Öl und Gold geben deutlich nach
11.09.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Entspannung in der Syrien-Krise hat zu einem deutlichen Rückgang der Ölpreise geführt. Brent verbilligte sich um weitere 2% und fiel zeitweise auf ein 2-Wochentief von 110,6 USD je Barrel. WTI gab ebenfalls um knapp 2% auf deutlich weniger als 107 USD je Barrel nach. Seit Wochenbeginn ist der Brentpreis um ca. 5 USD gesunken, was auf eine fallende Risikoprämie zurückzuführen ist. US-Präsident Obama hat bei seiner Rede in der vergangenen Nacht eine diplomatische Lösung der Syrien-Krise den Vorrang eingeräumt und die geplante Abstimmung im US-Kongress zum bislang beabsichtigten Militärschlag gegen das Assad-Regime auf Eis gelegt.
Angesichts der nachlassenden geopolitischen Risiken dürften die Ölpreise weiter nachgeben. Denn aus rein fundamentalen Gesichtspunkten ist das Ölpreisniveau noch immer zu hoch. So haben die OPEC und die US-Energiebehörde EIA in ihren gestern veröffentlichten Monatsberichten das Bild eines reichlich versorgten Ölmarktes bestätigt. Trotz der Produktionsausfälle in einigen OPEC-Ländern, welche die EIA im August auf insgesamt 2,1 Mio. Barrel pro Tag bezifferte, produzierte die OPEC im August 30,24 Mio. Barrel Rohöl pro Tag und damit mehr als benötigt.
Der Bedarf an OPEC-Öl soll zudem im kommenden Jahr nochmals niedriger ausfallen als in diesem Jahr, weil das Nicht-OPEC-Angebot stärker steigen soll als die globale Ölnachfrage. Laut OPEC sinkt der Bedarf an OPEC-Öl 2014 auf durchschnittlich 29,6 Mio. Barrel pro Tag, laut EIA sogar auf 29,4 Mio. Barrel pro Tag. Die US-Rohöllagerbestände fielen in der vergangenen Woche laut API um 2,9 Mio. Barrel. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Daten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Die nachlassenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten führten zu einem spürbaren Rückgang des Goldpreises um 30 USD auf ein 3-Wochentief von 1.356 USD je Feinunze. Syrien hat gestern dem russischen Vorschlag zugestimmt, sein Chemiewaffenarsenal unter internationale Kontrolle zu stellen, woraufhin ein Militärschlag gegen das Assad-Regime zunächst vom Tisch scheint. Damit sinkt die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen.
Zusätzlich begünstigt durch steigende Aktienmärkte trennten sich ETF-Anleger daher erneut von ihren Goldbeständen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFS verzeichneten gestern Abflüsse von 2,2 Tonnen. Innerhalb der letzten zwei Handelstage sind damit 5,1 Tonnen Gold aus den ETFs abgezogen worden. Dies ist der stärkste 2-Tagesabfluss seit Anfang August.
Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer dürften sich zudem von ihren zuvor eingegangenen Long-Positionen trennen, nachdem der Goldpreis an der Marke von 1.400 USD je Feinunze gescheitert war. Dies dürfte auch in den kommenden Tagen für fallende Notierungen sorgen, zumal die FOMC-Sitzung in der kommenden Woche ihre Schatten vorauswirft. Dort könnte der Beginn des Ausstiegs aus der ultra-lockeren US-Geldpolitik verkündet werden. Silber ist im Schlepptau von Gold sogar noch stärker unter Druck geraten und erstmals seit drei Wochen unter 23 USD je Feinunze gefallen.
Industriemetalle
Im Vergleich zu den übrigen Rohstoffsektoren konnten sich zwar die Metalle im gestrigen Handel mit einem leichten Minus der LMEX gut behaupten, angesichts der gesunkenen Risikoaversion und zuletzt guter Konjunkturdaten aus China ist diese Entwicklung aber enttäuschend. Offensichtlich benötigen die Industriemetalle weiteren Rückenwind. Den könnten die Bleipreise von fundamentaler Seite bekommen. Denn die Marktbilanz hat sich hier ziemlich angespannt.
Study Group und World Bureau of Metal Statistics weisen bereits für die erste Jahreshälfte ein Angebotsdefizit aus. Auch aktuell dürfte die Nachfrage das Angebot übersteigen, denn seit Anfang August sind weitere 19 Tsd. Tonnen aus den LME-Lagern abgeflossen. Mit gut 180 Tsd. Tonnen sind die Vorräte so niedrig wie zuletzt im April 2010. Auch wenn Blei das Industriemetall mit der zweitbesten Preisentwicklung in diesem Jahr ist, kostet Blei fast 8% weniger als zu Jahresbeginn.
Das chinesische Ministerium für Land und Ressourcen hat die Produktionsquote für Seltene Erden im laufenden Jahr auf 93.800 Tonnen begrenzt, um einem unlizensierten Abbau entgegenzuwirken. Dies entspricht der Quote von 2011. Zudem will der weltgrößte Produzent von Seltenen Erden laut chinesischen Medienberichten seine eigenen Reserven um 10 Tsd. Tonnen aufstocken, was das für den Weltmarkt verfügbare Angebot verringern würde. Um seine Abhängigkeit von China zu reduzieren will Russland bis 2018 1 Mrd. USD in die eigene Produktion investieren.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis konnte seit Anfang September um 5% zulegen. Mit 17,2 US-Cents je Pfund notiert er wieder nahe der oberen Grenze des seit Juni bestehenden Korridors von 16 bis 17,3 US-Cents je Pfund. Dabei stützen die jüngsten Meldungen eher das Bild einer üppigen Versorgung. So schätzt etwa die Vereinigung der indischen Zuckerkooperativen, dass die Zuckerproduktion in 2013/14 angesichts der guten Monsunsaison nur leicht hinter den 25 Mio. Tonnen aus dem laufenden Jahr zurückbleiben wird.
Die heimische Nachfrage dürfte daher auf jeden Fall gedeckt werden und zudem Ware für den Export zur Verfügung stehen. Dass laut der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica der Erntezuwachs in Brasiliens Hauptanbaugebiet Center-South in den beiden Wochen zum 1. September gegenüber Vorjahr nur 4% stieg und die Zuckerproduktion sogar leicht rückläufig war, dürfte allenfalls einen geringen Anteil an der Preisentwicklung haben. Denn seit Saisonbeginn wurde 18,2% mehr Zuckerrohr geerntet, wovon die Zuckerproduktion allerdings mit 7% nur viel schwächer profitieren konnte als die Ethanolproduktion mit fast 30%.
Der aktuelle Preisanstieg dürfte vorrangig währungsbedingt sein. Sowohl der Brasilianische Real als auch die Indische Rupie konnten zuletzt deutlich an Wert gewinnen, nachdem zuvor die seit Mai voranschreitende Abwertung zu einer höheren Zuckerproduktion geführt hatte. Die Notierungen dürften sich nur dann halten, wenn bei einem stärkeren Real der zuletzt gesunkene Anteil der Ethanolproduktion an der Verwertung von Zuckerrohr wieder erhöht wird.
Die Entspannung in der Syrien-Krise hat zu einem deutlichen Rückgang der Ölpreise geführt. Brent verbilligte sich um weitere 2% und fiel zeitweise auf ein 2-Wochentief von 110,6 USD je Barrel. WTI gab ebenfalls um knapp 2% auf deutlich weniger als 107 USD je Barrel nach. Seit Wochenbeginn ist der Brentpreis um ca. 5 USD gesunken, was auf eine fallende Risikoprämie zurückzuführen ist. US-Präsident Obama hat bei seiner Rede in der vergangenen Nacht eine diplomatische Lösung der Syrien-Krise den Vorrang eingeräumt und die geplante Abstimmung im US-Kongress zum bislang beabsichtigten Militärschlag gegen das Assad-Regime auf Eis gelegt.
Angesichts der nachlassenden geopolitischen Risiken dürften die Ölpreise weiter nachgeben. Denn aus rein fundamentalen Gesichtspunkten ist das Ölpreisniveau noch immer zu hoch. So haben die OPEC und die US-Energiebehörde EIA in ihren gestern veröffentlichten Monatsberichten das Bild eines reichlich versorgten Ölmarktes bestätigt. Trotz der Produktionsausfälle in einigen OPEC-Ländern, welche die EIA im August auf insgesamt 2,1 Mio. Barrel pro Tag bezifferte, produzierte die OPEC im August 30,24 Mio. Barrel Rohöl pro Tag und damit mehr als benötigt.
Der Bedarf an OPEC-Öl soll zudem im kommenden Jahr nochmals niedriger ausfallen als in diesem Jahr, weil das Nicht-OPEC-Angebot stärker steigen soll als die globale Ölnachfrage. Laut OPEC sinkt der Bedarf an OPEC-Öl 2014 auf durchschnittlich 29,6 Mio. Barrel pro Tag, laut EIA sogar auf 29,4 Mio. Barrel pro Tag. Die US-Rohöllagerbestände fielen in der vergangenen Woche laut API um 2,9 Mio. Barrel. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Daten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Die nachlassenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten führten zu einem spürbaren Rückgang des Goldpreises um 30 USD auf ein 3-Wochentief von 1.356 USD je Feinunze. Syrien hat gestern dem russischen Vorschlag zugestimmt, sein Chemiewaffenarsenal unter internationale Kontrolle zu stellen, woraufhin ein Militärschlag gegen das Assad-Regime zunächst vom Tisch scheint. Damit sinkt die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen.
Zusätzlich begünstigt durch steigende Aktienmärkte trennten sich ETF-Anleger daher erneut von ihren Goldbeständen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFS verzeichneten gestern Abflüsse von 2,2 Tonnen. Innerhalb der letzten zwei Handelstage sind damit 5,1 Tonnen Gold aus den ETFs abgezogen worden. Dies ist der stärkste 2-Tagesabfluss seit Anfang August.
Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer dürften sich zudem von ihren zuvor eingegangenen Long-Positionen trennen, nachdem der Goldpreis an der Marke von 1.400 USD je Feinunze gescheitert war. Dies dürfte auch in den kommenden Tagen für fallende Notierungen sorgen, zumal die FOMC-Sitzung in der kommenden Woche ihre Schatten vorauswirft. Dort könnte der Beginn des Ausstiegs aus der ultra-lockeren US-Geldpolitik verkündet werden. Silber ist im Schlepptau von Gold sogar noch stärker unter Druck geraten und erstmals seit drei Wochen unter 23 USD je Feinunze gefallen.
Industriemetalle
Im Vergleich zu den übrigen Rohstoffsektoren konnten sich zwar die Metalle im gestrigen Handel mit einem leichten Minus der LMEX gut behaupten, angesichts der gesunkenen Risikoaversion und zuletzt guter Konjunkturdaten aus China ist diese Entwicklung aber enttäuschend. Offensichtlich benötigen die Industriemetalle weiteren Rückenwind. Den könnten die Bleipreise von fundamentaler Seite bekommen. Denn die Marktbilanz hat sich hier ziemlich angespannt.
Study Group und World Bureau of Metal Statistics weisen bereits für die erste Jahreshälfte ein Angebotsdefizit aus. Auch aktuell dürfte die Nachfrage das Angebot übersteigen, denn seit Anfang August sind weitere 19 Tsd. Tonnen aus den LME-Lagern abgeflossen. Mit gut 180 Tsd. Tonnen sind die Vorräte so niedrig wie zuletzt im April 2010. Auch wenn Blei das Industriemetall mit der zweitbesten Preisentwicklung in diesem Jahr ist, kostet Blei fast 8% weniger als zu Jahresbeginn.
Das chinesische Ministerium für Land und Ressourcen hat die Produktionsquote für Seltene Erden im laufenden Jahr auf 93.800 Tonnen begrenzt, um einem unlizensierten Abbau entgegenzuwirken. Dies entspricht der Quote von 2011. Zudem will der weltgrößte Produzent von Seltenen Erden laut chinesischen Medienberichten seine eigenen Reserven um 10 Tsd. Tonnen aufstocken, was das für den Weltmarkt verfügbare Angebot verringern würde. Um seine Abhängigkeit von China zu reduzieren will Russland bis 2018 1 Mrd. USD in die eigene Produktion investieren.
Agrarrohstoffe
Der Rohzuckerpreis konnte seit Anfang September um 5% zulegen. Mit 17,2 US-Cents je Pfund notiert er wieder nahe der oberen Grenze des seit Juni bestehenden Korridors von 16 bis 17,3 US-Cents je Pfund. Dabei stützen die jüngsten Meldungen eher das Bild einer üppigen Versorgung. So schätzt etwa die Vereinigung der indischen Zuckerkooperativen, dass die Zuckerproduktion in 2013/14 angesichts der guten Monsunsaison nur leicht hinter den 25 Mio. Tonnen aus dem laufenden Jahr zurückbleiben wird.
Die heimische Nachfrage dürfte daher auf jeden Fall gedeckt werden und zudem Ware für den Export zur Verfügung stehen. Dass laut der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica der Erntezuwachs in Brasiliens Hauptanbaugebiet Center-South in den beiden Wochen zum 1. September gegenüber Vorjahr nur 4% stieg und die Zuckerproduktion sogar leicht rückläufig war, dürfte allenfalls einen geringen Anteil an der Preisentwicklung haben. Denn seit Saisonbeginn wurde 18,2% mehr Zuckerrohr geerntet, wovon die Zuckerproduktion allerdings mit 7% nur viel schwächer profitieren konnte als die Ethanolproduktion mit fast 30%.
Der aktuelle Preisanstieg dürfte vorrangig währungsbedingt sein. Sowohl der Brasilianische Real als auch die Indische Rupie konnten zuletzt deutlich an Wert gewinnen, nachdem zuvor die seit Mai voranschreitende Abwertung zu einer höheren Zuckerproduktion geführt hatte. Die Notierungen dürften sich nur dann halten, wenn bei einem stärkeren Real der zuletzt gesunkene Anteil der Ethanolproduktion an der Verwertung von Zuckerrohr wieder erhöht wird.