Schlechte Stimmung belastet weiter
13.12.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Die Enttäuschung über die Ergebnisse des EU-Gipfels und die zunehmenden Konjunktursorgen belasten weiterhin die Ölmärkte. Brentöl verbilligt sich verglichen mit gestern Morgen um einen weiteren US-Dollar auf 107,5 USD je Barrel, WTI auf 97,5 USD. Die heute zur Veröffentlichung anstehenden Monatsberichte von der OPEC und der Internationalen Energieagentur (IEA) dürften die Stimmung kaum heben. Denn die Nachfrageprognosen für das nächste Jahr sollten eher weiter nach unten revidiert werden, wobei sich allerdings die OPEC mit einem bislang erwarteten Anstieg der Ölnachfrage um 1,2 Mio. Barrel pro Tag ohnehin am unteren Ende des Prognosespektrums bewegt.
Außerdem berichtet die IEA über die Vorratssituation in den OECD-Ländern, die zeigen wird, ob sich diese im Oktober in den Industrieländern etwas entspannt hat. Die Lagerbestände lagen im September den dritten Monat in Folge unter dem 5-Jahresdurchschnitt. Vor allem bei den Mitteldestillaten hatte sich das Angebot verknappt. Über den aktuellen Rand berichtet dann auch am Abend nach Handelsschluss das American Petroleum Institute, das seine wöchentliche Lagerstatistik zum US-Ölmarkt vorlegt.
Die Prognosen der OPEC sind maßgeblich für die morgige Sitzung der Kartellmitglieder. Jüngsten Aussagen der Delegierten zufolge dürften die Quoten wohl beibehalten werden, doch bleibt spannend, ob sich die Kartellmitglieder zu einer gemeinsamen Kommunikation durchringen werden, dass man "offiziell" über Quote produziert.
Edelmetalle
Gold gerät einmal mehr in den Abwärtssog der Rohstoff- und Aktienmärkte und handelt heute Morgen auf einem 7-Wochentief von 1.650 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall verlor gestern in der Spitze sogar mehr als 3% bzw. knapp 60 USD. Die Gold-ETFs verzeichneten aber keine nennenswerten Abflüsse, so dass der Abverkauf weitgehend im Futures-Markt erfolgt sein muss. Ein Teil des Preisrückgangs ist auf den sehr festen US-Dollar zurückzuführen, wie ein Blick auf Gold in Euro gerechnet zeigt, das sich etwas besser halten kann. Zum Großteil ist der Preisrutsch jedoch der schlechten Stimmung der Marktteilnehmer - u.a. bedingt durch die enttäuschenden Ergebnisse des EU-Gipfels - geschuldet.
Wie von uns in den letzten Wochen bereits mehrfach erwähnt, bewegt sich Gold somit weiter im Einklang mit den riskanten Anlageklassen und zeichnet sich aktuell nicht durch seinen Status als "sicherer Hafen" aus. Dies wird auch durch einen Blick auf die Korrelationen von Gold zu Rohstoffen und Aktien deutlich (Grafik des Tages). Diese nähern sich ihren historischen Höchstwerten. Solange die Stimmung weiter schlecht und die Finanzmärkte unter Druck bleiben, dürfte es auch Gold schwer haben, seinen Aufwärtstrend wieder aufzunehmen. Wir schließen daher einen weiteren Rückgang des Goldpreises kurzfristig nicht aus. Mittel- bis langfristig sind wir von Gold als wertstabiler Anlage aber weiterhin überzeugt und gehen von höheren Preisen aus.
Industriemetalle
Die Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der LME sind gestern um mehr als 126 Tsd. Tonnen auf ein Rekordhoch von 4,72 Mio. Tonnen gestiegen. Die hohen Zuwachsraten wurden dabei ausschließlich im holländischen Hafen von Vlissingen verzeichnet. Die dortigen Lagerhäuser werden von Pacorini Metals betrieben, die im letzten Jahr von Glencore, dem größten Rohstoffhändler der Welt, übernommen wurden. Nach Detroit in den USA ist Vlissingen der weltweit zweitgrößte Lagerplatz für LME-Aluminium. Dort sind aktuell rund 19% der gesamten LME-Aluminiumvorräte erfasst.
Die gestern hinzu gekommene Menge ist offensichtlich noch Teil einer früheren Lieferung von über 1 Mio. Tonnen, die bislang außerhalb des LME-Lagersystems gehalten und nun erst offiziell erfasst wurde. Bereits im Juli und August kam es aus demselben Grund in Vlissingen schon zu einem massiven Lageraufbau. Die aktuelle Entwicklung sollte daher nicht überbewertet werden. Denn in Japan zum Beispiel, dem weltweit drittgrößten Aluminiumverbraucher, fallen gleichzeitig die Lagerbestände. Wie das Handelshaus Marubeni berichtet, sind die Vorräte im November auf ein 4-Monatstief von 221,5 Tsd. Tonnen gesunken.
Darüber hinaus erwartet Marubeni, dass der Angebotsüberschuss am globalen Primärmarkt für Aluminium im nächsten Jahr von 741 Tsd. auf 650 Tsd. Tonnen abgebaut wird. Mittel- bis langfristig bleiben wir für Aluminium positiv gestimmt.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Sojabohnen reagierte am Montag mit einem leichten Anstieg auf Nachrichten, wonach ein Wiederaufkommen zu trockener und heißer Witterung in Südamerika die Ertragsaussichten gefährden könnte. Bisher wird erwartet, dass Brasilien im laufenden Jahr 2011/12 erstmals die USA als größten Lieferanten auf dem Weltmarkt ablösen wird. Fällt die Ernte geringer aus, dürfte stärker auf US-Ware zurückgegriffen werden. Diese Meldung überwog den negativen Einfluss des Marktumfelds.
Am Freitag war der Preis auf nur noch wenig über 1.100 US-Cents je Scheffel und damit ein 14-Monatstief gefallen. Hierzu hatte das USDA beigetragen, das in seinen jüngsten Prognosen - wenn auch nur geringfügig - die weltweite Produktion in 2011/12 angehoben und die Nachfrage gesenkt sowie die US-Bestände höher angesetzt hatte. Zudem hatte der chinesische Zoll gemeldet, dass die Sojabohnenimporte des Landes in den ersten 11 Monaten des Jahres 2011 um 4,4% unter denen des Vorjahreszeitraums lagen. Im November allerdings wurde ein Anstieg um 50% gegenüber dem Vormonat auf ein 17-Monatshoch von 5,7 Mio. Tonnen verzeichnet.
Das US Soybean Export Council zeigt sich optimistisch, dass die chinesischen Importe in den nächsten Jahren einen durchschnittlichen Anstieg von 3 bis 4 Mio. Tonnen verzeichnen werden, um die wachsende Nachfrage zu Futterzwecken bedienen zu können. Eine hohe chinesische Nachfrage ist auch eine Schlüsselgröße bei unserer Erwartung steigender Sojabohnenpreise in 2012.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die Enttäuschung über die Ergebnisse des EU-Gipfels und die zunehmenden Konjunktursorgen belasten weiterhin die Ölmärkte. Brentöl verbilligt sich verglichen mit gestern Morgen um einen weiteren US-Dollar auf 107,5 USD je Barrel, WTI auf 97,5 USD. Die heute zur Veröffentlichung anstehenden Monatsberichte von der OPEC und der Internationalen Energieagentur (IEA) dürften die Stimmung kaum heben. Denn die Nachfrageprognosen für das nächste Jahr sollten eher weiter nach unten revidiert werden, wobei sich allerdings die OPEC mit einem bislang erwarteten Anstieg der Ölnachfrage um 1,2 Mio. Barrel pro Tag ohnehin am unteren Ende des Prognosespektrums bewegt.
Außerdem berichtet die IEA über die Vorratssituation in den OECD-Ländern, die zeigen wird, ob sich diese im Oktober in den Industrieländern etwas entspannt hat. Die Lagerbestände lagen im September den dritten Monat in Folge unter dem 5-Jahresdurchschnitt. Vor allem bei den Mitteldestillaten hatte sich das Angebot verknappt. Über den aktuellen Rand berichtet dann auch am Abend nach Handelsschluss das American Petroleum Institute, das seine wöchentliche Lagerstatistik zum US-Ölmarkt vorlegt.
Die Prognosen der OPEC sind maßgeblich für die morgige Sitzung der Kartellmitglieder. Jüngsten Aussagen der Delegierten zufolge dürften die Quoten wohl beibehalten werden, doch bleibt spannend, ob sich die Kartellmitglieder zu einer gemeinsamen Kommunikation durchringen werden, dass man "offiziell" über Quote produziert.
Edelmetalle
Gold gerät einmal mehr in den Abwärtssog der Rohstoff- und Aktienmärkte und handelt heute Morgen auf einem 7-Wochentief von 1.650 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall verlor gestern in der Spitze sogar mehr als 3% bzw. knapp 60 USD. Die Gold-ETFs verzeichneten aber keine nennenswerten Abflüsse, so dass der Abverkauf weitgehend im Futures-Markt erfolgt sein muss. Ein Teil des Preisrückgangs ist auf den sehr festen US-Dollar zurückzuführen, wie ein Blick auf Gold in Euro gerechnet zeigt, das sich etwas besser halten kann. Zum Großteil ist der Preisrutsch jedoch der schlechten Stimmung der Marktteilnehmer - u.a. bedingt durch die enttäuschenden Ergebnisse des EU-Gipfels - geschuldet.
Wie von uns in den letzten Wochen bereits mehrfach erwähnt, bewegt sich Gold somit weiter im Einklang mit den riskanten Anlageklassen und zeichnet sich aktuell nicht durch seinen Status als "sicherer Hafen" aus. Dies wird auch durch einen Blick auf die Korrelationen von Gold zu Rohstoffen und Aktien deutlich (Grafik des Tages). Diese nähern sich ihren historischen Höchstwerten. Solange die Stimmung weiter schlecht und die Finanzmärkte unter Druck bleiben, dürfte es auch Gold schwer haben, seinen Aufwärtstrend wieder aufzunehmen. Wir schließen daher einen weiteren Rückgang des Goldpreises kurzfristig nicht aus. Mittel- bis langfristig sind wir von Gold als wertstabiler Anlage aber weiterhin überzeugt und gehen von höheren Preisen aus.
Industriemetalle
Die Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der LME sind gestern um mehr als 126 Tsd. Tonnen auf ein Rekordhoch von 4,72 Mio. Tonnen gestiegen. Die hohen Zuwachsraten wurden dabei ausschließlich im holländischen Hafen von Vlissingen verzeichnet. Die dortigen Lagerhäuser werden von Pacorini Metals betrieben, die im letzten Jahr von Glencore, dem größten Rohstoffhändler der Welt, übernommen wurden. Nach Detroit in den USA ist Vlissingen der weltweit zweitgrößte Lagerplatz für LME-Aluminium. Dort sind aktuell rund 19% der gesamten LME-Aluminiumvorräte erfasst.
Die gestern hinzu gekommene Menge ist offensichtlich noch Teil einer früheren Lieferung von über 1 Mio. Tonnen, die bislang außerhalb des LME-Lagersystems gehalten und nun erst offiziell erfasst wurde. Bereits im Juli und August kam es aus demselben Grund in Vlissingen schon zu einem massiven Lageraufbau. Die aktuelle Entwicklung sollte daher nicht überbewertet werden. Denn in Japan zum Beispiel, dem weltweit drittgrößten Aluminiumverbraucher, fallen gleichzeitig die Lagerbestände. Wie das Handelshaus Marubeni berichtet, sind die Vorräte im November auf ein 4-Monatstief von 221,5 Tsd. Tonnen gesunken.
Darüber hinaus erwartet Marubeni, dass der Angebotsüberschuss am globalen Primärmarkt für Aluminium im nächsten Jahr von 741 Tsd. auf 650 Tsd. Tonnen abgebaut wird. Mittel- bis langfristig bleiben wir für Aluminium positiv gestimmt.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Sojabohnen reagierte am Montag mit einem leichten Anstieg auf Nachrichten, wonach ein Wiederaufkommen zu trockener und heißer Witterung in Südamerika die Ertragsaussichten gefährden könnte. Bisher wird erwartet, dass Brasilien im laufenden Jahr 2011/12 erstmals die USA als größten Lieferanten auf dem Weltmarkt ablösen wird. Fällt die Ernte geringer aus, dürfte stärker auf US-Ware zurückgegriffen werden. Diese Meldung überwog den negativen Einfluss des Marktumfelds.
Am Freitag war der Preis auf nur noch wenig über 1.100 US-Cents je Scheffel und damit ein 14-Monatstief gefallen. Hierzu hatte das USDA beigetragen, das in seinen jüngsten Prognosen - wenn auch nur geringfügig - die weltweite Produktion in 2011/12 angehoben und die Nachfrage gesenkt sowie die US-Bestände höher angesetzt hatte. Zudem hatte der chinesische Zoll gemeldet, dass die Sojabohnenimporte des Landes in den ersten 11 Monaten des Jahres 2011 um 4,4% unter denen des Vorjahreszeitraums lagen. Im November allerdings wurde ein Anstieg um 50% gegenüber dem Vormonat auf ein 17-Monatshoch von 5,7 Mio. Tonnen verzeichnet.
Das US Soybean Export Council zeigt sich optimistisch, dass die chinesischen Importe in den nächsten Jahren einen durchschnittlichen Anstieg von 3 bis 4 Mio. Tonnen verzeichnen werden, um die wachsende Nachfrage zu Futterzwecken bedienen zu können. Eine hohe chinesische Nachfrage ist auch eine Schlüsselgröße bei unserer Erwartung steigender Sojabohnenpreise in 2012.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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