Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Chinas Kupferimporte auf 20-Monatshoch

12.12.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Unbeirrt der Wachstumssorgen und der Nachfrageschwäche in den Industriestaaten bleibt die Ölnachfrage Chinas weiterhin sehr robust. Die chinesischen Rohölimporte sind im November um 9,1% im Monatsvergleich auf 22,69 Mio. Tonnen gestiegen. Damit hat China im November 5,51 Mio. Barrel täglich importiert, 13% mehr als im Oktober und 11% als im November 2010. Überhaupt wurde nur im September 2010 mehr Rohöl nach China importiert, wobei der damalige Rekordwert wegen der vorgezogenen Oktober-Nachfrage zustande kam (Grafik des Tages).

Open in new window


Offensichtlich bleibt im Vorfeld der Heizsaison und wegen einer nach wie vor hohen Wirtschaftsaktivität die Dieselnachfrage sehr hoch und seine Verfügbarkeit eher gering. Zwar haben die Ölraffinerien in China im November rekordhohe 9,25 Mio. Barrel Rohöl täglich verarbeitet. Aber einige Privatunternehmen haben nach der Senkung der Einzelhandelspreise für Kraftstoffe im Oktober ihre Dieselproduktion gedrosselt. Im Vorfeld der OPEC-Sitzung diese Woche in Wien haben sich nun auch die "Falken" zu Wort gemeldet: Der Iran hat sich für eine Senkung der OPEC-Produktion ausgesprochen. Wir halten dies für wenig wahrscheinlich, gehen gleichzeitig davon aus, dass sich die OPEC diesmal auf eine gemeinsame Lösung einigen wird.

Eine höhere Eigenproduktion, weitere massive Short-Überhänge der Spekulanten und milde Temperaturen in den USA haben den US-Gaspreis an der NYMEX mit 3,25 USD je MMBtu auf den niedrigsten Stand seit September 2009 gedrückt. Überhaupt war der US-Gaspreis im 4. Quartal zuletzt 2001 so tief wie jetzt. Laut dem US-Wetterdienst dürfte die Gasnachfrage zu Heizzwecken diese Woche 14,6% unter dem Durchschnitt liegen. Auch bleiben die Netto-Short-Positionen der Großanleger mit 124 Tsd. Kontrakten sehr hoch. Zwar sind wir langfristig davon überzeugt, dass die US-Gaspreise anziehen dürften. Kurzfristig überwiegt jedoch noch Skepsis.


Edelmetalle

Gold verliert heute Morgen rund 1,5% und rutscht wieder unter die Marke von 1.700 USD je Feinunze. Mit 1.680 USD wird der tiefste Stand seit zwei Wochen verzeichnet. Damit wird erneut deutlich, dass sich Gold weiterhin mehr wie eine riskante Anlage als wie ein "sicherer Hafen" verhält, denn die Rohstoffe und Aktienmärkte stehen ebenfalls unter Druck. Zudem belastet ein stärkerer US-Dollar, nachdem der EU-Gipfel in Brüssel nicht die im Vorfeld versprochenen Ergebnisse geliefert hat. Zwar hat man sich auf eine Fiskalunion geeinigt, dies kann allerdings nur als guter Wille interpretiert werden, die Staatsfinanzen zu stabilisieren.

Und auch hinter der geplanten Bereitstellung von 200 Mrd. EUR für den IWF, mit der dieser dann die Krise mittels Hilfsprogrammen lösen soll, stehen viele Fragezeichen. Die Staatsschuldenkrise ist damit weiterhin nicht nachhaltig gelöst, wovon Gold mittel- bis langfristig eigentlich profitieren sollte. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Wetten auf steigende Preise in der Woche zum 6. Dezember moderat auf 137,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Sie bleiben damit aber weiterhin auf einem relativ niedrigen Niveau, was den Goldpreis unterstützen könnte, sollten die Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen wieder stärker ausbauen.


Industriemetalle

China hat die günstigen Preise weiter genutzt und im November gemäß Daten der chinesischen Zollbehörde 452 Tsd. Tonnen Kupfer und Kupferprodukte importiert. Dies waren 18% mehr als im Vormonat und fast 29% mehr als im Vorjahr. Die Importe stiegen damit den sechsten Monat in Folge und erreichten den höchsten Wert seit 20 Monaten. Da es auch im November noch attraktive Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai gab, dürften die Kupfereinfuhren im Dezember ebenfalls ein hohes Niveau erreichen.

Die Importe sind notwendig, um die inländische Versorgungslücke zu schließen. Denn die Kupferproduktion ist im November gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros auf ein 5-Monatstief von 448 Tsd. Tonnen gefallen. Gleichzeitig wurden die Vorräte in den Lagerhäusern der SHFE deutlich abgebaut, was für eine hohe reale Nachfrage in China spricht. Die Kupferbestände fielen Anfang Dezember auf den tiefsten Stand seit 28 Monaten. Der in der letzten Woche zu beobachtende Lageranstieg auf knapp 73 Tsd. Tonnen dürfte u.E. noch keine Wende im aktuellen Trend darstellen.

Wie zu vermuten war, haben die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 6. Dezember ihre Netto-Short-Positionen auf 2,7 Tsd. Kontrakte deutlich reduziert. Sie haben damit wesentlich zum Anstieg des Kupferpreises in der Beobachtungsperiode beigetragen. Dass Kupfer zum Wochenauftakt dennoch auf ein 1½-Wochentief fällt, dürfte am festen US-Dollar und an schwachen chinesischen Aktienmärkten liegen. Mittel- bis langfristig sehen wir für das rote Metall jedoch deutliches Aufwärtspotenzial.


Agrarrohstoffe

Nachdem das US-Landwirtschaftsministerium USDA am Freitag seine neuen Prognosen zum weltweiten Angebot und Verbrauch wichtiger Agrargüter vorgelegt hat, setzte der Weizenpreis seinen Abwärtstrend der Vortage fort. Mit knapp 6 USD je Scheffel markiert er den tiefsten Stand seit Sommer 2010. Das USDA hatte die Weizenernte 2011/12 vor allem in Australien, aber auch in Argentinien und Kanada so stark angehoben, dass die weltweite Ernte mit 689 Mio. Tonnen nun doch den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2009/10 brechen soll. Gemeinsam mit der Aufwärtsrevision der Anfangsbestände an Weizen lässt dies nun die zu erwarteten Lagerbestände zum Saisonende auf das höchste Niveau seit über 10 Jahren steigen. Diese Meldungen sind Wasser auf die Mühlen der Short-Anleger. Die in den beiden Vorwochen, zuletzt in den CFTC-Daten für die Woche zum 6. Dezember, gesehene Reduzierung der Netto-Short-Positionen der spekulativen Finanzanleger könnte davon gebremst oder gestoppt werden.

Der Abbau der Netto-Long-Positionen bei Mais setzte sich auch zuletzt fort. Die Skepsis dürfte angesichts der jüngsten USDA-Prognosen eher steigen. Die drastische Aufwärtsrevision der weltweiten Maisproduktion geht fast vollständig auf China zurück, wo vor kurzem eine Rekordernte von 192 Mio. Tonnen gemeldet wurde. Der Importbedarf, der in den letzten Monaten immer wieder die Preisfantasie beflügelt hatte, dürfte dadurch niedriger ausfallen.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

Open in new window


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"