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Der letzte Forex Report per 2012

16.12.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.46 Uhr) bei 1.3025, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2958 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 101.40, während EUR-CHF bei 1.2235 oszilliert.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und die Krise der Defizitländer der Eurozone ist quicklebendig. Dabei dreht es sich weniger um reale Verschuldungsdaten, die in der Eurozone gegenüber USA, UK und Japan eher positiv bestechen, sondern um eine politische Wahrnehmung.

Frau Lagarde vom IWF kommt nun zu dem Schluss, dass diese Krise derartig eskaliert ist, dass sie aus Europa heraus nicht mehr gelöst werden könne.

Diese Bewertung muss den Verantwortlichen des größten Landes der Eurozone in den Ohren lang nachklingen. Die Beratungsresistenz war in Berlin halt recht ausgeprägt. Ein kleines griechisches Problem (ehemals Staatsschuld 270 Mrd. Euro) ist in der Eurozone zu einer globalen Bedrohung herangewachsen. Hier wird der europäischen Politik ein Armutszeugnis ausgestellt.

So wie es lange vor 2007 warnende Stimmen wegen MBS/USA gab, die fleissig überhört wurden, gab es auch in dieser Krise warnende Stimmen bezüglich des Umgangs mit der Krise. Nun denn, die Dinge sind, wie sie sind.

Wir müssen uns im Rückblick in Deutschland fragen, wie man eine derartige Krise ausgehend von Griechenland zulassen konnte, die heute die globale Wirtschaft bedroht. Da geht es dann auch um eine Verantwortung der Medien. Wenn man "sinnlose" Halbwahrheiten oder Desinformation latent der Öffentlichkeit anbietet, kommt es bei opportunistischer Politikausrichtung in Berlin zu erheblichen Fehlsteuerungen. Wir müssen uns aber auch fragen, welche externe Beratung unsere Bundesregierung erfährt?

Im Zuge dieser Defizitkrise kommt es jetzt zu weiteren Herabstufungen der Bonitäten diverser Banken. Fitch und Standard & Poors werden hier derzeit aktiv. Mit diesen Maßnahmen kommt es für die Banken zu einem teureren Kapitalmarktzugang. EZB-Ratsmitglied Yves Mersch hat vor dramatischen Folgen einer Kreditklemme in Europa gewarnt. "Wir haben Angst vor einer Kreditklemme, die unsere Volkswirtschaften - inklusive der besten - wieder in eine Rezession stürzen könnte. Das werden wir nicht zulassen", sagte der luxemburgische Notenbankchef am Donnerstagabend im ZDF.

Mersch kritisierte zudem, dass insbesondere Frankreich bei den Reformschritten in Europa vielfach auf zwischenstaatliche Regelungen dringe: "Wenn wir Hoheitsrechte übertragen, müssen wir auch europäische Institutionen haben, die in der Lage sind, diese Rechte auszuüben." Die Märkte seien von den beabsichtigten Reformschritten in Europa auch nur halbwegs überzeugt, da die Erwartungen noch nicht erfüllt seien.

Wir stimmen Herrn Mersch zu. die Zeit, über Bande zu spielen, sollte Vergangenheit sein. Klare Regeln, an die sich auch gallische Hähne und Hennen zu halten haben, sind erforderlich.

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Die kommen derzeit maßgeblich von der US-Konjunkturfront. Wir fragen uns diesbezüglich, ob die US-Wirtschaft nicht mehr eng mit der globalen Wirtschaft korreliert ist.

Ein Aspekt sind die Infrastrukturmaßnahmen, die in den USA aktuell umgesetzt werden. Ein kleines „New Deal“ Programm schafft in den USA derzeit eine zweite Luft. Ergo macht dieses Programm den konjunkturellen Unterschied nach unserer Lesart.


Aber auch die Eurozone kann konjunkturell punkten:

Gestern wurde die ersten Schätzungen für die Einkaufsmanagerindices der Eurozone per Berichtsmonat Dezember veröffentlicht. Der Index für den produzierenden Sektor legte von 46,4 auf 46,9 Punkte zu. Die Prognose lag bei 46,0 Zählern.

Der Dienstleistungsindex sank nicht den Erwartungen entsprechend von 47,5 auf 47,0 Punkte, sondern nahm auf 48,3 Zähler zu. Das ist fraglos nicht der große Wurf, da die Indices weiter beide unter der kritischen Marke von 50 Punkten liegen, aber es ist doch ein gewisses Lebenszeichen.

Die Verbraucherpreise der Eurozone verharrten laut finaler Berechnung per November bei +3,0% im Jahresvergleich und +0,1% im Monatsvergleich.

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Das US-Leistungsbilanzdefizit stellte sich per 3. Quartal 2011 auf -110,3 Mrd. (Prognose -107,5 Mrd.) nach zuvor -124,7 Mrd. USD (revidiert von -118 Mrd. USD). Wenn die USA eines können, dann sind es halt Defizite.

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Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 10.12. von zuvor 385.000 (revidiert von 381.000) auf 366.000. die Prognose lag bei 390.000. Mit dem aktuellen Wert ergab sich die niedrigste Anzahl von Erstanträgen seit drei Jahren.

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Die US-Erzeugerpreise verzeichneten per November im Monatsvergleich eine Zunahme um 0,3% (Prognose 0,2%) und im Jahresvergleich um 5,7% nach zuvor 5,8%. Die US-Industrieproduktion sank per November um 0,2% im Monatsvergleich (Prognose +0,2%) nach zuvor +0,7%. In der Folge nahm die Kapazitätsauslastung von 78,0 auf 77,8% ab. Die Einkaufsmanagerindices aus NY und Philadelphia setzten positive Akzente. Der Index aus NY legte von 0,61 auf 9,53 Punkte zu (siehe Chart unten)

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während der Index aus Philadelphia von 3,6 auf 10,3 Zähler zulegte (siehe Chart unten).

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3410-40 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, das Team von Financial Markets wünscht Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2012. Wir wünschen Europa die notwendige Solidarität als Grundlage zukünftiger Solidität. Wir bedanken uns für viele "Feedbacks", ob zustimmend oder auch ablehnend.





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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