheit der spekulativen Anleger setzt noch immer auf künftige Preissteigerungen. Allerdings liegen die Netto-Long-Positionen auf einem so niedrigen Niveau wie seit gut zwei Jahren nicht.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Ölproduktion Saudi-Arabiens betrug laut Ölminister al-Naimi im November 10 Mio. Barrel pro Tag. Trotz der wesentlich schneller als erwartet voranschreitenden Normalisierung der libyschen Ölproduktion hat Saudi-Arabien seine Förderung nicht gedrosselt. Libyen wird nach Meinung von OPEC-Generalsekretär el-Badri das volle Produktionsniveau bereits Mitte 2012 erreichen und damit sechs Monate früher als bislang erwartet. Dass der Ölpreis zuletzt dennoch nicht gefallen ist, liegt vor allem an den geopolitischen Risiken.
Laut Energiekommissar Oettinger herrscht in der EU angeblich Einigkeit über die Notwendigkeit eines Ölembargos gegen den Iran. Ob es wirklich dazu kommt, bleibt allerdings abzuwarten. Denn insbesondere die krisengeschüttelten Länder Italien, Spanien und Griechenland sind auf Öl aus dem Iran angewiesen und wären im Falle eines Embargos gezwungen, ihren Ölbedarf zu deutlich höheren Preisen anderweitig zu decken. Die anhaltenden Spekulationen über ein mögliches Ölembargo seitens der EU dürften den Ölpreis im Vorfeld des EU-Gipfels Ende der Woche dennoch stützen.
Die US-Energiebehörde EIA hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage nur marginal gesenkt und rechnet nach wie vor mit einem Nachfrageanstieg um 1,4 Mio. Barrel pro Tag im kommenden Jahr. Dieser wird aber durch ein um 1,7 Mio. Barrel pro Tag höheres Angebot mehr als ausgeglichen, wozu insbesondere eine deutlich steigende Produktion in den Nicht-OPEC-Ländern beitragen soll. Der Bedarf an OPEC-Öl soll daher laut EIA im kommenden Jahr auf 29,9 Mio. Barrel pro Tag sinken und damit niedriger sein als die derzeitige OPEC-Produktion von 30,3 Mio. Barrel. Der Ölmarkt bleibt daher gut versorgt, was für niedrigere Preise spricht.
Edelmetalle
Gold verhält sich derzeit wie eine riskante Anlage und nicht wie ein sicherer Hafen. So kommt es, dass der Goldpreis von Hoffnungen auf zufriedenstellende Ergebnisse des EU-Gipfels Ende der Woche profitiert, nachdem er gestern im Zuge der Absenkung des Ratingausblicks für mehrere Euro-Länder durch S&P unter Druck geraten war. Bemerkenswert ist zudem, dass die Bestände der Gold-ETFs gestern mit 2.358 Tonnen ein Rekordniveau erreichten. Die ETF-Anleger halten Gold somit trotz der enttäuschenden Preisentwicklung die Stange. Die Preisbewegungen werden derzeit allerdings von den Futures-Anlegern gemacht.
Während Gold in den letzten Wochen mehr oder weniger auf der Stelle trat, ist Palladium seit Ende November um 20% gestiegen. Mit 688 USD je Feinunze erreichte Palladium am Morgen den höchsten Stand seit 10 Wochen. Dabei dürfte es sich um eine Gegenbewegung zu dem übertrieben starken Preisrückgang in den vier Monaten zuvor handeln, als sich Palladium um ein Drittel verbilligte. Bemerkenswert ist, dass der jüngste Preisanstieg nicht mit entsprechenden Zuflüssen in die ETFs einherging. Die Bestände der Palladium-ETFs sind bis zuletzt sogar weiter gesunken. Dies lässt auf Shorteindeckungen als hauptsächlichen Treiber für den Preisanstieg schließen. Die Netto-Long-Positionen der nicht-kommerziellen Marktteilnehmer waren in der vergangenen Woche auf ein 2½-Jahrestief gefallen, die Short-Positionen erreichten dabei sogar den höchsten Stand seit September 2005.
Industriemetalle
Der Kupferpreis streckt sich Richtung Decke: Mit knapp 8.000 USD je Tonne notiert der Preis am oberen Rand der seit Mitte September bestehenden Handelsspanne. Der Anstieg wird vom steigenden Interesse der Marktteilnehmer begleitet, wobei die Anzahl der offenen Kupfer-Futures an der LME mit rund 300 Tsd. Kontrakten jetzt annähernd so hoch ist wie zuletzt im März, als der Kupferpreis in der Nähe von 10.000 USD je Tonne notierte. Auch scheint der seit August bestehende Abwärtstrend gebrochen. Eine wichtige Stütze sind die Angebotseinengungen infolge von Streiks. Zu den Auseinandersetzungen in Indonesien und Peru könnte laut FT ein Streik in der Los Bronces Mine in Chile hinzukommen, sollten sich die Anteilsinhaber Codelco und Anglo American nicht bald über die künftige Eigentümerstruktur einigen.
Die chilenische Kupferproduktion, die in den ersten 10 Monaten des Jahres bereits knapp 4% unter dem Vorjahr liegt, würde dadurch weiter schrumpfen. Die positiven Aussichten für den Kupferpreis unterstreicht auch eine weitere Übernahme im Sektor: Der polnische Minenriese KGHM hat gestern ein Übernahmeangebot in Höhe von rund 2,9 Mrd. CAD für den kanadischen Minenproduzenten Quadra FNX unterbreitet. Wir gehen davon aus, dass sich die Konsolidierung im Minensektor fortsetzen wird, wobei eine höhere Konzentration auf der Produzentenseite mittel- bis langfristig preisstützend wirken dürfte.
Agrarrohstoffe
Während in der laufenden Saison trotz der schlechten US-Ernte auf dem Baumwollmarkt ein deutlicher Angebotsüberschuss bestehen dürfte, wird der damit einhergehende negative Preiseffekt in der nächsten Saison produktionsdämpfend wirken. Diese Auffassung vertritt das International Cotton Advisory Committee ICAC. Die in den letzten Monaten stark gesunkenen Preise machen demnach den Anbau von Baumwolle gegenüber Alternativen wie Mais und Sojabohnen zunehmend unattraktiv, was sich nach Einschätzung des ICAC in 2012/13 in einer weltweit um 8% niedrigeren Anbaufläche niederschlagen dürfte. Dadurch rechnet das ICAC mit einem Produktionsrückgang um 6% auf 25,1 Mio. Tonnen. Nach der schlechten letzten Ernte dürfte es zwar den USA gelingen, die Produktion anzuheben, und auch in Australien und Usbekistan wird ein Plus erwartet.
Rückgänge in anderen Anbauländern dürften dies aber mehr als ausgleichen. Zudem zeigt sich das ICAC optimistisch, dass sich das makroökonomische Umfeld in einer Weise stabilisiert, um für 2012/13 nach drei Jahren weitgehend stagnierenden Verbrauchs wieder ein Nachfragewachstum erwarten zu lassen. Insgesamt dürfte laut ICAC der Markt in 2012/13 weitgehend ausgeglichen sein, ein größerer Lageraufbau wird nicht erwartet. Dies wiederum dürfte die Preise stützen. Auch die Mehrheit der spekulativen Anleger setzt noch immer auf künftige Preissteigerungen. Allerdings liegen die Netto-Long-Positionen auf einem so niedrigen Niveau wie seit gut zwei Jahren nicht.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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