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Bessere Konjunkturaussichten hellen die Stimmung auf

03.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten sich im gestrigen Handel nach dem schwachen Wochenstart wieder erholen. Brent-Öl legte um 2 USD zu und notiert heute Morgen bei gut 114 USD je Barrel; WTI-Öl verteuert sich dagegen nur leicht auf knapp 107 USD je Barrel. Damit hat sich der Preisabstand zwischen den beiden Ölsorten binnen der letzten sechs Wochen wieder auf gut 7 USD je Barrel ausgeweitet, nachdem sich Mitte Juli die Preise fast angeglichen hatten (Grafik des Tages).

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Wir hatten damals bereits davor gewarnt, dass die Preiseinengung nicht gerechtfertigt war, weil sich die Arbitragekosten nicht mehr decken ließen. Schließlich erfolgt noch ein großer Teil des Öltransports aus dem Mitteren Westen hin zum Raffineriezentrum an der Golf-Küste per Schiene. In den letzten Wochen kam hinzu, dass sich vor allem am europäischen Markt die Angebotslage aufgrund der Produktionsausfälle in der Nordsee und in Libyen spürbar angespannt hat und der Brent-Preis entsprechend anzog. Aber auch der drohende Militärschlag der USA gegen Syrien lässt vor allem die Risikoprämie für Brent-Öl steigen.

Entsprechend haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen an der ICE deutlich ausgeweitet: Sie kletterten um weitere gut 20 Tsd. Kontrakte auf ein neues Rekordhoch seit Erhebung der Datenreihe Anfang 2011. Die spekulativen Finanzanleger an der Nymex dagegen stockten ihre Positionen wie gestern berichtet kaum auf. Schließlich signalisieren die hohen US-Rohöllagerbestände eine weiterhin entspannte Angebotssituation.


Edelmetalle

Noch kann sich der Goldpreis trotz der besseren Konjunkturdaten und dem festeren US-Dollar recht gut halten. Unterstützung erhält Gold sowohl von den anhaltenden geopolitischen Risiken als auch von Anlegern, die zuletzt ihre Wetten auf steigende Preise stark ausgeweitet hatten. Auch dürften zumindest psychologisch die bevorstehenden Streiks in der Goldminenindustrie Südafrikas unterstützen, die die größte Gewerkschaft der Minenarbeiter für heute angekündigt hat.

Jedoch sehen wir das kurzfristige Potenzial bei Gold derzeit als ausgereizt an. Zum einen scheinen sich die physischen Goldkäufer, die nach dem Preiseinbruch im Frühjahr ihre Käufe massiv ausgeweitet hatten, opportunistisch und sehr preissensibel zu verhalten. Denn sie haben sich angesichts des jüngsten Preisanstiegs anscheinend wieder zurückgezogen.

Wir haben gestern berichtet, dass die US-Goldmünzenabsätze im August auf ein 6-Jahrestief eingebrochen sind. Nun gibt auch die Istanbuler Goldbörse bekannt, dass die türkischen Goldimporte im August auf lediglich 13,7 Tonnen gefallen sind, den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn. Berücksichtigt man die optimistische Einstellung der Anleger und die Tatsache, dass sich der Goldpreis schwer tut, die psychologisch wichtige Marke von 1.400 USD nachhaltig zu überwinden, kann es bereits kurzfristig zu Gewinnmitnahmen kommen. Außerdem sorgen die besseren Konjunkturdaten für eine geringere Risikoaversion.

Nachdem am Sonntag der Einkaufsmanagerindex PMI in China für August besser als erwartet ausfiel, stieg gestern auch der Eurozone PMI im August auf 51,4, den höchsten Wert seit Juni 2011. Heute steht der US-Index ISM zur Veröffentlichung an, wobei eine positive Überraschung hier die Goldpreise belasten dürfte.


Industriemetalle

Nickel war gestern das einzige Industriemetall, das nachgab. Auch heute Morgen fällt der Preis moderat weiter. Mit unter 13.700 USD je Tonne wird dabei ein 4-Wochentief verzeichnet. Mitte August handelte Nickel noch bei 15.000 USD je Tonne. Der größte chinesische Edelstahlhersteller, Taiyuan Iron & Steel Group Co., schätzt, dass die Produktion von sog. Nickelroheisen (Nickel Pig Iron, NPI) in China in diesem Jahr auf 400 Tsd. Tonnen steigen könnte. Das staatliche Research-Institut Antaike zeigt sich sogar noch optimistischer und erwartet eine Produktionsrate von 450 Tsd. Tonnen im laufenden Jahr, nach 330 Tsd. Tonnen im letzten Jahr.

Offensichtlich sind die chinesischen NPI-Produzenten auch bei den niedrigen Nickelpreisen profitabel. Die Prozessverbesserungen und Effizienzsteigerungen, die im Laufe des Jahres implementiert wurden, zeigen anscheinend Wirkung. Da NPI ausschließlich in China verwendet wird, sinkt entsprechend Chinas Bedarf an Nickelraffinade. Damit steht mehr Nickel, das überwiegend in der Edelstahlproduktion verwendet wird, dem Weltmarkt zur Verfügung.

Gemäß Aussagen des Verbands der chinesischen Spezialstahlhersteller hat China im ersten Halbjahr 8,82 Mio. Tonnen Edelstahl produziert. Im Gesamtjahr könnten es laut Antaike 19 Mio. Tonnen werden. Damit würde China die Hälfte der weltweiten Edelstahlproduktion ausmachen. Die robuste Edelstahlproduktion kann unseres Erachtens jedoch das hohe Nickelangebot nicht vollständig absorbieren.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis ist inzwischen erneut auf dem Weg nach oben. Der Preis im Novemberkontrakt liegt nun mit 1.391 US-Cents je Scheffel auf Jahreshoch. Denn die aktuellen Wettervorhersagen lassen auch für die nächste Zeit Hitze und Trockenheit im Mittleren Westen der USA erwarten, durch die die in ihrer Entwicklung verzögerten Pflanzen Schaden nehmen könnten. Vereinzelte Regenfälle über das Wochenende dürften dann nur sehr begrenzte Entlastung gebracht haben.

Bereits letzte Woche hatte das US-Landwirtschaftsministerium USDA den Anteil der in ihrem Zustand als gut oder sehr gut bezeichneten Sojabohnenpflanzen um 4 Prozentpunkte auf 58% reduziert. Diese Tendenz könnte sich im heute erscheinenden neuen Bericht fortsetzen. Die zu trockene Witterung der letzten Wochen hat den Internationalen Getreiderat IGC veranlasst, seine Prognose für die US-Produktion an Sojabohnen um 4,5 Mio. Tonnen auf 88,6 Mio. Tonnen zu reduzieren. Dieser Schritt vollzieht die Prognoseänderung durch das USDA nach und kommt nicht überraschend.

Weltweit erwartet der IGC für 2013/14 noch immer einen moderaten Überschuss von 6 Mio. Tonnen am Sojabohnenmarkt. Derzeit scheinen sich die Marktteilnehmer auf eine Situation einzustellen, in der bei einer niedrigeren US-Sojabohnenmenge das Warten auf eine sehr hoch angenommene südamerikanische Ernte lang werden könnte. In Südamerika steht erst noch die Aussaat bevor.




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