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Politische Börsen haben kurze Beine

04.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Mitterweile hat Brentöl die Verluste vom Wochenauftakt mehr als wettgemacht und notiert wieder bei knapp 116 USD je Barrel. Auch wenn der Einkaufsmanagerindex in den USA gestern und die Unternehmensstimmung in China vorgestern positiv überraschen konnten und damit Hoffnungen auf eine stärkere Belebung der Ölnachfrage in der zweiten Jahreshälfte wecken, sind es weiterhin vor allem die Angebotssorgen, welche die Preise steigen lassen.

Erst trieb die Meldung über einen Raketentest der Israelis die Öpeise nach oben, am späten Nachmittag sprachen sich sowohl die ranghöchsten Republikaner im US-Repräsentantenhaus als auch der außenpolitische Ausschuss des Senats für einen begrenzten Militärschlag aus, so dass eine US-Militärintervention immer wahrscheinlicher wird. Preistreibend sind aber auch Nachrichten aus Libyen.

Laut dem Nationalen Ölunternehmen NOC kontrolliert die Regierung weiterhin nur zwei kleinere Ölhäfen und die tägliche Förderung sei auf schätzungsweise 160 Tsd. Barrel gefallen. Problematisch ist dies im übrigen nicht nur kurzfristig, weil das überwiegend an europäische Länder fließende libysche Öl schwefelarm und leicht ist und damit nur begrenzt durch das schwere saudische Öl zu ersetzen ist. Auch die längerfristigen Perspektiven können sich eintrüben, als dass die angespannte politische Lage internationale Ölkonzerne abschreckt, sich langfristig zu engagieren.

Die wöchentliche US-Lagerbestandsentwicklung, die signalisiert, wie sich die Nachfrage/Angebotssituation am aktuellen Rand entwickelt hat, wird in dieser Woche mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht.


Edelmetalle

Nachdem die Einkaufsmanagerindizes in China und Europa überraschend gut ausgefallen sind, hat gestern auch der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA stark positiv überrascht. Dies hat Ängste vor einer baldigen Rückführung der Fed-Anleihekäufe in den USA geschürt und dem US-Dollar zu Stärke verholfen.

Diese beiden Faktoren sollten eigentlich den Goldpreis stark belasten, stattdessen ist dieser erneut über 1.400 USD je Feinunze gestiegen. Denn gleichzeitig haben die geopolitischen Sorgen wieder spürbar zugenommen, nachdem Medien über einen Raketenabschuss im Mittelmeer berichtet hatten. Auch Nachrichten, dass die US-Regierung auf Unterstützung des Parlaments für einen zeitlich begrenzten Angriff auf Syrien zählen dürfte, fallen auf fruchtbaren Boden.

Wir meinen jedoch, dass die politischen Börsen kurze Beine haben und die gegenwärtigen geopolitischen Risiken noch keine nachhaltige Trendwende bei Gold bewirken dürften. Denn die physische Nachfrage zeigt sich aktuell relativ schwach. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, hat erneut Abflüsse von 1,8 Tonnen gemeldet. Auch die US-Münzabsätze bleiben verhalten. Der Streik der Goldminenarbeiter in Südafrika dürfte zwar die Goldpreise unterstützen. Dies ist jedoch lediglich psychologisch ein wichtiger Faktor für den Goldpreis. Somit unterstützen aktuell vor allem eher psychologische und andere „weiche“ Faktoren, während der Gegenwind von der USD-Front und aus der Geldpolitik zunimmt.

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Industriemetalle

Die Metallpreise bewegen sich derzeit in einem Spannungsfeld zwischen einer höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer und positiven Konjunkturdaten. Ein israelischer Raketentest führte gestern zunächst zu einer steigenden Verunsicherung an den Märkten, woraufhin die Preise unter Druck kamen. Die Verluste wurden im späteren Handelsverlauf jedoch teilweise wieder aufgeholt, nachdem der ISM-Index in den USA im August entgegen den Erwartungen auf 55,7 und damit den höchsten Stand seit Juni 2011 gestiegen ist. Dies ist ein Beleg dafür, dass sich das verarbeitende Gewerbe in den USA klar erholt, was zu einer höheren Nachfrage nach Metallen beitragen sollte.

Der Zinnpreis hat sich gestern gegen den Trend bis auf 21.600 USD je Tonne verteuert und handelt heute Morgen nur leicht unter diesem Niveau. In Indonesien, dem weltweit größten Zinnexporteur, haben 30 Zinnschmelzereien vorübergehend die Ausfuhren von Zinn gestoppt. Denn die Unternehmen haben bislang noch keine regulatorische Genehmigung erhalten, an der Futures-Börse in Jakarta Zinn zu handeln.

Dies wird jedoch seit Monatsbeginn von der Regierung verlangt, bevor das Material verschifft werden darf. Damit soll eine Alternative zum Zinnhandel an der Londoner Metallbörse geschaffen werden. Die betroffenen Unternehmen haben gemäß Angaben des Verbands der indonesischen Zinnproduzenten eine Produktionskapazität von zusammengenommen 10 Tsd. Tonnen pro Monat. Längere Versorgungsunterbrechungen am Weltmarkt dürften zu höheren Zinnpreisen führen.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium hat in seinem wöchentlichen Bericht den Anteil der als "gut" oder "sehr gut" eingestuften Pflanzen bei Mais um 3 Prozentpunkte auf 56% und bei Sojabohnen um 4 Prozentpunkte auf 54% reduziert. Die Herabstufung war für beide Produkte die dritte in Folge. Am Markt war damit bereits gerechnet worden, nachdem die zu trockene und heiße Witterung den Pflanzen zusetzt. So war etwa in Iowa, dem sowohl bei Mais als auch bei Sojabohnen größten Anbaustaat, die vergangene Woche die heißeste des Jahres.

Besonders die noch im Entwicklungsstand der Schotenbildung stehenden Sojabohnenpflanzen können durch die Witterung Schaden nehmen. Gestern stiegen die Notierungen für Sojabohnen daher nochmals um gut 2%, werden am Morgen allerdings durch Gewinnmitnahmen leicht gedämpft. Bei Mais wirkte der Druck durch die angelaufene Ernte einer Preissteigerung entgegen. Die Erntemaschinen arbeiten sich inzwischen von Süden in die "Herzstücke" des Maisanbaus im Mittleren Westen vor.

In Europa profitieren derzeit insbesondere die Preise für Raps von den steigenden Sojapreisen in den USA. Trotz hoher Ernten in der EU von etwa 21 Mio. Tonnen Raps - darunter 5,8 Mio. Tonnen in Deutschland - und auch in Kanada konnten die Notierungen seit Anfang August um 9% auf 390 EUR je Tonne steigen. Auch Weizen konnte in den vergangenen drei Wochen um 4% zulegen und bewegt sich nahe 190 EUR je Tonne.




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