Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Chinas Goldhunger bleibt hoch

06.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Syrien-Krise bleibt angesichts des G20-Gipfels und der in der nächsten Woche anstehenden Debatte im US-Kongress das marktbeherrschende Thema. Vor diesem Hintergrund tendiert Brentöl bei rund 115 USD je Barrel auf hohem Niveau seitwärts. WTI konnte im gestrigen Handel sogar einen Dollar zulegen und damit den Preisabschlag zu Brent wieder auf unter 7 USD verringern.

Gemäß der Lagerdaten des US-Energieministeriums fiel zwar der Abbau der US-Rohölvorräte in der Woche zum 30. August mit 1,8 Mio. Barrel nicht ganz so hoch aus wie nach den Daten des Amerian Petroleum Instituts zu erwarten war. Aber besonders kräftig sanken die Vorräte in Cushing, Oklahoma. Sie schrumpften ebenfalls um 1,8 Mio. Barrel und damit die neunte Woche in Folge. Mittlerweile liegen die dortigen Vorräte nur noch 7,2% über dem Fünf-Jahresdurchschnitt; zu Jahresbeginn lag der Überhang noch bei rund 70%.

Begünstigt wurde der Lagerabbau in den letzten Wochen auch durch eine hohe Raffinerieverarbeitung. Die US-Benzinlager sind aber nicht nur deshalb zum Ende der Sommerfahrsaison überdurchschnittlich gut gefüllt. Ausschlaggebend ist auch eine weiterhin nur schwache US-Benzinnachfrage. Die EIA weist in ihrem Wochenbericht darauf hin, dass Einkommens- und Preiseffekte zwar einen steigenden US-Benzinverbrauch implizieren würden, dieser Effekt aber durch die in den letzten Jahren verbesserte Treibstoffeffizienz neuer Autos kompensiert würde. Angesichts der hohen Lagerbestände ist der Crack-Spread am US-Benzinmarkt so niedrig wie zuletzt Anfang 2012.


Edelmetalle

Abermals positive US-Konjunkturdaten, ein fester US-Dollar und der Anstieg der US-Anleiherenditen auf 3% haben dazu geführt, dass der Goldpreis gestern auf ein 2-Wochentief von 1.365 USD je Feinunze gefallen ist. Die EZB hat die Leitzinsen wie erwartet unverändert belassen. Wie EZB-Präsident Draghi auf der Pressekonferenz bekannt gab, wurde im EZB-Rat allerdings über eine Zinssenkung diskutiert. Eine solche halten unsere Volkswirte aus ökonomischer Sicht jedoch nicht für gerechtfertigt.

Chinas Goldhunger scheint unterdessen weiter ungebrochen zu sein. Das Reich der Mitte hat im Juli aus Hongkong 129,2 Tonnen Gold importiert. Dies war bereits der dritte Monat in Folge, in dem China über 100 Tonnen pro Monat eingeführt hat. Die Netto-Gold-Importe waren mit 113,2 Tonnen mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Seit Jahresbeginn hat China auf Netto-Basis 631 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie importiert und damit schon jetzt die Einfuhren des gesamten letzten Jahres (555,2 Tonnen) deutlich übertroffen. China bleibt somit der wesentliche Nachfragetreiber für Gold und gleicht auch zum Teil die schwache Investmentnachfrage aus.

Zudem ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass sich die Goldnachfrage von West nach Ost verschiebt. In Südafrika ist Bewegung in die Tarifverhandlungen gekommen. Eigenen Angaben zufolge hat die Gewerkschaft NUM ein verbessertes Angebot der Arbeitgeber erhalten, ohne jedoch Details zu nennen. Medienberichten zufolge hatte NUM zuvor ihre Forderungen reduziert. Die Streiks gehen allerdings zunächst weiter. Zwei kleinere Goldminenproduzenten haben sich inzwischen mit der Gewerkschaft auf Lohnsteigerungen von bis zu 8% geeinigt.

Open in new window


Industriemetalle

Der starke Rückgang der Metallpreise vom Vortag hat sich gestern nicht fortgesetzt. Erneut positive US-Konjunkturdaten - die ADP-Arbeitslosenstatistik lag im Rahmen der Erwartungen, der ISM-Index für den Dienstleistungssektor fiel deutlich besser aus als erwartet - führten dazu, dass sich die Metalle relativ gut behauptet haben. Heute Morgen können sie zunächst sogar merklich zulegen. Ob der offizielle US-Arbeitsmarktbericht, der am Nachmittag veröffentlicht wird, den Preisen weiteren Auftrieb verleiht, ist allerdings fraglich. Denn eine weitere positive Überraschung dürfte bei den Marktteilnehmern die Meinung verstärken, dass die US-Notenbank Fed schon kurzfristig mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt. Dies sollte tendenziell preisbelastend wirken.

Wir haben an dieser Stelle bereits mehrfach angeführt, dass wir den letzten Preisrückgang bei den Metallen fundamental für nicht vollständig nachvollziehbar halten. So gibt es z.B. bei Kupfer sowohl kurz- als auch mittelfristige Produktionsausfälle zu beklagen. Denn Unternehmensangaben zufolge dauert es mindestens zwei Jahre, bis die "Bingham Canyon"-Kupfermine in den USA nach dem Erdrutsch im April wieder ihre normale Produktionsleistung erreichen wird. Daneben wird seit gestern die "Salvador"-Kupfermine von Codelco in Chile bestreikt. Diese ist zwar relativ klein, aber es könnten sich eventuell Arbeiter aus anderen Minen solidarisch mit den Streikenden zeigen und ebenfalls in Ausstand treten.


Agrarrohstoffe

Gegenüber Mitte Juni liegt der Preis für Lebendrind in Chicago bei 125 US-Cents je Pfund mit 6% im Plus. Die Notierungen für Mastrind befinden sich unweit ihrer Rekorde aus der ersten Jahreshälfte 2012. Danach hatte die Jahrhundertdürre mit rasant steigenden Futterpreisen die Mast erheblich unattraktiver gemacht. Zwar reagieren die Preise jeweils kurzfristig auf die Verarbeitungszahlen aus den Schlachthäusern und bevorstehende Feiertage, doch wird das große Bild durch den Viehbestand bestimmt: Nach dem jüngsten Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums sind im Juli so wenig Jungtiere wie seit 5 Jahren nicht mehr in einem Juli zur Mast auf Schlachtgewicht in die Maststationen aufgenommen worden; nicht zuletzt weil weniger Jungtiere verfügbar sind.

Der Gesamtbestand an Vieh in den Maststationen wurde gegenüber Vorjahr um 6% niedriger gemeldet. Dies belastet mittelfristig das Angebot an Rindfleisch weiter, das bereits seit Jahren rückläufig ist und zu rekordhohen US-Einzelhandelspreisen für Rindfleisch führt. Die höheren Schlachtraten bei Kühen in der ersten Jahreshälfte 2013 machen niedrigere Bestände an Jungtieren zur weiteren Aufzucht auch für 2014 wahrscheinlich, was die Perspektiven für das heimische Fleischangebot weiter eintrübt.

Steigende Maispreise - etwa bei witterungsbedingt enttäuschenden US-Mais- und Sojabohnenernten - könnten die Notierungen für Mastrinder belasten, da steigende Futterkosten die Aufstockung der Herden zur Mast unattraktiver machen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"