Wir erlebten gestern ein etwas enttäuschenden Auftritt von EZB-Präsident Mario Draghi, zumindest wenn man erwartet hatte, dass Draghi die "Big Bazooka" herausholen würde - wovon viele Marktteilnehmer ausgegangen sind.
Anstelle für den Ankauf von Staatsanleihen ihr Mandat zu verletzten, entschloss sich die EZB aber dazu, diese Entscheidung einfach an den Ursprungsunkt dieses Mandats abgeben. Die Zentralbank ließ sich also alle Optionen offen und gab die Verantwortung an das heutige Treffen der EU-Politiker weiter.
Das heißt allerdings nicht, dass die EZB untätig gewesen wäre. Im Gegenteil: Der Leitzins wurde auf 1% gesenkt - ein historischer Tiefststand für die Gemeinschaftswährung - was dazu führt, dass nun alle bedeutenden Währungen der Welt negative Realzinsen produzieren, wie dieser interaktive Chart zeigt.
Die Märkte reagierten gereizt auf die EZB-Entscheidung: Der Euro-Wechselkurs, europäische Aktienindizes und Öl der Marke Brent brachen ein; Risikoprämien auf europäische Staatsanleihen stiegen. Sogar Gold fiel von rund 1.750 $ zu Beginn der Draghi-Rede bis auf 1.710 $ bei Handelsschluss, wenngleich der Goldpreis in Euro nahe der 1.300 € Marke verblieb.
Dies bringt uns nun zu einem erneuten Hop-oder-Top, 5-vor-12, alles entscheidenden Treffen der EU Politiker, auf dem der Euro - und wenn man einigen angesehenen Schwarzsehern glauben schenken mag, sogar die Zivilisation an sich - gerettet werden soll.
Bis jetzt scheint es noch keine Ergebnisse in den Hauptpunkten: Eurobonds, EFS/ESM oder anderen Rettungsmechanismen zu geben. Es scheint sogar so, als würden die Regierungschefs die Verantwortung gern wieder an die EZB zurückgeben wollen. "Wenn man einen großen Hammer hat, dann sieht plötzlich alles wie ein Nagel aus." Die EZB hat eine große elektronische Druckerpresse.
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Wir erlebten gestern ein etwas enttäuschenden Auftritt von EZB-Präsident Mario Draghi, zumindest wenn man erwartet hatte, dass Draghi die "Big Bazooka" herausholen würde - wovon viele Marktteilnehmer ausgegangen sind.