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Entschärfung der Syrien-Krise drückt Ölpreis

10.09.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis hat seit gestern um fast 3% nachgegeben und ist am Morgen auf ein Wochentief von weniger als 113 USD je Barrel gefallen. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich auf 4,5 USD je Barrel verringert. Grund hierfür ist die Aussicht, dass die Syrien-Krise möglicherweise ohne einen US-geführten Militärschlag beigelegt werden kann. Syrien hat einem Vorschlag Russlands zugestimmt, sein Chemiewaffenarsenal unter internationale Kontrolle zu stellen. Dies hatte zuvor US-Außenminister Kerry als Bedingung dafür gemacht, um einen Militärschlag zu vermeiden. US-Präsident Obama sieht darin einen möglichen Durchbruch.

Die für Mittwoch geplante Abstimmung im US-Senat, welche den Militärschlag authorisieren sollte, wurde aufgeschoben. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei Brent laut gestern von der ICE veröffentlichter Daten in der Woche zum 3. September erstmals seit drei Wochen bereits um 10,1 Tsd. auf 214,2 Tsd. Kontrakte reduziert. Die Anleger dürften damit auf die Absage des britischen Parlaments an eine Beteiligung Großbritanniens an einem Militärschlag gegen Syrien reagiert haben, welche in die Berichtswoche fiel.

Das Niveau der Netto-Long-Positionen ist trotz des jüngsten Rückgangs noch immer außerordentlich hoch. Dies könnte zu einem weiteren Preisrückgang bei Brent beitragen, da sich angesichts der aktuellen Entspannung im Syrien-Konflikt weitere spekulative Anleger von ihren Long-Positionen trennen könnten. Ohne die von der Syrien-Krise ausgehende Unsicherheit hinsichtlich der Ölversorgung wäre der Ölpreis noch immer überbewertet. Angesichts der reichlichen Versorgung wäre dann eher ein Brentölpreis von 110 USD je Barrel oder sogar darunter gerechtfertigt.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist angesichts der jüngsten Entspannungssignale in der Syrien-Krise (siehe oben) unter Druck geraten und am Morgen unter 1.380 USD je Feinunze gefallen. Der Preisrückgang geht erstmals seit einem Monat auch wieder mit nennenswerten Abflüssen aus den Gold-ETFs einher. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verringerten sich gestern um 2,9 Tonnen, darunter die des weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, um 2,1 Tonnen.

Offensichtlich reagieren die ETF-Anleger damit ebenfalls auf die nachlassenden geopolitischen Risiken hinsichtlich Syrien. Durch das Scheitern an der Marke von 1.400 USD steigt damit das Risiko, dass kurzfristig orientierte Finanzanleger Gewinne mitnehmen und sich von ihren zuletzt eingegangenen Long-Positionen trennen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen hatten in der vergangenen Woche ein 7-Monatshoch erreicht.

Eine Reduktion der Fed-Anleihekäufe bereits nach der FOMC-Sitzung in der kommenden Woche ist ebenfalls nicht vom Tisch, was den Goldpreis zumindest kurzfristig belasten würde. Entspannungssignale gibt es aus Südafrika, dem sechstgrößten Goldminenproduzenten weltweit. Dort haben sich die Goldminenunternehmen mit der größten Bergarbeitergewerkschaft NUM auf eine Lohnerhöhung von 8% geeinigt. Die in der NUM organisierten Arbeiter haben daraufhin die Arbeit wieder aufgenommen. Die radikalere Gewerkschaft AMCU lehnt das Angebot zwar ab, will aber zunächst noch nicht zu einem Streik aufrufen, sondern bis Ende September verhandeln.


Industriemetalle

Die Vorgaben für den heutigen Tag sind abermals gut: die chinesische Industrieproduktion legte im August mit 10,4% gegenüber Vorjahr merklich stärker zu als erwartet. Der überraschend kräftige Anstieg bestätigt ein Wiederstarken der chinesischen Wirtschaft. Die Industriemetallpreise können daraufhin zwar leicht zulegen, aber die Reaktion ist bislang äußerst verhalten. Kupfer notiert aktuell mit knapp 7200 USD nur 100 USD höher als im Tief letzte Woche. Dies ist im übrigen umso erstaunlicher, als dass sich mit dem Vorschlag Russlands die Syrien-Krise etwas entspannt hat und die Risikoaversion an den anderen Finanzmärkte zurückgeht, was u.a. an steigenden Aktienmärkten ersichtlich ist.

Fundamental erachten wir die Schwäche bei den Industriemetallen als nicht gerechtfertigt und sehen daher Nachholpotenzial. Gegen den allgemein enttäuschenden Trend hat der Zinnpreis seit Anfang September merklich um 8% zugelegt. Ausschlaggebend sind die Exportausfälle Indonesiens, da die indonesischen Zinnschmelzen die neue Auflage der Regierung, Zinn am eigenen Markt zu handeln, derzeit nicht erfüllen können (siehe TagesInfo vom 4.9.). Zwar hieß es gestern aus Regierungskreisen, dass Ende des Monats wieder mit Lieferungen zu rechnen sei, was den Zinnpreis leicht nachgeben ließ. Aber da der Zinnmarkt an sich durch ein knappes Angebot gekennzeichnet ist, erachten wir den Zinnpreis als gut unterstützt, solange eine Wiederaufnahme der Exporte nicht klar absehbar ist.


Agrarrohstoffe

Sojabohnen haben sich in den letzten fünf Handelstagen um 3% verbilligt. Die jüngste Meldung der chinesischen Zollbehörde, dass im August "lediglich" knapp 6,4 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert wurden und damit 11,5% weniger als im rekordhohen Vormonat, wirkte auf den ersten Blick ernüchternd. Die Importe waren damit aber noch immer die dritthöchsten jemals und lagen um 44% über dem - allerdings schwachen - Vorjahreswert. Seit Jahresbeginn liegen die Importe gegenüber Vorjahr um 4,4% im Plus. Der sich am Morgen fortsetzende Preisrückgang dürfte daher eher Folge angekündigter Regenfälle im Mittleren Westen der USA sein.

Die zu trockene Witterung in wichtigen Anbaugebieten der USA, die den in ihrer Entwicklung verzögerten Sojabohnenpflanzen empfindlichen Schaden zufügen kann, hatte die Preise zuvor innerhalb von drei Wochen um fast 20% steigen lassen. In der vergangenen Woche hat sich der Pflanzenzustand weiter leicht verschlechtert, er ist aber noch immer sehr viel besser als im dürregeplagten Vorjahr.

Viele Beobachter rechnen daher damit, dass das US-Landwirtschaftsministerium am Donnerstag seine Ertragsprognose bei Sojabohnen nach unten korrigieren wird. Bereits im Vormonat wurde die Ernteprognose vom USDA um fast 5% oder 4,5 Mio. Tonnen reduziert. Nun könnten einer Bloomberg-Umfrage zufolge nochmals etwa 3,5% abgeschnitten werden. Angesichts dieser Aussichten dürfte der Sojabohnenpreis nicht mehr deutlich nachgeben.




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