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Höhere Risikoaversion führt zu Preiskorrektur bei Metallen

05.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich dem Abwärtssog der übrigen Rohstoffsektoren weitgehend entziehen: Brentöl notiert am Morgen weiterhin bei gut 115 USD je Barrel. Unterstützung geben nach wie vor die zentralen Themen Syrien und Libyen. Gestern Abend sprach sich der US-Senatsausschuss für Auswärtige Beziehungen offiziell mit knapper Mehrheit für einen begrenzten Militärschlag aus. Maßgeblich sind aber die Abstimmmungen im Senat und Repräsentantenhaus, die frühestens nächste Woche anstehen, wenn der Kongress aus seiner Sommerpause zurückkehrt.

Wir hatten gestern bereits darauf hingewiesen, dass durch die Produktionsausfälle in Libyen Engpässe vor allem im Marksegment für "süßes" Öl entstehen. Bedingt durch die zugleich niedrigen Lieferungen des Nordseeöls Forties und weitere Produktionsausfälle in Aserbaidschan rechnen Händler damit, dass die Prämie für Afrikas Benchmark, Nigerias Qua Iboe, die bereits auf ein Viermonatshoch von 3,58 USD je Barrel gegenüber Brent gesprungen ist, in den kommenden drei Monaten auf 4 USD je Barrel steigen könnte.

Etwas Rückenwind bekam gestern aber auch die amerikanische Leichtölsorte WTI, die derzeit wieder mit einem hohen Abschlag von gut 7 USD je Barrel zu Brent gehandelt wird. So meldete das American Petroleum Institute (API), dass die US-Rohölvorräte in der Woche vom 30. August um 4,2 Mio. Barrel gefallen sind. Das war doppelt so viel, wie der Markt heute für die offiziellen Daten des US-Energieministeriums erwartet.


Edelmetalle

Der Goldpreis fiel gestern um 1,5% und handelt heute Morgen bei gut 1.380 USD je Feinunze. Belastet wird dieser unter anderem von einem festeren US-Dollar. In Euro gerechnet notiert das gelbe Edelmetall bei rund 1.050 EUR je Feinunze. Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass der Preisanstieg zuvor unseres Erachtens fundamental nicht nachvollziehbar war und sich Korrekturpotenzial aufgebaut hatte. Neben der derzeit schwachen physischen Nachfrage dürften sich auch spekulative Finanzinvestoren wieder von Positionen getrennt haben, nachdem sie zuvor massiv Netto-Long-Positionen aufgebaut hatten. Die Marktteilnehmer werden heute mit großem Interesse die EZB-Sitzung und anschließende Pressekonferenz verfolgen. Sie hoffen, dass die EZB ihre Zinspolitik konkretisiert.

Auch die Preise für Platin und Palladium standen gestern stark unter Druck - sie verbilligten sich um 2,5% bzw. 2,9%. Heute Morgen geben sie weiter nach. Platin handelt auf einem 3-Wochentief unter der Marke von 1.500 USD je Feinunze, Palladium fällt sogar auf ein 2-Monatstief von rund 690 USD je Feinunze. Selbst sehr starke US-Fahrzeugverkäufe geben den Preisen zunächst keine Unterstützung.

Im August wurden in den USA 1,50 Mio. Fahrzeuge verkauft, so viele wie seit Mai 2007 nicht mehr. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate ist dadurch auf 16,02 Mio. Einheiten gestiegen, den höchsten Wert seit November 2007. Somit befinden sich die Verkaufszahlen fast wieder auf Vorkrisenniveau. Grundsätzlich sollten robuste Fahrzeugverkaufszahlen - sowohl in den USA als auch in China - die Platin- und vor allem Palladiumpreise stützen.

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Industriemetalle

Die Metallpreise standen gestern stark unter Druck und gaben mit wenigen Ausnahmen merklich nach. Kupfer, Aluminium und Zink verbilligten sich jeweils um knapp 2%. Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, fiel in Folge dessen auf ein 4-Wochentief von 3.057 Punkte. Im Gegensatz zu Gold ist der Preisrückgang der Metalle für uns allerdings fundamental nicht in diesem Ausmaß nachvollziehbar. Auch sehen wir keine metallspezifischen Daten verantwortlich für die jüngste Schwäche. Im Gegenteil, die zuletzt veröffentlichten positiven Konjunkturdaten vor allem in China und den USA, aber auch in der Eurozone sprechen klar für höhere Preise.

Der Preisrückgang dürfte daher im Wesentlichen der allgemein höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer geschuldet sein. Dabei drückt vor allem der Syrien-Konflikt weiter auf die Stimmung. Zu den großen Verlierern in den letzten drei Wochen zählte Aluminium - das Leichtmetall gab um knapp 8% nach und notiert erstmals seit Anfang August wieder unterhalb der Marke von 1.800 USD je Tonne. Damit dürfte wieder verstärkt die Diskussion über die Profitabilität der Aluminiumproduzenten aufkommen.

Der chinesische Datenanbieter SMM hatte jüngst berichtet, dass sich die durchschnittlichen Produktionsverluste der Aluminiumschmelzen in China schon letzte Woche erneut auf über 600 RMB je Tonne (entspricht knapp 100 USD je Tonne) ausgeweitet haben. Die angekündigten Produktionskürzungen müssten daher schneller denn je umgesetzt werden. Diese dürften unseres Erachtens schlussendlich den Aluminiumpreis unterstützen.


Agrarrohstoffe

Baumwolle kostet inzwischen mit weniger als 83 US-Cents je Pfund nur noch so viel wie Anfang Juni. Der Preisanstieg in der ersten Augusthälfte auf Werte um 93 US-Cents je Pfund scheint weit entfernt. Der Regenmangel in US-Anbaugebieten belastet zwar auch die Baumwollpflanzen, was laut US-Landwirtschaftsministerium den Anteil der Pflanzen in "gutem" oder "sehr gutem" Zustand in der letzten Woche um 2 Prozentpunkte auf 45% verringerte. Doch die insgesamt reichliche Versorgungslage am Baumwollmarkt hat den Markt wieder im Griff.

Gerade hat das International Cotton Advisory Committee seine Schätzung des globalen Lageraufbaus in der Saison 2013/14 angehoben. Vor allem aber die Unsicherheit über Chinas weitere Baumwollpolitik schlägt auf den Magen: Das Land möchte, statt weiter heimische Ware zu hohen Mindestpreisen in staatliche Lager zu nehmen, die Baumwollanbauer direkt unterstützen. Hohe interne Preise hatten Verarbeiter verstärkt günstigere internationale Ware nachfragen lassen, was - allerdings gegängelt durch ein Quotensystem - die Importtätigkeit hoch hielt. Eine Politikänderung könnte zu niedrigeren Preisen in China und verringerten Importen führen.

Bereits jetzt wird nach zwei starken Jahren angesichts der aufgeblähten Lagerbestände für 2013/14 mit einem empfindlichen Rückgang der chinesischen Importe gerechnet. Die Netto-Long-Positionen spekulativer Marktteilnehmer sind zuletzt ausgehend von einem Rekordniveau wieder rückläufig, was den Preisrückgang unterstützen dürfte.




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