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David Morgan: EM-Aktien, Deflationsangst, Einstiegschancen

21.12.2011  |  The Gold Report
David Morgan, Herausgeber des "Silver Investor”, mag das ausgwogene Risiko-Wachstum-Potential der mittelgroßen Bergbauunternehmen. Doch sebst Morgan kann sich nicht ganz dem Reiz einer kleinen erfolgreichen Spekulation entziehen. In diesem Interview redet David Morgan über seine Grundsätze bei Investitionen im Bergbausektor - ganz gleich, ob es um kleine, mittlere oder Milliarden schwere Unternehmen geht.


The Gold Report: Mr. Morgan, im August prognostizierten Sie, dass der Silberpreis bis auf ganze 75 $ pro Unze steigen könnte. Vor Kurzem stand er noch bei 32 $/ oz. Wo steht Silber jetzt auf dem Weg zur 75 $-Marke?

David Morgan: Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Silberpreis im Jahr 2011 noch über die 50 $ steigen wird. Das Top für dieses Jahr wurde also markiert - und zwar für eine ganze Weile. Ich gehe weiterhin davon aus, dass der Silberpreis im Verlauf des nächsten Jahres über 50 $ steigen wird. Ich hatte 65 $ -75 $ für Ende 2012 prognostiziert. Ich sehe keinen großen Preisansturm bei Gold und Silber für das erste Quartal 2012, welches saisonal stark ist. Normalerweise bekommen die Edelmetalle jedes Jahr im ersten Quartal einen sehr kräftigen Preisschub. Dieses Mal bleibe ich aber skeptisch, wegen der Entwicklungen in der Eurozone und dem ganzen Papiergeschiebe unter den Zentralbanken. Was die Entwicklungen der kommenden drei Monate angeht, halte ich mich zurück.


The Gold Report: Was halten Sie von der jüngsten Maßnahmen der britischen und kanadischen Zentralbank, die sich zusammentun, um die Liquidität in den Märkten erhöhen? Das schien dem Goldpreis ein wenig Auftrieb zu geben.

David Morgan: Solche Maßnahmen nenne ich "old school". Klar zeigt sich daran auch mein Alter, aber wir schauten damals gebannt darauf, was das US-Geldangebot machte. Wenn es eine deutliche Erhöhung des Geldangebots gab, schlug sich das auch im Goldpreis nieder, weil mehr Dollars auf eine begrenzte Anzahl von Gütern stießen. Es ist ein deutliches Zeichen, dass sich das Problem nicht mit mehr Papier aus der Welt schaffen lässt, und Gold macht lautstark darauf aufmerksam. Das Wachstum der Geldmengen M1, M2 oder M3 (von der Fed nicht mehr veröffentlicht) wird schon noch verfolgt, aber nicht mehr so intensiv wie noch in den 1970ern.


The Gold Report: In der Novemberausgabe Ihres "Silver Investor" berichteten Sie, China könnte sich zu einem bedeutenden Halter europäischer Schulden entwickeln. Ein solcher Schritt würde zwar mit einer deutlichen Entwertung der US-Staatsanleihenbestände Chinas einhergehen. China hätte damit aber gleichzeitig mehr Hebelwirkung, was sein Streben nach einer neuen, teilweise goldgedeckten Weltwährung angeht. Können Sie das ein wenig ausführen?

David Morgan: China als Nation ist zum Gläubiger der letzten Instanz geworden, weil es Geld hat, das recycelt werden kann. Je mehr Schulden China besitzt, desto mehr Kontrolle hat es über die Schulden. China würde generell größeren Einfluss bei Verhandlungen über Schuldausfälle und - schnitte gewinnen. Vor etwa 10 Jahren gab es eine Konferenz über einen goldgedeckten Yuan. Die Idee einer goldgedeckten Währung wird sich möglicherweise irgendwann in Zukunft verwirklichen. China hat die ganze Zeit über mehr Gold gekauft, als es öffentlich zugeben würde; aber diese Menge ist aktuell noch viel zu gering, um eine echte Golddeckung für eine Währung zu garantieren. Das Land kauft nach wie vor Gold - in aller Stille. Es lässt sich nur schwer sagen, wann China genug haben wird, um aus dem Yuan eine lebensfähige goldgedeckte Währung entstehen zu lassen. Und an diesem Punkt kommen die besagten Verhandlungen ins Spiel.


The Gold Report: Denken Sie, dass dieser Prozess noch Jahrzehnte dauern wird?

David Morgan: Mit Blick auf die Goldmengen, die China aktuell akquiriert, würde es Jahrzehnte dauern, bis genug Gold vorhanden ist, um einen goldgedeckten Yuan einzuführen. Sollte China jedoch einen bedeutenden Teil seines Geldes (US-Schulden) auf einen Schlag zugunsten von Gold abverkaufen, dann würden die Preise über Nacht in den Bereich von mehreren tausend Dollars schießen. Gold würde explodieren. Auf der anderen Seite verfügt China aber über den Schuldenhebel. China sagt also: "USA, ihr schuldet uns jetzt so viel Geld. Wir werden Euch einen Abschlag auf Eure Schulden gewähren. Ihr schickt uns also so und so viel Gold, und wir werden einen Teil unserer US-Schuldenbestände streichen." Sie haben also viel Macht. Man darf nicht vergessen: "Der Schuldner ist der Sklave des Gläubigers."




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