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Preisrallye bei Öl und Gold gerät vorerst ins Stocken

29.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Seit dem Ausbruch des "Arabischen Frühlings" Anfang 2011 haben wir in unseren Äußerungen und Preisprognosen stets auf die Angebotsrisiken im Nahen Osten und die damit verbundene "geopolitische Prämie" beim Ölpreis hingewiesen. Bei der Beurteilung eines "fairen" Preisaufschlags kann man aus unserer Sicht jedoch eigentlich nur die absehbaren Risiken berücksichtigen. Denn obgleich nur die wirklich überraschenden Entwicklungen die stärksten Preisausschläge bewirken, wie z.B. ein Krieg im Iran, Terroranschläge in Saudi-Arabien oder die völlige Sperrung der Straße von Hormus, kann man diese "schwarzen Schwäne" nicht einpreisen. Deren Folgen wären einfach so desaströs, dass sogar ein Preisanstieg auf 150 USD oder höher vorstellbar wäre.

Aktuell erscheinen jedoch diese Risiken nicht wahrscheinlicher als vor einer Woche oder einem Monat. Deshalb halten wir aktuell die Prognosen von einem Ölpreisanstieg auf 150 USD je Barrel für unbegründete Panikmache. Die aktuelle Lage gibt das einfach nicht her. Sollte es bei einem begrenzten Militärschlag des Westens gegenüber dem syrischen Regime bleiben, ist damit zu rechnen, dass die Ölpreise genauso schnell wieder sinken wie sie gestiegen sind. Zum einen spielt Syrien am Ölmarkt keine Rolle. Zum anderen gehen wir davon aus, dass der "Optimismus" der Spekulanten an den Ölbörsen in New York oder London gemessen an deren Positionierung aktuell so hoch wie nie zuvor ist.

Außerdem entspräche dies dem gängigen historischen Muster, wonach die Spannung im Vorfeld der Konflikte aufgebaut und die Preise stark steigen würden. Mit dem offenen Beginn des Krieges sind die Ölpreise dagegen kollabiert. Zieht man die jüngste Historie zum Vergleich heran, führte der Sturz von Gaddafi im September 2011 zu einem schnellen Rückgang der Brentölpreise von 115 auf 100 USD je Barrel.


Edelmetalle

Der Höhenflug bei Gold scheint vorerst gestoppt, wobei sich Gold heute Morgen wieder der Marke von 1.400 USD je Feinunze nähert und damit rund 30 USD unter seinem gestern verzeichneten 3½-Monatshoch handelt. Trotz der geopolitischen Risiken erachten offensichtlich einige Marktteilnehmer den jüngsten Preisanstieg - Gold hatte in nur zwei Monaten um bis zu 16% zugelegt - als übertrieben und haben Gewinne mitgenommen. Fast das gleiche Bild ergibt sich für Silber. Das weiße Edelmetall stieg gestern erstmals seit Mitte April kurzzeitig wieder über die Marke von 25 USD, verliert heute jedoch zeitweise knapp 3% und fällt damit auf ein Wochentief von 23,7 USD je Feinunze. Hier war der Preisanstieg mit einem Plus von fast 28% noch wesentlich stärker ausgeprägt als bei Gold.

Während in US-Dollar gemessen Gold rund ein Viertel weniger als vor zwei Jahren kostet, stieg der Goldpreis in Indien gestern auf ein Allzeithoch von rund 99.000 INR je Feinunze. Bislang zeigten die Maßnahmen der Regierung zur Stützung der Rupie keine Wirkung. Ganz im Gegenteil hat die Währung allein im August rund 13% ggü. dem USD verloren und fiel gestern zeitweise auf ein Allzeittief von über 69 INR/USD. Auch angesichts mangelnder Investment-Alternativen - denn die Anleihen- und Aktienkurse befanden sich zuletzt im freien Fall - ist es fraglich, ob die Maßnahmen zur Eindämmung der Goldimporte diese wirklich stoppen. Medienberichten zufolge blüht stattdessen der Goldschmuggel auf.

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Industriemetalle

Die Metallpreise sind im Sog der fallenden Aktienmärkte, der zunehmenden geopolitischen Risiken und eines festeren US-Dollar unter Druck gekommen. Wir halten die Preisschwäche fundamental für wenig nachvollziehbar und sehen eher einen Nachholbedarf gegenüber anderen Konjunkturindikatoren wie z.B. Aktien.

Vor allem die aktuelle Erholung der chinesischen Wirtschaft dürfte zum Preisanstieg beitragen. Das Wirtschaftsministerium Chinas hat gestern bekannt gegeben, Kupfer und einige andere Rohstoffe und Stahlprodukte zukünftig vom System der Importlizenzen ab 1. September auszunehmen. Dies könnte zu höheren Kupferimporten in China führen, die den LME-Preis unterstützen würden. Dies dürfte den Rückgang der chinesischen CIF-Importprämien beschleunigen, nachdem sie zuletzt ein extrem hohes Niveau von rund 200 USD erreichten und zuletzt auf 160-180 USD je Tonne fielen.

Außer der Nachfrage dürften mögliche streikbedingte Produktionsunterbrechungen bei Kupfer verstärkt in den Fokus rücken. Zum einen stimmen die Arbeiter auf der größten Kupfermine der Welt, Escondida, demnächst über das Angebot des Minenbetreibers BHP ab. Die Gewerkschaften auf einer anderen Mine in Chile, Salvador, haben ein Angebot des Minenbetreibers Codelco ausgeschlagen. Außerdem scheinen die seit Juni laufenden Tarifverhandlungen auf der zweitgrößten Kupfermine der Welt, Grasberg in Indonesien, festgefahren. Damit könnten wegen Streiks die Minen ausfallen, die im Vorjahr mehr als 11% der Weltminenproduktion stellten.


Agrarrohstoffe

Die Notierungen für Baumwolle finden derzeit angesichts der üppigen Versorgungssituation nicht den Weg zurück über die Marke von 85 US-Cents je Pfund. Damit liegen die Preise wieder unter dem Niveau, von dem aus sie zwischen Anfang August und dem Absturz von letzter Woche um 10% gestiegen waren. Regenmangel hat zwar bereits in wichtigen US-Anbaugebieten zu Entwicklungsverzögerungen und der Aufgabe von Feldern geführt.

Dennoch bescheinigt das US-Landwirtschaftsministerium derzeit 47% der Pflanzen einen guten oder sehr guten Zustand. Das sind ein Prozentpunkt mehr als in der Vorwoche und 4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Positionierungsdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC dürften einen deutlichen Rückgang der Netto-Long-Positionen spekulativer Anleger zeigen, nachdem für die Woche zum 20. August ein Ausbau auf Rekordniveau gemeldet worden war.

Die brasilianische Zuckerindustrievereinigung UNICA meldet, dass in der ersten Augusthälfte ein höherer Anteil des verarbeiteten Zuckerrohrs der Produktion von Zucker zugeführt wurde als in den Vorwochen. Die Verarbeiter reagieren damit auf die Schwäche der Landeswährung Real, die einen Anreiz zu vermehrten Zuckerexporten gibt. Dies übt Druck auf die Preise aus. Kumuliert seit Beginn der Verarbeitungssaison im April ist allerdings die Ethanolproduktion gegenüber dem Vorjahr mit 33% sehr viel stärker gestiegen als die Zuckerproduktion mit 9%.




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